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Weil am Rhein Wie Flucht auf verschiedenen Kontinenten aussieht

Saskia Scherer
Es geht um Flucht auf unterschiedlichen Wegen... Foto: Giulio Piscitelli

Die Colab Gallery zeigt eine Sonderausstellung mit Fotos zum Thema Migration. Im Fokus steht ein Gespräch der beiden Künstler.

Die zwei Fotografen Pablo Allison und Giulio Piscitelli, die sich beide in ihrem Werk mit Migration beschäftigen, treffen in der Friedlinger Galerie aufeinander. Im Rahmen eines Gesprächs am Samstag, 21. Oktober, ab 20 Uhr unterhalten sie sich über ihre Projekte „The Light of the Beast“ (Allison) und „Harraga“ (Piscitelli). Begleitend wird eine Sonderausstellung eröffnet, die drei Wochen lang zu sehen ist.

Pablo Allison ist in der Colab Gallery kein Unbekannter: Vor gut einem Jahr fand schon einmal ein Gespräch mit dem Fotografen statt, der übrigens auch in der Graffiti-Szene aktiv ist – und somit „passt“ er auch in die Friedlinger Galerie. Damals ging es um sein „Detainee Handbook“. „Pablo landete in einem Detention Center in den USA, weil sein Visum abgelaufen war, was er nicht wusste“, erklärt Stefanie Imgraben, die für das Galerie-Management zuständig ist. In solchen Einrichtungen – „Pablo nennt sie Gefängnisse“ – würden Menschen festgehalten, die verdächtigt werden, gegen das Einwanderungsgesetz verstoßen zu haben, bis ihr Fall behandelt wird. Er fertigte dort Zeichnungen und Notizen an und veröffentlichte alles.

Buch veröffentlicht

Anlass für die neuerliche Einladung in die Colab Gallery ist laut Imgraben die neu erschienene zweite Auflage seines anderen Buchs „The Light of the Beast“. Darin dokumentiert Allison die Leben derer, die sich auf den Weg von Mittelamerika nach Mexiko oder in die USA machen, um ein vermeintlich freies Leben zu erlangen. Viele Aufnahmen sind bei Reisen mit dem „Beast“ entstanden, dem bei Migranten unter diesem Namen bekannten Güterzug, der Waren zwischen Mexiko, den USA und Kanada transportiert.

Flucht mit dem Zug Foto: Pablo Allison

Bei den Überlegungen, wie das Gespräch gestaltet werden soll, schlug Allison vor, Giulio Piscitelli dazuzuholen. Die beiden kennen sich aus der Graffiti-Szene. Fotojournalist Piscitelli begleitet seit 2010 Geflüchtete auf der Mittelmeerroute.

In der Sonderausstellung, die bis zum 9. November zu sehen ist, werden je zwölf Fotografien der beiden gezeigt. Zum Teil handelt es sich auch um Schriftstücke, wie einen vollgekritzelten Geldschein, auf dem ein Migrant seine Gedanken notiert hat, oder Inschriften auf einer Gefängniswand.

Aber nicht nur die Verbindung zur Schrift haben die beiden bei ihren Arbeiten gemeinsam. „Es gibt auch Situationen, die sich ähneln“, sagt Imgraben. Beide Fotografen haben beispielsweise im Fluss badende Menschen abgelichtet: einmal in Mexiko, einmal in Griechenland.

„Harraga Valientes“

Das Gespräch und die begleitende Ausstellung sind mit „Harraga Valientes“ überschrieben, was übersetzt so viel bedeutet wie „die Mutigen, die die Grenzen verbrennen“. Es setzt sich zusammen aus „Migrantes Valientes“ (Mutige Migranten), das in Allisons Graffiti-Tags auftaucht, und dem von Piscitelli für sein Projekt gewählten Ausdruck „Harraga“. Das arabische Wort bedeutet „die, die Grenzen verbrennen“ und bezeichnet vor allem in Algerien, Tunesien und Marokko diejenigen, die versuchen, nach Europa zu gelangen. „Was die beiden geschaffen haben, ist etwas Dokumentarisches“, meint Imgraben. Die Fotografen seien aktiv auf diesen Reiserouten unterwegs gewesen und brächten sie nun anderen näher. „Es geht um Kunst, aber auch um mehr – um etwas, das stattfindet.“

Solche Gespräche – auch „Talks“ genannt – finden in der Colab Gallery immer mal wieder statt, erzählt Imgraben. Am 21. Oktober werden Allison und Piscitelli miteinander über das sprechen, was sie erlebt haben und in der Sonderausstellung zu sehen ist. Diese steht übrigens nicht mit der aktuellen Gruppenausstellung „Public Provocations“ in Verbindung.

Gespräch und Eröffnung am Samstag, 21. Oktober, 20 Uhr, in der Colab Gallery, Eintritt frei

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