Weil am Rhein Wie Wasserstoff ins Dreiländereck kommt

Beatrice Ehrlich
Bestehende Erdgasleitungen sollen für den Transport von Wasserstoff genutzt werden. Foto: zVg/Badenova

Eine Wasserstoffstrategie für das Dreiländereck stellten Jochen Debus und Dieter Sommerhalter von der Badenova im Gemeinderat vor. Mit grenzüberschreitender Kooperation will man dem Ausbau der deutschen Netzes von Norden her zuvorkommen.

Die Vorstellung des Themas Wasserstoff im Gemeinderat geht zurück auf einen SPD-Antrag. Jochen Debus, Prokurist und Leiter des Kommunalmanagements bei der Badenova sowie Dieter Sommerhalter, Geschäftsführer der Infrastruktur-Trägergesellschaft ITG, einer Badenova-Tochter, haben im Gemeinderat ausführlich dargelegt, wie eine Infrastruktur für Wasserstoff im Dreiländereck aussehen könnte. Grenzüberschreitende Zusammenarbeit steht dabei im Fokus: Zu einer Trinationalen Wasserstoffinitiative mit dem Namen „3-H2“ haben sich bereits Ende Juni 2022 große Unternehmen, Energieversorger, Hochschulen und Handelskammern sowie Landkreise im Südwesten zusammengeschlossen.

Breites Bündnis: Beim ersten Trinationalen Wasserstoff Forum im französischen Ort Vogelgrun bei Breisach Foto: zVg/Badenova

Badenova mit Sitz in Freiburg ist als zweitgrößter Gasversorger in Baden-Württemberg mit dabei.

Benötigter Strom muss importiert werden

Um CO2-Neutralität auch in der energieintensiven Industrieunternehmen erreichen zu können, soll diesen in Zukunft der Bezug von „grünem“ Wasserstoff ermöglicht werden. Sogenannter grüner Wasserstoff wird durch die Elektrolyse von Wasser hergestellt- Dabei kommt ausschließlich Strom aus erneuerbaren Energiequellen zu Einsatz.

Bereits seit 2019 liege ein europäischer Fahrplan („Roadmap“) zu Wasserstofftechnologie vor, erläuterte Sommerhalter, 2020 wurde die erste deutsche Wasserstoffstrategie entwickelt. Der Grund: Bis 2045 müssten erneuerbare Energien radikal ausgebaut und die Effizienz enorm gesteigert werden, um auch auf der Ebene der Moleküle Energieneutralität zu erreichen. Davon sein man heute noch weit entfernt.

Vom geplanten deutschen Wasserstoff-Kernnetz, dass vom Nordwesten der Bundesrepublik ausgehend sukzessive ausgebaut werden soll, sei der Südwesten Deutschlands indessen bis Mitte der 30er-Jahre abgehängt, führte er anhand vorliegender Ausbaupläne vor Augen. „Das sind keine guten Nachrichten fürs Dreiländereck“, hielt er fest. Nach Gesprächen mit Frankreich und der Schweiz sei daher die Trinationale Wasserstoffinitiative auf den Weg gebracht worden.

Es gebe bereits Projekte, in denen die Badenova mithilfe ihres umfassenden Erdgasnetzes, die Anbindung großer Kunden wie etwa der Freiburger Uniklinik vorantreibt: am Grenzübergang zu Frankreich bei Chalampé werde das Netz unter dem Rhein hindurchgeführt und mit dem des französischen Gasversorgers verbunden („RHYn Interco“).

Projekte bei Chalampé und bei Albbruck

„So kommen wir nach Freiburg, ohne dass man die Landschaft umgraben muss“. Eine weitere Verbindung soll von Albbruck im Landkreis Waldshut, wo mit einer 50-Megawatt-Anlage der größte Elektrolyseur Deutschlands gebaut werden soll, in Richtung Westen und später möglicherweise bis ins Dreiländereck führen. Die neue Trasse soll das Rückgrat der zukünftigen Wasserstoffversorgung entlang des Hochrheins bilden und gleichzeitig die Anbindung von Baden-Württemberg an die europäische und nationale Wasserstoff-Infrastruktur ermöglichen, heißt es dazu bei Badenova. Bisher gebe es nur kleinere solche Anlagen, präzisierte Sommerhalter. Man wisse aber in Deutschland, wie es geht, und könne jetzt in die Skalierung gehen, das heißt, die Umsetzung im größeren Maßstab.

Im Sinne eines „Werkszahndenkens“ müsse nun erkundet werden, wie die Technologie zu den Unternehmen kommen könnte, die sie brauchen. Eine Machbarkeitsstudie müsse durchgeführt, „Cluster“ entwickelt werden. Die Badenova mit ihrem großen Erdgasnetz, dass eines Tages statt Erdgas Wasserstoff transportieren könne biete sich für eine Zusammenarbeit an.

Keine Versorgung von Privathaushalten

Aus dem Rat kamen viele Fragen, von denen sich viele um die private Gasversorgung und einen alternativen Fahrzeugantrieb drehten. Debus stellte klar, dass die Wasserstofftechnologie für die Versorgung großer Unternehmen beziehungsweise des Schwerlastverkehrs gedacht sei. „Im Haushaltskundenbereich werden wir nur sehr geringe Einsatzmöglichkeiten haben.“

Einen Dämpfer verpassten die Fachleute dem Traum von der zukünftigen Selbstversorgung mit Wasserstoff mithilfe emissionsfrei gewonnenen Stroms: „Wir müssen davon ausgehen, dass nur 30 Prozent des benötigten Stroms in Deutschland produziert wird“, erklärte Debus. Der Rest müsse importiert werden.

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