Weil am Rhein (dz). Sie kommen aus aller Herren Länder, aus Amerika, der Türkei oder der Slowakei, um nur einige zu nennen. Und ihr Ziel ist gleich: „Wir alle wollen richtig Deutsch lernen.“ Seit einem Jahr besuchen sie den VHS-Integrationssprachkurs von Uschi Martin, am Ende der 600 Stunden Deutschunterricht steht dann eine Prüfung. Das Unterrichtsjahr neigt sich für die Absolventen zu Ende. So ging es auch daran, die erlernten Sprachkenntnisse in der Praxis anzuwenden. Gestern unternahm der Kurs mit der Stadtführerin Monika Merstetter einen Rundgang durch Weil am Rhein unter dem Motto „Weil am Rhein - die Neue“. Begonnen hatte der Rundgang am Vitra-Gelände. Hier staunten die Sprachschüler über die vielfältige Architektur. Es ging durch das Neubaugebiet. Monika Merstetter führte an den Altenheimen vorbei. Auch die Hochhäuser, die Weils Silhouette prägen, stießen auf viel Interesse. Ein Besuch in der Blauen Kirche wurde zu einem besonderen Erlebnis, vor allem auch für die Menschen, die aus nichtchristlichen Kulturkreisen stammen. Einige von ihnen zündeten Kerzen in der Kirche an. Weiter ging der Rundgang bis zum Rathaus. Interessiert und aufmerksam verfolgten die zwölf Teilnehmer die Ausführungen der Stadtführerin, die sich ihrerseits über so viel Wissbegierde freute. Uschi Martin betonte, dass sich in diesem Kurs Menschen ganz unterschiedlicher Herkunft zusammengefunden haben. Auch die Motivation, an diesem Integrationskurs teilzunehmen, ist unterschiedlich. Eines eint aber die Menschen: Sie wollen die deutsche Sprache erlernen. Zuwanderer, die die deutsche Staatsangehörigkeit erwerben wollen, müssen Deutschkenntnisse sogar nachweisen. Die Deutschlehrerin freut sich darüber, wie engagiert und ernsthaft ihre Gruppe dabei ist, sich die Sprache anzueignen. Erfreulich sei auch, wie die Menschen aus den verschiedensten Kulturkreisen miteinander auskommen und umgehen. Unsere Zeitung konnte sich im Gespräch mit den – meist jungen – Menschen auch davon überzeugen. Das ist zum Beispiel Achraf Ricouch, der 23-jährige Marokkaner aus der Stadt Safi, einer Industriestadt am Atlantik. Er ist mit einer deutschen Frau verheiratet. Und da seine Frau nicht mit ihm in sein Heimatland ziehen wollte, ist Achraf „einfach nach Deutschland gezogen“. Dazu brauchte er ein Visum. „Jetzt möchte ich den deutschen Pass bekommen,“ sagt er. Dazu gehört auch der Sprachkurs, den er deutlich hörbar mit gutem Erfolg besucht. Er habe in Marokko zwei Diplome erworben, aber seine Studiengänge würden hierzulande nicht anerkannt, erzählt er uns. Jetzt möchte er nach Abschluss des Sprachkurses eine neue Ausbildung beginnen. „Ich bin jung und offen für vieles“, sagt er und ist sicher, hier seinen Weg zu machen. Er fühlt sich in Deutschland wohl und auch von seinen Mitmenschen akzeptiert. Sein Lächeln scheint seine Aussage zu bestätigen. Auch Ramona Bognar will „richtig Deutsch lernen“, wie sie sagt. Die 24-jährige Ungarin stammt aus einem kleinen Dorf in der Nähe von Györ. Sie arbeitet derzeit in einem Schnellrestaurant. Als EU-Bürgerin genießt sie die Freizügigkeit der Wohnsitzwahl. Dennoch fühlt sie sich manchmal sehr alleine, da ihrer Familie nach wie vor in Ungarn wohnt. „Es ist manchmal nicht so einfach“, sagt sie. Mit dem Sprachabschluss erhofft sie sich bessere Chancen im Berufsleben. Ob sie denn zurück nach Hause, nach Ungarn, möchte, wollten wir wissen. „Da bin ich offen,“ sagt sie, „ich bin jung und habe Zeit, mich zu entscheiden“. Die Wirtschaft in ihre Heimat liegt am Boden. Und nach zwei Jahren vergeblicher Arbeitssuche in ihrer Heimatstadt Volos in Griechenland hat sich die 39-jährige Maria Valai entschlossen, ihrer Heimat den Rücken zu kehren: „Die Wirtschaft bei uns läuft nicht gut“, sagt sie und hier habe sie in Basel eine Stelle in einem griechischen Restaurant bekommen. Jetzt will sie ihre Sprachkenntnisse vervollkommnen. Da ihr Visum für die Schweiz im nächsten Jahr im Mai abläuft, will Maria Valai sich nach anderen Möglichkeiten umschauen. „Ich habe schon Sehnsucht nach meiner Familie und meinem Land“, gibt sie zu, aber zuhause gebe es keine Arbeit und somit auch kein Auskommen.