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Weil am Rhein Weiler Wärme optimieren

Saskia Scherer
Der Wärmeverbrauch soll deutlich gesenkt werden. Foto: Saskia Scherer

Energie: Kommunale Wärmeplanung wird vorangetrieben / Verbrauch reduzieren

In Weil am Rhein werden für die Wärmeerzeugung zu mehr als 90 Prozent fossile Energieträger genutzt. Das muss sich ändern. Es sollen aber nicht nur erneuerbare Energien zum Einsatz kommen, sondern die Energie soll auch viel effizienter genutzt werden. Die Stadt will fünf Maßnahmen im Rahmen der kommunalen Wärmeplanung in den kommenden fünf Jahren angehen.

Alle großen Kreisstädte haben laut Klimaschutzgesetz eine kommunale Wärmeplanung aufzustellen, erinnerte Oberbürgermeister Wolfgang Dietz. Der Landkreis führte bis Oktober eine interkommunale Wärmeplanung auf Landkreisebene durch, die als Pilotprojekt vom Land gefördert wurde. Ziel war die Erstellung eines Szenarios, das beschreibt, wie sich der Kreis und alle seine Kommunen bis 2040 klimaneutral mit Wärme versorgen.

Größter Anteil bei Privaten

Die zentralen Ergebnisse hat der stellvertretende Projektleiter Dirk Vetter von der Firma endura kommunal in der Sitzung vorgestellt.

Pro Jahr werden in Weil 318 Gigawattstunden verbraucht, davon zwei Drittel von privaten Haushalten (67,3 Prozent), erläuterte Vetter. Der Anteil von Industrie und Produktion liegt bei 18,4 Prozent, der von Gewerbe, Handel, Dienstleistern, Verkehr und sonstigem bei 10,5 Prozent und der des öffentlichen Diensts bei 3,8 Prozent.

Mehr als 90 Prozent fossile Energieträger werden für die Wärmeerzeugung genutzt, die Versorgung über die Wärmenetze umfasst einen Anteil von fünf Prozent. 30 Prozent der Heizungen sind älter als 15 Jahre, 15 Prozent sogar älter als 30 Jahre, hob Vetter hervor. Insgesamt wurden 7527 Gebäude erfasst.

Bei der Potenzialanalyse für erneuerbare Energie und Abwärme gilt es zu unterscheiden, betonte Vetter: Es gibt genutztes, geeignetes und bedingt geeignetes Potenzial. Unter genutzt versteht man, was aktuell bereits ausgeschöpft ist, unter geeignet, was unter konsequenter Beachtung naturschutzfachlicher Restriktionen nutzbar ist und unter bedingt geeignet werden im Prinzip alle Potenzialflächen ohne Berücksichtigung möglicher Restriktionen genannt. In Weil gebe es sehr viele für Solarthermie geeignete Dachflächen. „Das ist die große Stärke im urbanen Bereich“, sagte Vetter. Zudem gebe es in Weil acht Wärmenetz-Eignungsgebiete.

Bis 2040 soll der Gesamtwärmeverbrauch um 40 Prozent reduziert werden. „Dafür ist eine starke Zunahme Wärmenetz-versorgter Gebiete zwingend notwendig.“ Objektbezogene Wärmeversorgungen müssten stark reduziert werden.

Da zwei Großunternehmen in Rheinfelden sehr viel Abwärme produzieren, ist auf Kreisebene eine sogenannte Ringleitung im Gespräch. „Damit steht man aber noch ganz am Anfang“, betonte Erster Bürgermeister Rudolf Koger. Auch für Tiefengeothermie seien Potenziale vorhanden, so Vetter.

Und wie soll Weil die Wärme für die Wärmenetze erzeugen, bis eine Ringleitung möglicherweise gebaut ist? Der Vorschlag, den Vetter darlegte, gliedert sich in 20 Prozent Kläranlagen-Abwärme, 30 Prozent Rheinwasser-Wärmepumpen, 20 Prozent Biomasse und 20 Prozent Erdgas.

Die fünf Maßnahmen

Der Gemeinderat soll nun auf Empfehlung des Ausschusses folgende fünf Maßnahmen beschließen: die vertiefte Analyse der im Stadtgebiet vorhandenen Abwärmepotenziale und Erschließung dieser die Initiierung und Unterstützung der Projektierung einer Abwärmetransportleitung  die Erweiterung und künftige Sanierung der vorhandenen Wärmenetze die Unterstützung und Initiierung von Maßnahmen, um die energetische Gebäudesanierung voranzutreiben die Intensivierung von Kommunikationsmaßnahmen zur Installation von PV-Dachanlagen.

Räte sehen Potenzial

Martin Fischer (Grüne) sieht beim Dämmen und bei den Dachflächen viel Potenzial. „Aktuell gibt es ja einen Boom wegen der Gaskrise.“ Es sei nur schade, dass jeder Hausbesitzer seine eigene Sache mache. „Man hätte früher starten sollen. Aber wir befinden uns auf einem guten Weg.“ Erster Bürgermeister Rudolf Koger erinnerte an einer Info-Veranstaltung zum Thema Nahwärme: „Wir wurden ausgelacht. Das Gas war zu billig.“ Bei den Dachflächen gelte es, zunächst zu prüfen, wie viele wirklich geeignet sind, goss Koger hier Wasser in den Wein. OB Wolfgang Dietz wies auf den Aspekt des Denkmalschutzes hin. Nicole Sütterlin (Grüne) wusste von Lockerungen zu berichten, die im Sommer in Kraft getreten sein. „Die Stadtverwaltung kann da schon sehr viel leisten mit Beratung und Vorbildfunktion“, meinte sie. Der OB würde lieber Geld in die Ausbildung von Heizungsbaumeistern stecken: „Wir leben in einer Republik der Debatte und nicht des Machens.“

„Wir müssen Gas geben“, betonte Matthias Dirrigl (SPD). Das Thema Abwärme könne eher der Gemeinderat vorantreiben, die energetische Sanierung eher der Bürger. Er wünschte sich auch eine gute Kommunikation. Dirk Vetter von endura kommunal stimmte ihm zu: „Die Kommunikation ist das Ein und Alles. Aber der größte Treiber sind der Preis und die Versorgungssicherheit“, stellte er klar.

„Abhängigkeit kostet Geld, aber wir sind nicht machtlos“, meinte Andreas Rühle (UFW). „Jetzt ist der richtige Zeitpunkt.“ Dass der Rhein als Wärmequelle genutzt werden kann, war ihm neu. „Das ist nicht so einfach umzusetzen und nicht vorne auf unserer Agenda“, stellte Koger klar.

Vetter ist sich bewusst, dass die kommunale Wärmeplanung herausfordernd ist. „Es gibt keine Komplettlösung. Aber wir können viel machen.“

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