Weil am Rhein Wechselnde Namen, beständige Freude

Jennifer Ningel

Portrait: Närrische Jubiläen – Teil 3: Die Narrenzunft Wiler Zipfel besteht seit 66 Jahren / Zwei Vorgänger

Zwei Narrenzünfte gab es in Weil am Rhein vor der „Narrenzunft Wiler Zipfel 1957“. Das Jahr ihrer Neugründung trägt die Narrenzunft mittlerweile im Namen – zur Gründungszeit agierte sie allerdings noch unter der Bezeichnung „Vereinigte Schnitzelbankgesellschaft Weil am Rhein“.

Von Jennifer Ningel

Weil am Rhein. Von den drei Gründungen und der jetzigen Lage der Narrenzunft berichtet Oberzunftmeister Dietmar Fuchs im Gespräch mit unserer Zeitung.

Gründung und Geschichte

Die erste Weiler Narrenzunft wurde im Jahr 1927 aus dem Gesangverein „Frohsinn 1911“ gegründet. Sie gaben sich damals den Namen „Grüner Zipfel“, der auf die vielen Grünflächen in der Gemeinde Weil anspielte. Im Jahr 1928 führten sie ihren ersten großen Umzug durch. Aus dem Jahr 1929 hat Fuchs eine Anekdote parat: „Die ,Fabriknäscht Clique’ baute für den Umzug 1929 einen Fasnachtswagen mit einem ,Zeppelin’ darauf. Das Gefährt war aber so groß, dass es in Alt-Weil nicht um die Kurve herumkam und der Wagen noch während laufendem Umzug teilweise demontiert werden musste.“

In den Kriegsjahren fand in Weil keine Fasnacht statt. Erst im Jahr 1950 kam es zur Wiedergründung unter dem Namen „Fasnachtsgesellschaft Wiler Zipfel“. Ab dem Jahr 1951 führte diese Narrenzunft wieder Umzüge durch. Sie bestand nur bis Ende 1956, erzählt Fuchs. Anfang 1957 lag die Fasnacht in Weil also am Boden, was die Lörracher dazu bewegte, mit einem Wagen durch ihre Stadt zu ziehen, auf dem ein großer schwarzer Sarg zu sehen war, versehen mit der Aufschrift „Es Ruhe in Frieden, die Weiler Fasnacht!“.

Dies ließen die Chefs der fünf Weiler Schnitzelbankcliquen – Schnüffler, Mitropa, Zivilisten, Globetrotter und Rhymatrosen Clique – nicht auf sich sitzen und gründeten am 23. Januar 1957 die „Vereinigte Schnitzelbankgesellschaft Weil am Rhein“ im damaligen Café Allgeier. Von den Gründungsmitgliedern lebt heute nur noch Eberhard Petri. Zum Oberzunftmeister wurde Hans Friebolin gewählt, der sein Amt bereits im August 1957 an Willi Burger abgab. Dieser war bis 1987 Oberzunftmeister. Am 14. Juli 1958 kam es zur ersten Namensänderung in einer außerordentlichen Generalversammlung. Sie agierten fortan unter dem Namen „Narrenzunft Weil am Rhein“. Den Zusatz „Wiler Zipfel“ hängte die Zunft erst am 25. November 1966 an.

Einen bunten Abend organisierte sie erstmals im Februar 1958 in der Jahnhalle. Dies war die Geburt der Zunftabende. Das Programm lief damals alles andere als geplant: Der Hund, der aus der nachgebauten Sputnik springen sollte, war nicht in der Sputnik, sondern vor der Halle. Und der Jazztrompeter Louis Armstrong, gespielt von Max Lais, hatte bei seinem Auftritt seine Trompete hinter dem Vorhang liegen lassen.

Zwischen den Jahren 1968 und 1999 organisierte die Narrenzunft auch den Buurefasnachtsumzug, den sie vom Spielmannszug übernommen hatte. Im Jahr 1999 wurde dann die „Interessengemeinschaft Weiler Straßenfasnacht“ gegründet, da der Zunft die Organisation der Saal- und der Straßenfasnacht zu viel wurde. So kümmert sie sich bis heute nur noch um die Saalfasnacht, berichtet Fuchs.

Gehrock, Weste und Hut

Heute umfasst die Narrenzunft Wiler Zipfel 14 aktive Mitglieder zwischen 20 und 86 Jahren sowie etwas über 400 Passive – ohne die Cliquen mitzuzählen. Auf lange Zeit gesehen brauchen sie neue Mitglieder. Idealerweise wären diese zwischen 30 und Mitte 40, da der Zunft gerade die mittlere Altersstruktur fehlt, erklärt Fuchs.

In die Fasnacht startet die Zunft traditionsgemäß am 11.11. mit einem Familienabend in der Jahnhalle. Dieser ist für Mitglieder und wird von 300 bis 350 Personen besucht, erläutert der Oberzunftmeister. An diesem Abend wird auch das Motto der Fasnacht vorgestellt. Dann gibt es fünf Zunftabende im Vorfeld der „normalen“ Fasnacht. Sie finden dieses Jahr am 2., 3., 4., 10. und 11. Februar statt. An diesen Tagen kommen im Schnitt insgesamt 1300 bis 1500 Besucher in die Jahnhalle. Traditionell besuchen die Kollegen aus Lörrach und Grenzach-Wyhlen die Weiler Narrenzunft an einem Zunftabend und die Weiler besuchen ihre Kollegen, erklärt Fuchs. Auch laufen die Zunftmeister und Zunftstifte auf dem Buurefasnachtsumzug mit. Ein Häs haben sie dabei nicht, sondern treten in Gehrock, Weste und Hut auf.

Außerhalb der Fasnacht trifft sich die Zunft alle zwei Wochen zu Sitzungen. Gelegentlich gibt es auch Ausflüge und bis zu seiner Auflösung nahmen sie am Straßenfest teil. Diese Aktivitäten beschränken sich auf die aktiven Mitglieder, erklärt der Oberzunftmeister.

Während der Coronazeit haben sie über Videokonferenzen und WhatsApp Kontakt gehalten. Auch hat die Narrenzunft Filme für ihren YouTube-Kanal produziert. Damit wollten sie Aussagen: „Es gibt uns noch, wir machen was“.

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