^ Weil am Rhein: Wie eine Trockenmauer entsteht - Weil am Rhein - Verlagshaus Jaumann

Weil am Rhein Wie eine Trockenmauer entsteht

Weiler Zeitung
Echte Handarbeit war im Workshop gefragt. Foto: zVg

Naturschutz: Ohne Mörtel und nur aus Steinen / Workshop zeigt Vorgehen auf

Weil am Rhein - Auf dem Tüllinger Berg wird zur Zeit als Aufwertung einer ökologisch wertvollen Fläche eine solide, langlebige Trockenmauer fachmännisch gebaut. Diese Baumaßnahme wird von Mobil (Modellregion Biotopverbund Markgräflerland) sowie der unteren Naturschutzbehörde (UNB) im Landratsamt Lörrach begleitet. Die Stadt Weil am Rhein wird diese Trockenmauer als naturschutzrechtliche Ökokontomaßnahme bevorraten.

Trockenmauern sind ein besonderer Mauertyp. Sie werden ohne Mörtel nur aus Steinen gebaut und sind prägende Elemente in Kulturlandschaften. Fugenreiche Mauern sind oft artenreiche Lebensräume mit kleinräumig wechselnden und vielfältigen Strukturen. Abhängig von Alter, Art, Struktur und Exposition werden sie allmählich von Pflanzen besiedelt. Sonnenexponierte Mauern sind durch ihre Blütenvielfalt landschaftsbildend. Die typische Bewohner eines derartigen Lebensraums: Eidechsen, Wildbienen, Spinnen, Amphibien, Schlangen sowie sogar Vögel und Kleinsäuger.

Theorie und Praxis am Tüllinger

Im Rahmen der Erstellung dieser Trockenmauer wurde vom Verein „Streuobst-Klassenzimmer“ auch ein Workshop „Bau einer Trockenmauer“ für Naturschutz-Experten veranstaltet, wie im Nachgang berichtet wird. Dieser Workshop bestand aus einem theroretischen Teil, welcher durch den ausführenden Trockenmauer-Spezialisten Thomas Mayer aus Kandern durchgeführt wurde. Dabei wurden anhand der laufenden Arbeiten an der Trockenmauer sowie mit einer erstellten Dokumentation die einzelnen wesentlichen Merkmale einer fachmännischen Bauweise vorgestellt. Dabei lernten die Teilnehmer Fachbegriffe wie Mauerfuß, Mauerkopf, Böschungsneigung, Drainageschicht und Hinterfüllung kennen. Auch Wissenswertes über Bindersteine, Kreuzfugen und Hintermauerung gab es.

Der praktische Teil des Workshops bestand dann aus echter Handarbeit. Nach dem erfolgten Aushub erstellten die Teilnehmer unter fachmännischer Anleitung zuerst eine solide, wasserdurchlässige und standfeste Tragschicht aus Schotter. Danach wurden die Abmessungen mittels Schnurgerüst fixiert. Das Sortieren der schweren Basis- beziehungsweise Bindersteine war dann schon schweißtreibender. Doch danach fing der Workshop erst richtig an. „Es reicht nicht, dass man größenmäßig passende Steine aufeinander schichtet“, meinte Mayer. „Man muss die verfügbaren Steine auch ,lesen’ und entsprechend bearbeiten können.“

Die richtige Auswahl beziehungsweise die Bearbeitung mit dem geeigneten Werkzeug wie Fäustel, Setzer, Bossierhammer und diversen Meißelm (Flachmeißel und Spitzeisen genannt) ist das A und O. Aufgrund des manchmal sehr hohen Gewichts der verwendeten Steine ist ein rückenschonender Umgang enorm wichtig. Auch ein stabiles Stemmeisen ist nicht fehl am Platz. Es kommt also nicht nur auf Kraft und Ausdauer, sondern auch viel auf Wissen, Technik und Erfahrung an.

Durch den Versatz der Steinblöcke entsteht eine Mauerneigung von zirka zehn Prozent zwischen dem Mauerfuß und der Mauerkrone bezogen auf die Vertikale. Diese Neigung, auch als Dossierung bezeichnet, sowie eine ausgewogene Ansichtsfläche müssen permanent kontrolliert werden.

Die Mauer ist der Lohn der Arbeit

Die eingepassten Anschlusssteine erhielten eine Bearbeitung. Einerseits um passgenaue Anschlüsse, aber auch um geeignete Fugen zu schaffen. Dazu wurden auch kleinere Steine als Zwickelsteine verwendet. Die richtige Bearbeitung der Steine mit Fäustel und Meißel wurde fleißig geübt. Einige Schläge landeten aber auch schmerzhaft auf den Handrücken der Naturschützer.

Als nächstes wurden die gesetzten Steine mit einem Gummihammer festgeklopft, damit sie nicht mehr wackeln konnten. Um Lebensräume in der Mauern zu schaffen, wurden kleinere und größere Steine hinter den Ansichtssteinen verbaut. Zum Schluss wurde noch die Rückseite der Mauer zum Hang hin sowie der Mauerfuß mit Schottersteinen aufgefüllt.

Nach ein paar Stunden intensivem Werken lag der Lohn der Arbeit den Mauerbauern zu Füßen. Eine kleine, fein geschwungene, ohne Kreuzfugen aufweisende, stabile Trockenmauer, welche im Frühjahr, sonnenbeschienen, unzähligen Lebewesen einen neuen Lebensraum bietet, freuen sich die Aktiven.

Umfrage

Bundeswehr

Braucht Deutschland wieder die allgemeine Wehrpflicht?

Ergebnis anzeigen
loading