Weil am Rhein Weihnachten im Warmen

Anita Indri-Werner
Auch Menschen, die kein Zuhause haben, feiern Weihnachten Foto: Pixabay

Heiligabend: Was, wenn ein Mensch kein Haus, keine Wohnung hat? Viele solcher Menschen treffen sich in der Wärmestube.

Die Tür ist weit offen, dahinter befindet sich auf dem Boden ein Korb mit einer Decke für die Hunde. Es geht ein paar Treppen hinauf und gleich links steht Udo in der Küche. „Ich bin hier Mädchen für alles“, sagt der Mann. Heute kocht er für die Besucher. Es gibt Gulaschsuppe mit Brot und eine vegane Suppe. Gulaschsuppe mit Brot? Früher gab es immer einen Braten mit Knödel und Rotkraut. Udo erklärt, dass die Suppe gespendet sei.

Baum und Gebäck

Erst am nächsten Tag, wenn Gabi Modler traditionell für die Gäste kocht, wird es ein richtiges Festessen geben. Dann geht es in den Aufenthaltsraum. Dort steht ein schön dekorierter Tannenbaum, auf einem Tisch sind gespendete Kuchen und Weihnachtsgebäck aufgebaut. Es gibt dazu Kaffee. Etwa ein Dutzend Männer und Frauen sind bereits da. Diese unterhalten sich und warten auf den Abend, denn dann werden Geschenke verteilt, die aus den unterschiedlichen Spenden zusammengestellt wurden.

Udo erzählt, der Koch sei derzeit im Urlaub, daher habe er diese Aufgabe übernommen. Normalerweise ist Udo für die Wäsche zuständig. Seit acht Jahren kommt der Obdachlose in die Wärmestube. Damals übernahm er alsbald Arbeiten. Udo schläft in einem Zelt, irgendwo im Freien. Grundsätzlich sei er gerne alleine. Es gefalle ihm, im Grünen zu sein. „Dort habe ich meine Ruhe, was will ich mehr“, sagt der Einzelgänger. Udo hat ein Hobby, er häkelt gerne. Die Ergebnisse seiner Arbeiten werden von ihm verschenkt.

Acht Jahre auf der Straße

Tino gesellt sich dazu, der ebenfalls in der Wärmestube mitarbeitet. Sauber machen, spülen und abends abschließen, das sind die Aufgaben, die Tino übernommen hat. Auch er schläft seit acht Jahren draußen.

Die Gründe, warum er auf der Straße lebt, seien persönlich, dazu will Tino nichts sagen. Sieben Jahre lang war er in ganz Europa mit dem Fahrrad unterwegs. Italien, Spanien, Frankreich und Polen, wo immer es ihn hingetrieben habe. Allerdings, räumt Tino ein, „in Deutschland gefällt es mir am besten.“ Dieses Land sei wunderschön. Träume hat Tino keine, es komme wie es kommt. „Ich bin zufrieden, so wie es ist.“

Bis August hatte Tobias noch eine Wohnung. Nachdem die Ehe zerbrach und er die Miete „nicht mehr alleine stemmen konnte“, wohne er im Zelt. Tobias ist der jüngste in der Runde. Aber, auch der Jüngste engagiert sich in der Wärmestube, denn Tobias ist für die Kleiderkammer zuständig. „Ich brauche eine Aufgabe.“

Froh über Wärmestube

Der Kontakt zur Wärmestube tue ihm gut: „Ich bin froh, dass es diese Einrichtung gibt.“ Was fehlt ihm? „Gas, um das Zelt im Winter zu heizen und zum Kochen“, dies sei immer Mangelware. Mit dem bisschen Geld, das ihm zur Verfügung stehe, müsse er nicht nur den Lebensunterhalt, sondern auch das Gas zum Heizen bezahlen. Dann zeigt Tobias stolz ein Bild seiner Tochter aus einem Leben, das er zurückgelassen hat.

Inzwischen sind noch mehr Menschen in die Wärmestube gekommen, um gemeinsam Weihnachten zu feiern. Es sind auch solche darunter, die zwar noch eine Wohnung haben, das Geld für ein warmes Essen jedoch knapp ist.

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