Das Schaudepot des Vitra-Design-Museums ist zwar jeden Tag zugänglich, ein Blick „hinter die Kulissen“ mit kundig kommentierter Führung ermöglicht jedoch nichtalltägliche Einblicke und Erfahrungen. Der jüngste Rundgang mit Sammlungsleiterin und Restauratorin Susanne Graner stieß denn auch auf großes Besucherinteresse. Von Walter Bronner Weil am Rhein. Die stattliche Gruppe erhielt dabei zunächst aufschlussreiche Informationen zu den in Weil vorhandenen weltweit wichtigsten Beständen des internationalen Möbeldesigns, dessen Referenzstücke hier vieltausendfach auf den Hochregalen des riesigen Depots lagern und teils direkt zugänglich, größtenteils aber durch überdimensionale „Schaufenster“ zu besichtigen sind. Derzeit enthält die einzigartige von den Basler Architekten Herzog & de Meuron entworfene Riesenschatzkammer rund 8000 Möbel und über 1000 Leuchten vorwiegend italienischer und skandinavischer Provenienz. Letztere Sammlung veranschaulicht auch sehr schlüssig die Geschichte des Leuchtendesigns im 20. Jahrhundert von den ursprünglichen kunstgewerblichen Objekten bis zur seriellen Produktion an Objektbeispielen international bedeutender Entwerfer. Ein Schauraum im Untergeschoss zeigt die originalgetreue Nachgestaltung des Kreativbüros von Charles und Ray Eames, so wie es einst am Washington Boulevard in Venice, Los Angeles, ausgestattet war. Die darin gezeigten Einrichtungsgegenstände stammen fast ausnahmslos aus dem Original-Nachlass des kreativen Ehepaars , das zu den wichtigsten Designern des 20. Jahrhunderts zählte. Der geführte „Blick hinter die Kulissen“ ermöglichte auch die Besichtigung des Großraumbüros mit den etwa 40 Arbeitsplätzen des Museumspersonals, das nicht im Museum selbst beschäftigt ist. Ebenso in die stetig wachsende Bibliothek mit ihren rund 8000 aktuellen Fachbüchern zum Thema „Möbel- und Raumausstattungs-Design“, ergänzt durch zahlreiche bibliophile Kostbarkeiten aus Antiquariatskäufen und einer Fülle regelmäßig erscheinender Fachmagazine. Durch die Glaswand inspiziert werden durfte schließlich auch noch die Restaurierungswerkstatt, einschließlich deren aktuell in Arbeit befindlichen Sanierungsobjekten. Bereitwillig beantwortete Susanne Graner während des Rundgangs auch individuelle Fragen. So etwa die zur Finanzierung von Museum und Depot, zu der Eintrittsgelder, Shopverkäufe, Leihgaben-Einkünfte und Cateringerlöse den geringeren Anteil gegenüber der Sponsoren-Unterstützung ausmachen. Interessant waren auch die Ausführungen zu den Restaurierungsarbeiten, die angesichts der Materialvielfalt des Museumsgüte das Fachpersonal ständig vor neue Herausforderungen stellen. Als exemplarisches Beispiel dafür nannte Susanne Graner lädiertes Mobiliar aus biologisch abbaubaren Kunststoffen, das es in diesem Fall zu sanieren gilt und nicht dem natürlichen Zerfall überlassen werden darf.