^ Weil am Rhein: Wirkung über die Grenzen hinweg - Weil am Rhein - Verlagshaus Jaumann

Weil am Rhein Wirkung über die Grenzen hinweg

Klaus Eberhardt

Serie: „25 Jahre Trinationales Umweltzentrum“ – Teil 1: Die Gründung und die ersten Jahre

Weil am Rhein - Vor 25 Jahren ist das Trinationale Umweltzentrum (Truz) gegründet worden. Dieses Jubiläum nimmt unsere Zeitung zum Anlass, im Rahmen einer Serie die verschiedenen Facetten der grenzüberschreitend orientierten Einrichtung zu beleuchten. In der ersten Folge blickt Gründer Klaus Eberhardt zurück auf die Anfänge.

Mit der Konkretisierung zur Ausrichtung der Landesgartenschau 1999 in Weil am Rhein wurden wichtige Impulse für die Stadtentwicklung im Dreiländereck zu Frankreich und der Schweiz erwartet. Mit der thematischen Auseinandersetzung war zwangsläufig auch die Verknüpfung zu aktuellen Fragen des Naturschutzes und der Freiraumplanung im Dreiländereck gegeben.

Die Landesgartenschau war aber nicht allein der Impulsgeber für die Gründung des Truz. Bereits früher gab es gute Kontakte über die Grenze hinweg zwischen den Naturschutzverbänden nach Frankreich zur Petite Camargue und nach Basel zu Pro Natura. Im Projekt „Regiobogen“ wurde die hervorragende Verknüpfung des Naturraums des Tüllinger Bergs mit dem heutigen Landschaftspark Wiese und weiterhin zur Île du Rhin nach Frankreich gesehen. In einer grenzüberschreitenden Zusammenarbeit verschiedener Verbände wurde die hohe Biodiversität und das enorme Potential der Grünverbindungen für die Bewohner des Dreiländerecks erkannt.

Überzeugende Konzepte finden

Mit der anstehenden Nachnutzung der Kiesgruben zwischen Weil am Rhein und der Wiese gab es auch ein naturschutzrechtliches Potenzial für die dauerhafte Zweckbestimmung einer neu entstandenen Landschaft, die in den 1950er-Jahren erarbeiteten Rekultivierungsplänen für die Zeit nach dem Kiesabbau noch keine Berücksichtigung gefunden hatte. Deswegen waren es sowohl Zielsetzung der „Grün  99“ als auch des Truz, im Bereich des Naturschutzes überzeugende Konzepte für die Nachnutzung des Kiesabbauareals zu finden. Die zahlreichen Initiativen auf Verbandsebene bewogen die Landesgartenschau GmbH im Jahr 1995 schlussendlich zur Gründung des Trinationalen Umweltzentrums mit gerade mal der notwendigen Zahl von potenziellen Mitgliedern bei der Gründungsversammlung.

Die daraufhin entstandenen Initiativen waren beträchtlich: Nicht nur die Arbeit im Naturschutzbereich wurde in Hinblick auf die geschilderten Zielsetzungen intensiviert, sondern es wurde auch die Möglichkeit gesehen, der Landesgartenschau „Grün 99“ mit dem Thema „Umweltbildung“ ein weiteres wichtiges inhaltliches Standbein zu geben.

Für die Etablierung des Zentrums wurden Räumlichkeiten gesehen, die zum Gartenschaujahr für den Treffpunkt Baden-Württemberg notwendig wurden und die durch Räumlichkeiten des Umweltzentrums eine würdige Nachnutzung finden konnten. Anträge im Zuge der Interreg-Förderung wurden positiv beschieden. Auch weitere Mittelakquisitionen verliefen erfolgreich. Lediglich der geplante Umbau von Betriebsgebäuden in das Umweltzentrum ließen sich aufgrund von Altlasten wirtschaftlich nicht umsetzen.

Stattdessen wurde der Treffpunkt Baden-Württemberg von der irakischen Stararchitektin Zaha Hadid als ein Highlight der „Grün 99“ beauftragt, die auch Räume für das Truz in dem Raumprogramm enthielten. Der spektakuläre Bau des „LF One“ war zur Planung und Umsetzung in Weil am Rhein stark umstritten. Dennoch gelang mit dem spektakulären Gebäude der erwartete mediale Durchbruch für die Landesgartenschau, von dem wiederum auch das Truz profitieren konnte.

