Weil am Rhein Wenn das Geld nicht für die Miete reicht

Uwe Thomes
Aus vielerlei Gründen kann der Traum einer eigenen Wohnung in weite Ferne rücken. Foto: Pixabay

Im Kultur-, Sport- und Verwaltungsausschuss hat Ellen Nonnenmacher von der Tätigkeit der Fachstelle Wohnungssicherung berichtet.

Gefährdeten Wohnraum in Zusammenarbeit mit den Betroffenen zu sichern, ist das primäre Ziel der Fachstelle Wohnungssicherung Weil am Rhein. Ellen Nonnenmacher, Leiterin des Weiler Rechts- und Ordnungsamts, bezeichnete das Ergebnis für 2023 als sehr positiv, konnten doch bei 48,5 Prozent der Betroffenen die Wohnung gesichert und bei weiteren 30,3 Prozent eine alternative Unterbringung gefunden werden.

19 Personen sind untergekommen

Die Fachstelle Wohnungssicherung besteht seit dem 1. Januar 2014. Grundlage ist eine Vereinbarung der Stadt Weil mit dem AGJ-Fachverband für Prävention und Rehabilitation der Erzdiözese Freiburg. Gemäß dieser Vereinbarung legt die Fachstelle der Stadt jährlich ihren Tätigkeitsbericht vor. Eine Obdachlosigkeit konnte demnach bei 78,5 Prozent der Haushalte erfolgreich verhindert werden, inzwischen gelten 84 Prozent der Fälle als abgeschlossen. 19 Personen, zwölf Erwachsene und sieben Kinder, mussten von der Polizeiabteilung in eine Obdachlosenunterkunft der Stadt eingewiesen werden.

Obdachlos durch Brand eines Mehrfamilienhauses

Elf Personen darunter sind durch einen Brand eines Mehrfamilienhauses im August 2023 obdachlos geworden. Allerdings – so räumte Nonnenmacher ein – seien in dieser Unterkunft noch immer auch sechs Personen von einem Brandfall Ende 2022 untergebracht, für die sich bis heute kein neuer Wohnraum gefunden habe. Und hier beklagt sie einen Missstand: gemäß behördlicher Vorgabe sollte es maximal sechs Monate dauern, bis für Obdachlose bezahlbarer Wohnraum gefunden sei, was auch als strategisches Ziel der Fachstelle definiert ist, allerdings ohne zeitliche Befristung.

„Diese Maxime von sechs Monaten geht vollständig an der Realität vorbei“, so Nonnenmacher. Die eigenen Kapazitäten der Stadt Weil sind erschöpft, zusätzliche Räumlichkeiten mussten angemietet werden. In Weil, einer von Wohnungsknappheit betroffenen Stadt, müsse das Ziel, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, deshalb mit aller Konsequenz weiterverfolgt werden.

Mietschulden sind Hauptursache

Hauptursache für eine Wohnungskündigung sind Mietschulden. Bei den betroffenen Personengruppen dominieren alleinstehende Frauen mit Kindern sowie alleinstehende Männer ohne Kinder mit einem Anteil von jeweils rund einem Viertel. Außerdem spielt Altersarmut eine wichtige Rolle: ein Drittel aller Personen ist über 50 Jahre alt. Und: In 51,6 Prozent der von der Fachstelle erreichten Haushalte leben Menschen mit Migrationshintergrund, denen es aus diversen Gründen offensichtlich schwerfällt, öffentliche Leistungen zu beantragen. Faktoren wie Erwerbslosigkeit, Überschuldung, psychische Probleme sowie Krankheit und Behinderung können ebenfalls ausschlaggebend sein.

Der Bericht fand die dankbare Zustimmung der Gemeinderäte, machte aber gleichzeitig auch betroffen. „Was können wir als Gemeinderäte zur Verbesserung der Situation beisteuern?“ fragte SPD-Gemeinderat Matthias Dirrigl in die Runde.

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