Weil am Rhein: „Wir brauchen Klarheit“ - Weil am Rhein

Weil am Rhein „Wir brauchen Klarheit“

Alexander Anlicker 01.03.2023 - 17:30 Uhr

Die Bilanzsumme der Sparkasse Markgräflerland verzeichnet ein Rekordergebnis. Rückgang der Bautätigkeit im zweiten Halbjahr bereitet Sorge.

„Das Jahr 2022 war ein Jahr mit vielen Unwägbarkeiten. Wir sind zufrieden mit dem Ergebnis. Für 2023 sind wir optimistisch, dass wir vernünftig durchkommen“, sagte der Vorstandsvorsitzende Ulrich Feuerstein bei der Vorstellung des Geschäftsberichts 2022 in der Müllheimer Hauptstelle der Sparkasse Markgräflerland. Die Bank verzeichnet bei der Bilanzsumme ein Rekordergebnis von knapp 3,3 Milliarden Euro und kann nach Steuern rund zehn Millionen Euro dem Eigenkapital zuführen.

Wirtschaftliche Rahmenbedingungen

Der Vorstandsvorsitzende erläuterte zu Beginn die konjunkturellen Rahmenbedingungen. „Es war nicht alles schlecht 2022. Die Menschen hatten Nachholbedarf“, stellte Feuerstein fest. Die privaten Konsumausgaben seien 2022 im Vergleich zum Vorjahr um 4,6 Prozent gestiegen. Gerade der private Konsum habe beim Bruttoinlandsprodukt für ein Plus von 1,9 Prozent zum Vorjahr geführt. Die Entwicklungen der Branchen verlief laut Feuerstein sehr unterschiedlich. Während die Bereiche Freizeit, Unterhaltung, Kultur, Hotel- und Gaststätten einen Anstieg verzeichneten, seien die Investitionen im Baubereich um 1,6 Prozent zurückgegangen.

Wirtschaftsentwicklung in der Region

Der stellvertretende Vorstandsvorsitzende Stephan Grether erläuterte die aktuellen Zahlen der Sparkasse und ging dabei auch auf die Wirtschaftsentwicklung in der Region ein. Inflation und geändertes Konsumverhalten hätten sich bemerkbar gemacht. In Weil am Rhein und Lörrach sei die Zahl ausländischer Kunden im Handel rund 25 Prozent geringer als vor Corona. Demgegenüber verzeichne insbesondere die Gastronomie eine höher Nachfrage. Diese müsse allerdings angesichts des Fachkräftemangels vielfach ihre Öffnungszeiten einschränken.

Entwicklung des Kreditgeschäfts

Einen deutlichen Zuwachs um 184 Millionen auf rund 2,3 Milliarden Euro verzeichnete das Kreditvolumen. Dieser resultierte jedoch aus den Kreditvergaben im ersten und zweiten Quartal. In der zweiten Hälfte seien die Bauinvestitionen zurückgegangen. „Was uns beschäftigt, sind die geringen Neubauzahlen und das Thema Energie und energetische Sanierung“, sagte Grether. Letzteres sei für Privatleute nicht finanzierbar, sagte er. Hier müsse der Stadt reagieren und zusätzliche Förderprogramme auflegen. Feuerstein wünschte sich in diesem Zusammenhang mehr Grundverlässlichkeit und Vertrauen in die Regierung. Als Beispiele nannte er die aktuellen Diskussionen um Verbrennungsmotoren oder über die Bedingungen für Heizungsanlagen ab 2024. „Wir brauchen Klarheit“, machte er deutlich. Wachstumstreiber im Kreditgeschäft waren Unternehmer mit einer Steigerung von 131 Millionen Euro.

Einlagen- und Wertpapiergeschäft

Die Kundeneinlagen haben sich um 71 Millionen Euro auf knapp 1,8 Milliarden Euro erhöht, das entspricht einem Plus von 4,2 Prozent. Wachstumstreiber waren die Sparkassenbriefe mit einem Volumen von rund 65 Millionen Euro. Dies trotz eines Rückgangs der Sparquote von 15 auf 11,2 Prozent. Der Umsatz im Wertpapiergeschäft ging von 314 Millionen Euro im Jahr 2021 auf 211 Millionen Euro zurück. Steigende Zinsen auf der einen und eine hohe Volatilität des Aktienmarktes auf der anderen Seite hätten bei den Anlegern zu mehr Zurückhaltung geführt, erläuterte Grether.

Eine Renaissance erlebt das Bausparen. Mit Bausparverträgen im Wert von gut 76 Millionen Euro wurde ein Rekordergebnis verzeichnet. „Die Zinssicherung ist ein wichtiges Element“, betonte Grether.

Nach wie vor boomt auch das Immobiliengeschäft. Insgesamt wurden 71 Objekte, darunter 28 Häuser und 42 Eigentumswohnungen, mit einem Volumen von knapp 38 Millionen Euro vermittelt.

Die Sparkasse als Arbeitgeber

Zum Jahresende beschäftigte die Sparkasse insgesamt 372 Mitarbeiter, darunter sind 29 Auszubildende. Auch die Themen Fachkräftemangel und die demographische Entwicklung beschäftigen die Verantwortlichen der Sparkasse. Mit Angeboten wie beispielsweise Jobrad oder Home-Office versuche die Sparkasse für Mitarbeiter attraktiv zu sein. Darüber hinaus eröffne man den Mitarbeitern Spielräume in den Bereichen Digitales und Künstlicher Intelligenz um die Bank fit für die Zukunft zu machen.