Wertvolle Kooperationen

In den Jahren vor und während der Landesgartenschau wurde die Zahl der Mitglieder stetig gesteigert. Es gelangen wertvolle Kooperationen, unter anderem auch mit der französischen Seite und dem Écomusée d’Alsace, das im Zuge der Landesgartenschau ein Gebäude nach rein ökologischen Aspekten errichtet hat. Das Ausstellungsprogramm des Trinationalen Umweltzentrums zur Landesgartenschau wurde in einem separat gestellten Gebäude ermöglicht und überzeugte die Besucher vollends: Mit entsprechenden Kursangeboten, Beratungen und Ausstellungsinhalten wurde deutlich, dass die Umweltbildung, wie der Naturschutz, ein Thema der Zukunft darstellen sollte.

In der Folgezeit gelang es der damals zuständigen Staatssekretärin Marion Caspers-Merk, den Präsidenten des Umweltbundesamts, Professor Andreas Troge, für das Truz zu interessieren. Die Folge waren großzügig bemessene Förderungen der Umweltbundesstiftungen, die für eine vollständige Etablierung der Umweltbildung gesorgt hatten. Mit einem ausgeklügelten inhaltlichen Konzept und erfolgreichen Sponsorengesprächen gelang es dauerhaft, die Themenfelder der Umweltbildung als professionelles Aushängeschild des Zentrums zu stabilisieren. Dabei stand und steht im Vordergrund des Zentrums nicht das Belehren oder das Verordnen, sondern die auf Freiwilligkeit beruhende Überzeugung und Werbung für Belange des Natur- und Umweltschutzes.

Auch für das zweite Themenfeld des Naturschutzes gelang es immer wieder Interreg-Mittel und weitere Förderungen zu akquirieren. Als Standortgemeinde leistete die Stadt Weil am Rhein hierbei besonders bemerkenswerte Beiträge. Mit einer Ausrichtung der Projektleiterstelle auf Fundraising konnte auch eine systematische Arbeitsweise des Naturschutzsektors etabliert werden, die das Portfolio neben reinen Arbeiten im Naturschutzbereich auch durch die Erstellung von Gutachten und Pflegeplänen ständig erweiterten.

Die über viele Jahre erreichte Professionalisierung der Arbeit des Truz hat sicherlich zu einer anderen Wertschätzung der Themen des Natur- und Umweltbereichs geführt. Umgekehrt gelang es den ehrenamtlichen Verbänden nicht mehr in der aus früheren Zeiten gewohnten Regelmäßigkeiten, einzelne Tätigkeitsfelder für sich allein zu besetzen. Es stand vielmehr die große Idee für einen koordinierten Natur- und Umweltschutz im Vordergrund.

Aktivitäten nicht mehr wegzudenken

Allein aber durch die Aktivitäten von vielen Mitgliedern der Verbände, durch Institutionen, durch ein kluges Fundraising und das Engagement von der Landesgartenschau GmbH und später durch die Politik ist es gelungen, dass das Truz mit Sitz in Weil am Rhein aus den grenzüberschreitenden Aktivitäten für Natur- und Umweltschutz nicht mehr wegzudenken ist. Aus den vor 30 Jahren umkämpften Kiesabbauflächen ist ein Dreiländerpark, ein Naturschutzgebiet und ein 600 Hektar großer Landschaftspark entstanden, der in seiner Wirkung über die Grenzen als beispielhaft bezeichnet werden kann.

Klaus Eberhardt führte den Verein Trinationales Umweltzentrum seit seiner Gründung im Jahr 1995 18 Jahre lang als Vorsitzender. 2013 gab er den Vorsitz an Christoph Huber ab. Von 1990 bis 1992 war er Stadtbauamtsleiter in Weil am Rhein und anschließend Bürgermeister. Von 1992 bis 2000 war er Geschäftsführer der Landesgartenschau-Gesellschaft. Seit dem Jahr 2012 ist er Oberbürgermeister von Rheinfelden.

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