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Weil am Rhein Warten auf den nächsten Zug

Beatrice Ehrlich
Am späten Vormittag trifft einer von zwei Regionalzügen am Bahnhof an diesem Morgen in Weil am Rhein ein. Foto: Beatrice Ehrlich

Auch in Weil sind Fahrgäste vom Streik der Lokführer betroffen.

Wie leergefegt sind die Bahnsteige am Bahnhof Weil am Rhein am Donnerstagvormittag. Mit einer Ausnahme: Auf Gleis 1 fährt in wenigen Minuten die S-Bahn in Richtung Lörrach, die von der Schweizer Bahngesellschaft SBB betrieben wird. Kristina Turkauf stempelt gerade am Fahrkartenautomat ihre Punktekarte ab.

Kristina Turkauf fährt zu einem Hebammenkongress nach Mainz. Foto: Beatrice Ehrlich

Ihre für heute gebuchte Zugfahrt nach Mainz musste die 40-Jährige aus Weil stornieren. Stattdessen fährt sie jetzt mit der S-Bahn nach Lörrach, um von dort mit einem Flix-Bus nach Mainz zu fahren. „Wir hatten Glück, dass einer fährt heute“, sagt sie. Dort nimmt sie an einem Hebammenkongress teil – „Ich nehme an, es wird einigen Hebammen so ergehen.“

Flix-Bus statt Bahn

Vom Ausfall ihres Zugs habe sie schon am Dienstag über die Bahn-App erfahren, berichtet sie. Von der Bahn will sie noch die Stornogebühren wieder zurückerhalten, die bei der Online-Stornierung einbehalten wurden. „Seltsamerweise hatte die DB am Mittwoch alle ihre Reisezentren geschlossen“, hält sie fest.

Vor verschlossener Tür

Grund dafür sei eine Betriebsversammlung gewesen, so berichtet eine andere Reisende kurz darauf. Auch sie habe in Lörrach vor verschlossener Tür gestanden.

Die meisten der am Bahnsteig im Weil Befragten haben Verständnis für den Streik der Lokführer. „Ich finde das gut, weil mir Arbeitsrechte besonders wichtig sind“, sagt ein junger Mann aus Basel, der in rund einer knappen Stunde, um 12.22 Uhr, die Regionalbahn RB 27 nach Freiburg nehmen will.

Mirijana Brandic fährt nach Freiburg. Foto: Beatrice Ehrlich

„Die Leute müssen Geld verdienen“, sagt Mirijana Brandic aus Lörrach, die mit einem kleinen Rollkoffer am Bahnsteig steht. „Das ist ein stressiger Job, man muss kämpfen, damit man mehr bekommt“, meint sie. Sie fährt nun eben einen Zug später als ursprünglich geplant. „Hauptsache, er fährt.“ Am Bahnschalter sei sie sehr freundlich informiert worden. Auch Jan Wohnrath aus Weil erklärt sich solidarisch: „Wenn du nicht streikst, kriegst du nicht mehr.“

Auch wenn er, der kein Auto besitzt und ausschließlich mit dem Deutschlandticket unterwegs ist, dadurch Einbußen zu erleiden hat. Er muss zu einem Termin nach Freiburg und will am Freitag privat weiter nach München.

Jan Wohnrath fährt mit dem Deutschlandticket. Foto: Beatrice Ehrlich

Sein Ärger hält sich in Grenzen. „Ich habe schnell geguckt, was mach’ ich am besten.“ Eine Frau, die neben ihm auf der Wartebank sitzt, klinkt sich ein. Das laufe auch ohne Streik so: Mal habe ein Zug Verspätung, mal falle er aus, sagt die Vielfahrerin, die auch kein Auto hat.

Fünf Syrer lassen sich von einer Passantin am Automaten beim Kauf eines Baden-Württemberg-Tickets helfen, mit dem sie erst nach Karlsruhe, dann nach Stuttgart reisen wollen, wo einer von ihnen Verwandte hat. Sie sind gerade über die Schweizer Grenze nach Weil gekommen. Vom Streik haben sie noch gar nichts bemerkt.

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