^ Flüchtlings-Intergration: Von Auszahlungen bis Zuhause finden - Weil am Rhein - Verlagshaus Jaumann

Flüchtlings-Intergration Von "Auszahlungen" bis "Zuhause finden"

Saskia Scherer
 Foto: Saskia Scherer

Überblick: Verwaltung ist aufgrund des Kriegs in der Ukraine sehr gebunden

Weil am Rhein - Der Krieg in der Ukraine hat auch Auswirkungen auf die Stadt Weil am Rhein. Oberbürgermeister Wolfgang Dietz gab im Kultur-, Sport- und Verwaltungsausschuss einen Überblick über aktuelle Zahlen und Fakten. Dabei sparte er nicht mit Lob für seine „sehr motivierte Mannschaft“ im Rathaus und weitere Helfer. Der OB ärgerte sich aber auch über Auflagen, die so manche Idee verkomplizieren.

Bisher haben sich 201 Geflüchtete bei der Ausländerbehörde in der 3-Länder-Stadt angemeldet, hauptsächlich Frauen und Kinder – die Zahl männlicher Geflüchteter über 18 Jahren liegt bei 20. Gab es vor dem Krieg 75 ukrainische Staatsangehörige in Weil am Rhein, sind es mittlerweile (Stand Montag) 270, bilanzierte Dietz.

Zwei Weiler Mitarbeiter sind einmal die Woche vor Ort im Landratsamt und nehmen PIK-Registrierungen vor (PIK steht für Personalinfrastrukturkomponente). Diese ist unter anderem erforderlich für Sozialleistungen und den Sicherheitsaspekt (Stichwort Schwarzmarkt für Pässe), erklärte der OB.

Wohnraum

Eine weitere Herausforderung stellt die Versorgung mit Wohnraum dar. Aktuell könne niemand sagen, wie viele Personen kommen werden. „Die Ankünfte sind ungeregelt und unregelmäßig.“ Bei einer Million ukrainischer Flüchtlinge in Deutschland müssten 400 in Weil untergebracht werden. Zum Vergleich: Im Jahr 2016, zu Zeiten der großen Flüchtlingswelle, waren es 190 Personen.

Mitarbeiter der Verwaltung prüfen Mietangebote vor Ort, kümmern sich um Mietverträge, die Möblierung und gegebenenfalls einen Umbau. Die Stadt fragt bei der Städtischen Wohnbau sowie der Baugenossenschaft Haltingen-Weil an und mietet auch selbst Wohnraum an. „Dadurch wurden bisher 62 Personen untergebracht“, berichtete Dietz. Es wird auch geprüft, ob Gebäude wie das ehemalige „La Loona“ oder gewerbliche Räume umgenutzt werden können. In den kommenden Wochen stehen rund 50 Häuser oder Wohnungen zur Verfügung. Weitere private Angebote können per E-Mail an ukraine@weil-am-rhein.de gemacht werden.

Möblierung

Die Wohnungen müssen natürlich auch eingerichtet werden. Bisher bestellt wurden unter anderem 30 Küchen, 60 Betten, 70 Matratzen und zwölf Waschmaschinen. Gerade letztere hätten lange Lieferzeiten. An Sachspenden verteilt wurden unter anderem Töpfe, Besteck, Geschirr und Handtücher. „Jede Ecke im Rathaus dient gerade als Lager“, ergänzte Hauptamtsleiterin Annette Huber. Beim Sortieren hilft der Willkommenskreis, dem der OB ebenfalls dankte. Die Helfer machen auch Hausbesuche und dolmetschen.

Schule

Kinder und Jugendliche können ihrem Alter entsprechend am Unterricht teilnehmen. Schulpflicht gilt allerdings erst nach sechs Monaten. Ein Problem sei aber, dass pädagogisches Personal fehlt.

Kita

In den Kindergärten herrschte schon vor dem Krieg Platzmangel, erinnerte der OB, auch der Fachkräftemangel ist nach wie vor aktuell. Was ihm die Zornesröte ins Gesicht treibt: Für die Einrichtung von eigenen Spielgruppen ist ab zehn Stunden Betreuung eine Betriebserlaubnis erforderlich. Dies gibt der Kommunalverband für Jugend und Soziales Baden-Württemberg vor. „Das ist daneben“, ärgerte sich Dietz. „Man muss flexibel sein.“ Geprüft wird zudem, ob eine befristete Reaktivierung des alten Kindergartens „Bärenfels“ möglich ist.

Sprache

Die Weiler VHS bot am 28. März einen Info-Abend für Geflüchtete und Betreuer mit etwa 100 Teilnehmern an. „Das war das erste Angebot im Landkreis“, wusste Dietz nicht ohne Stolz zu berichten. Es wurden auch Sprachkurse mit neuen Dozenten eingerichtet.

Finanzielle Hilfe

Die finanzielle Hilfe ist geregelt nach dem Asylbewerberleistungsgesetz, Leistungsträger ist der Landkreis. Die Stadt zahlt für diesen teilweise Geld bar im Rathaus aus. Die Sparkasse Markgräflerland habe sich zwar sofort bereit erklärt, Girokonten für Geflüchtete einzurichten, damit das Geld einfach überwiesen werden kann. „Doch da stellt die Deutsche Finanzaufsicht Forderungen“, monierte Dietz.

Lob für die Stadt

Ulrike Fröhlich zeigte sich stolz auf „ihre Stadt“ und sprach von einer enormen Belastung für die Mitarbeiter. „Wir werden ihre Unterstützung im Laufe des Jahres brauchen“, sagte der OB an die Gemeinderäte gerichtet. Manches müsse aktuell zurückgestellt werden. „Es wird ein langanhaltendes Thema sein.“

OB Wolfgang Dietz hob auch das große Engagement der Bürger hervor, sei es bei Sammelaktionen, Hilfstransporten oder Unterstützung beim „Ankommen“. Für Sonntag, 24. April, plant das Weiler Kulturamt ein Benefizkonzert im unteren Parkdeck des Kaufrings.

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