Weil am Rhein Von Pleiten, Pech und Pannen

Jürgen Scharf
Zum letzten Mal in diesem Jahr waren die Weiler Erzähler in ihrer „Sommerresidenz“ im Hof des Landwirtschaftsmuseums. Foto: Jürgen Scharf

Bei ihrem Sommer-Intermezzo im Hof des Landwirtschaftsmuseum hatten die Weiler Erzähler biografische Geschichten über das Leben und anderes dabei. 20 Zuhörer genossen den Freilicht-Erzählabend.

„Wie das Leben so spielt...“ ist das Jahresmotto der Weiler Erzähler. Beim jüngsten Abend, dem vierten und letzten dieses Sommers im lauschigen und urigen Hof des Altweiler Landwirtschaftsmuseums, drehte sich alles um Pleiten, Pech und Pannen. Passend zum Untertitel „Schlimmer kommt’s (n)immer“ hörte man manche sehr persönliche Geschichte vom Reisen und Ankommen.

Realistisches undselbst Erlebtes

Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen. In diesem Satz liegt Wahrheit, wie die interessierten Zuhörern feststellen konnten. Und es heißt ja auch, dass das Leben die besten Geschichten schreibt. Auch dieser Spruch bewahrheitete sich. Normalerweise tragen die Erzähler ja meist Märchen vor, aber dieses Mal war es teilweise Realistisches und selbst Erlebtes.

Das begann schon mit Hildegard Vierhuff, der Sprecherin und Leiterin der Erzählergruppe. Sie war 21 geworden, erzählte sie, gerade mündig, und wollte mit ihrer Cousine durch England trampen. Natürlich sei ihre Mutter „not amused“ gewesen. Aber die Reise habe sich gut angelassen. Doch dann kam schlechtes Wetter, Regen, alles war durchweicht, der Rucksack triefnass, keiner wollte anhalten. Der Aufenthalt wurde anders als erhofft. Zu guter Letzt landete sie in London in einem versifften Haus, aber sie hat es überstanden – eine „unvergessliche Reise“.

Auch andere in der Runde haben solche unvergesslichen Reisen in der Jugend erlebt. Mit seiner Fahrradtour durch Schweden mit seinem Freund Gerhard 1963 knüpfte Joachim Stockert an die biografische Reise-Erzählung an. Vor genau 60 Jahren war es, als er mit Zelt und Schlafsack im nassen Skandinavien unterwegs war, von Mücken geplagt, auf der Suche nach einem Schlafplatz. Die Pointe war, dass der damals 16-Jährige und sein Freund in einer Telefonzelle und auf einem Tisch in einer Tankstelle nächtigten.

Der arme Teufel, könnte man da kommentieren. Und um einen Teufel ging es auch in einer anderen Geschichte, die Renate Bingart vortrug. Sie hieß „Teufel im Weihwasser“ und stammte aus einer alten französischen Märchensammlung.

Vierhuff steuerte noch eine Erzählung des „Dschungelbuch“-Autors Rudyard Kipling bei über ein Elefantenkind, das mit seiner Neugier allerhand Ärger auslöst. Schlimmer geht’s für das Elefantenkind nimmer, aber es kriegt einen Rüssel und so nimmt das Ganze eine gute Wendung. Man könnte einen ganzen Abend nur mit Elefantengeschichten machen, meinte die ehemalige Lehrerin und frühere Stadtführerin.

Um große Tiere, nämlich Bären, ging es in der Lebensgeschichte ihres Vaters, die Angelika Schilling erzählte. Der vor wenigen Tagen Verstorbene hatte einen außergewöhnlichen Beruf: Er war Bärendompteur, hatte selbst vier Braunbären und trat mit ihnen im Zirkus auf. Diese besondere Erinnerung an ihren Vater teilte die Erzählerin mit den Zuhörern.

Als es langsam dunkel wurde im Hof, las Klaus Wittkämper, der seine Frau Brigitte Wittkämper vertrat, die von ihr ausgesuchte Hebel-Geschichte „Drei Wünsche“ vor. Weil das Tageslicht nicht mehr ausreichte, musste ihm Hildegard Vierhuff mit dem Handylicht leuchten. Man hörte einmal wieder die typische lebenskluge Hebelsche Moral.

Alemannische Sprüche und Witze

Um beim alemannischen Säulenheiligen zu bleiben: Es war an diesem warmen Abend ein schöner, stattlicher Kreis, an dem sich als Besucher Kurt Ruser mit launigen alemannischen Sprüchen und Witzen, die immer ein wenig Wahrheit beinhalten, beteiligte – ganz im Sinne Hebels „e freudig’s Stündli“.

Ein Wiederhören mit den Weiler Erzählern gibt es am 12. September im Kesselhaus.

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