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Weil am Rhein Weniger Unfälle – außer mit E-Bikes

Saskia Scherer
Entgegen dem sonstigen Trend steigen die Unfallzahlen im Berich E-Bikes (Symbolfoto). Foto: sba/Sebastian Gollnow

Interview: Andreas Schaffhauser, Leiter des Verkehrsdiensts Weil am Rhein, zur Verkehrsentwicklung / Warten auf Projektstudio für Schwerverkehrszentrum

Weil am Rhein  - Eineinhalb Jahre nach Beginn der Corona-Pandemie bewegen sich die Verkehrsströme wieder in Richtung Normalzustand, haben diesen aber in der Region noch nicht ganz erreicht. Andreas Schaffhauser, Leiter des Verkehrsdiensts Weil am Rhein, blickt im Gespräch mit unserer Zeitung auf die Entwicklung.

Dabei spricht er auch über Unfallzahlen, den Sommer-Schwerpunkt Zweiradfahrer und mehr.

Frage: Zu Beginn der Corona-Pandemie gab es Veränderungen im Grenzverkehr: Weniger Pendler, die LKW-Staus verlagerten sich vom Wochenbeginn Richtung Wochenende. Läuft mittlerweile wieder alles komplett normal?

Der Schwerverkehr hat sich in unserem Bereich weitgehend normalisiert, hat aber noch nicht ganz das Niveau von 2019 erreicht. Die Staulagen verlaufen inzwischen wieder zunehmend nach altem Muster – also mit höherem Aufkommen zu Wochenbeginn und abflachender Kurve ab Wochenmitte. Derzeit ist es aufgrund der Urlaubszeit naturgemäß im LKW-Bereich etwas ruhiger – dafür kommt der Reiseverkehr hinzu.

Frage: Generell war weniger Verkehr auf den Straßen. Wie hat sich die Situation entwickelt, ist wieder so viel los wie vor Corona?

Auch der Gesamtverkehr hat in unserem Bereich wieder zugenommen, bleibt aber nach wie vor hinter den Zahlen vor Covid-19 zurück, was sich auch in der Unfalllage niederschlägt. Die Unfallzahlen sind im ersten Halbjahr 2021 weiter gesunken. Der aktuelle Reiseverkehr bleibt in unserer Wahrnehmung ebenfalls noch hinter den Zahlen von 2019 zurück.

Im Bereich der Motorradunfälle registrierten wir im Landkreis Lörrach im ersten Halbjahr ebenfalls leichte Rückgänge, wobei hier auch witterungsbedingte Einflüsse eine Rolle spielen können. Während die Gesamt-Unfallzahlen im Radverkehr (mit und ohne Strom) relativ konstant blieben, ist ein Anstieg bei den Pedelec-Unfällen zu beobachten. Dies dürfte auf die steigenden Verkaufszahlen in diesem Segment zurückzuführen sein.

Frage: Jetzt im Sommer liegt sicher ein Hauptaugenmerk auf den Motorradstrecken, oder?

In der warmen Jahreszeit liegt tatsächlich einer unserer Schwerpunkte im Bereich der Zweiradfahrer. Aktuell sind wir hier in zwei verschiedene Konzeptionen des Polizeipräsidiums Freiburg eingebunden. Zum einen wird die Motorradkonzeption aus den Vorjahren fortgesetzt. Zum anderen wurde eine Fahrradkonzeption ins Leben gerufen, die neben der Fahrrad-Stadt Freiburg auch in Lörrach einen regionalen Schwerpunkt hat.

Frage: Sind denn wieder mehr Fahrer aus den Nachbarländern und Touristen unterwegs?

Ja – sowohl Motorrad-Touristen aus dem In- als auch aus dem Ausland sind auf den kurvenreichen Straßen des Südschwarzwalds wieder anzutreffen. Gemeinsam mit den örtlichen Polizeirevieren finden regelmäßig Kontrollen, vor allem auf stark frequentierten oder unfallträchtigen Streckenabschnitten statt.

