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Weil am Rhein Wie die Wärme in den Boden kommt

Saskia Scherer
Die Straße „Im Herbergacker“ ist seit geraumer Zeit eine Baustelle – dort werden Nahwärmeleitungen verlegt. Foto: Saskia Scherer

Meter um Meter schiebt sich seit Mitte Januar eine Baustelle die Straße „Im Herbergacker“ entlang. Dort werden derzeit Nahwärmeleitungen verlegt. Eine aufwendige Arbeit – bei der auch schon eine besondere Überraschung im Untergrund wartete.

Michael Burger, Technischer Leiter der Weiler Stadtwerke, erklärt im Gespräch mit unserer Zeitung, wie die Verlegung überhaupt funktioniert. Zunächst muss die Straße aufgerissen werden, wofür ein großer Bagger zum Einsatz kommt. Anschließend wird ein Graben angelegt, in dem später die Nahwärmeleitungen verschwinden. Für die Hausanschlüsse wird in Richtung der Gebäude gegraben und dann mittels Kernbohrung eine Öffnung in der Wand geschaffen.

Die bereits isolierten Leitungsstücke werden auf Styropor gebettet, weil die Rohrleitungen zusammengeschweißt werden müssen, erläutert Burger. „Dafür ist genügend Abstand nötig.“ Und auch für die Verfüllung, denn das Ganze wird schließlich mit Sand umhüllt. Nach dem Verschweißen werden die Stöße noch isoliert. Für die Hausanschlüsse werden Leitungen nach Maß abgeschnitten oder Passstücke vom Rohrleitungsbauer geliefert. Zum Schluss wird die Straße wieder aufgefüllt und die Oberfläche wieder hergestellt. Weil die Straße direkt mitsaniert wird, wurde auch mehr ausgegraben als üblicherweise nötig.

Eine Schwierigkeit bei der Verlegung: „Die Wärme kommt immer zuletzt, wenn alles andere schon im Boden ist“, erklärt der Technische Leiter. Gerade bei kleineren Straßen stellt sich dann die Frage: „Wo finden wir Platz?“ Denn zwischen Nahwärme- und Wasserleitung muss genügend Abstand liegen. „Mindestens 80 Zentimeter sollten es sein“, sagt Burger. Falls sie sich zu dicht beieinander befänden, könnte sich das Trinkwasser auch erwärmen und dann können sich Keime bilden.

Immer wieder finden sich unter der Oberfläche auch Überraschungen: „In der Humboldtstraße haben wir betonierte Kabelkanäle gefunden, die nicht in den Planunterlagen zu sehen waren. Wir haben zum Teil wöchentlich umgeplant“, erinnert sich der Technische Leiter. „Darauf hätten wir gerne verzichtet.“ Bei der Grundlagenermittlung holt das beauftragte Ingenieurbüro Leitungsabfragen bei den Versorgungsunternehmen ein, so dass die Positionen verschiedener Leitungen ermittelt werden können. Bei älteren Leitungen fehlen die Daten aber auch mal oder sind nicht ganz präzise.

Im Herbergacker fand sich im Boden dagegen eine Überraschung, die nichts mit den Rohren zu tun hat: ein Öltank. „Der war zwar schon außer Betrieb, aber wir wussten nicht, zu welchem Haus er gehört.“ Um eine riesige Baugrube zu vermeiden, wurde er kurzerhand ausgeschnitten und die Nahwärme mittendurch geführt.

Gesteigertes Interesse

Fast alle Gebäude erhalten übrigens einen sogenannten Blindanschluss, nur ein Eigentümer hat abgelehnt. Es wird unterschieden zwischen aktiven und inaktiven Anschlüssen, erläutert Burger weiter. Inaktiv bedeutet, die Leitung wird ins Haus verlegt und kann auch erst in ein paar Jahren umgehängt werden. Aktiv bedeutet, der Eigentümer kümmert sich mit einem Heizungsbauer um den sekundären Umbau, also die Umhängung auf die Übergabestation, die die Stadtwerke liefert. „Wir bieten beides an.“

In Zeiten der Energiekrise verzeichnen die Stadtwerke definitiv ein gesteigertes Interesse an der Nahwärme. „Wir erhalten laufend Anfragen, auch aus Bereichen, in denen wir noch gar nicht sind“, schmunzelt Burger.

Noch einiges zu tun

Wenn die Arbeiten im Herbergacker fertig sind, muss noch die Hauptstraße gequert werden, um den Bonitas-Bau anzuschließen. Außerdem fehlt noch die Verbindung zur Bestandsleitung in der Schillerstraße im Bereich des Rathausplatzes. Und die nächste Maßnahme im Bereich zwischen Gemeinschaftsschule und Leopoldschule soll Ende April beginnen. Es gibt also noch einiges zu tun. „Langweilig wird uns nicht“, lacht Michael Burger.

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