Unser Augenmerk liegt hier sowohl auf Verhaltensverstößen als auch auf zulassungsrechtlichen Problematiken. Ziel ist es, die „schwarzen Schafe“ zu erwischen und entsprechend zu sanktionieren. Wenige Unvernünftige bringen hier oftmals eine ganze Sparte von Verkehrsteilnehmenden in Verruf.

Steigende Zulassungszahlen und laute Motorräder sorgen zusätzlich für Unmut in lärmgeplagten Schwarzwaldgemeinden. Daher nehmen wir bei unseren Kontrollen auch regelmäßig Geräuschpegelmessungen vor.

Frage: Laut dem Innenministerium ist wie schon im vergangenen Jahr die Gesamtzahl der Verkehrsunfälle im Land gesunken. Und die Zahl der Verletzten und Getöteten im Straßenverkehr lag im ersten Halbjahr 2021 so niedrig wie nie seit der Einführung der Unfallstatistik im Jahr 1953. Was sagen hier die Zahlen?

Bis 1953 kann ich aus dem Stand nicht zurückblicken. Im Landkreis Lörrach ist aber grundsätzlich der gleiche Effekt zu beobachten. Sowohl die Gesamtunfallzahlen, als auch die Unfälle mit Personenschäden sind aktuell (auch im Vergleich zu 2020) weiter rückläufig. Zum Vorjahr beträgt der Rückgang gut zwölf Prozent, Unfälle mit Personenschäden gingen sogar um 19 Prozent zurück.

Für den Bereich der Getöteten gilt das aber leider nicht. Hier bewegen wir uns derzeit mit fünf Verkehrstoten im ersten Halbjahr im Bereich des Mittelwertes der letzten Jahre.

Frage: Unfälle mit E-Scootern haben im Land stark zugenommen – ist Ihnen das auch hier aufgefallen?

Diese Fahrzeugkategorie ist im Landkreis Lörrach bislang noch unauffällig. Nach einem Unfall im Vergleichszeitraum 2020 haben wir dieses Jahr zwei Unfälle registriert. Beide Unfälle ereigneten sich im Stadtgebiet Weil am Rhein, es blieb jeweils bei leichteren Verletzungen.

Frage: Und wie sieht es bei den E-Bikes aus, passieren mit diesem Verkehrsmittel viele Unfälle?

Wie bereits ausgeführt, steigen hier die Unfallzahlen entgegen dem sonstigen Trend – im aktuellen Jahr sogar deutlich, das heißt um zirka ein Drittel. Oder in Zahlen – von 26 Unfällen im Jahr 2020 auf 35 Unfälle in diesem Jahr (jeweils erstes Halbjahr).

Gleichzeitig sank allerdings die Zahl der Unfälle mit nicht-elektrifizierten Fahrrädern (von 148 auf 121), was auf einen gewissen Verdrängungseffekt innerhalb der Zielgruppe hindeuten könnte.

Da aber auch hier Witterungsfaktoren und Entwicklungen in Sachen Verkehrswende eine Rolle spielen können, beobachten wir diesen Bereich sehr aufmerksam.  Ich gehe aufgrund der boomenden Marktsituation von einer Zunahme des Fahrradverkehrs und hier speziell der Pedelecs aus.

Die Entwicklung der Unfallzahlen in diesem Bereich bleibt abzuwarten. Sie hängt zum Teil auch vom Ausbau der Verkehrswegeinfrastruktur ab, die sich dieser Entwicklung zum Teil noch anpassen muss.

Frage: Noch etwas anderes: Gibt es eigentlich Neuigkeiten zum Thema Schwerverkehrszentrum?

Leider liegen mir hierzu noch keine neuen Informationen vor. Wir warten noch immer auf die Veröffentlichung der Projektstudie des Regierungspräsidiums Freiburg und hoffen, dass uns die dortigen Erkenntnisse in dieser Sache weiterhelfen und damit wieder Bewegung in die Sache kommt.

Der Druck im Bereich Schwerverkehr ist nach wie vor hoch. Unser Aufwand an den beiden Autobahngrenzübergängen und den damit verbundenen Staulagen ist erheblich und sehr personalintensiv. Neben den Lasterfahrern selbst, sind vor allem Pendler stark von den Auswirkungen der Staus betroffen.

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