^ Weil am Rhein: Wirte weiterhin vor Herausforderungen - Weil am Rhein - Verlagshaus Jaumann

Weil am Rhein Wirte weiterhin vor Herausforderungen

Ingmar Lorenz
Auch die Einkaufspreise für Lebensmittel sind stark gestiegen, was den Gastronomen zu schaffen macht. Foto: Pixabay

Die Gastronomen haben es dieser Tage nicht leicht. Kaum gehören die Corona-Beschränkungen der Vergangenheit an, schon müssen sie sich mit enorm gestiegenen Energiepreisen und den Auswirkungen der Inflation auseinandersetzen.

Im Gespräch mit unserer Zeitung ist Eugenio Perini, dem Pächter der Märkter „Krone“, deutlich anzumerken, wie sehr ihn die derzeitige Situation beschäftigt. „Es ist deprimierend“, sagt er. Denn zum einen sieht er sich mit enorm stark gestiegenen Energiepreisen und Kosten konfrontiert, während sich zum anderen noch die finanziellen Auswirkungen der Corona-Krise – Stichwort Rückzahlungen – bemerkbar machen. Dabei hätte die Gastronomie einen Aufschwung nach den Einschränkungen der vergangenen Jahre bitter nötig gehabt. Denn den Betrieb vor dem Hintergrund der sich immer wieder neuen Regelungen am Laufen zu halten, forderte seinen Tribut – und zwar sowohl geschäftlich als auch privat, beschreibt Perini.

Inflation deutlich spürbar

Was ihn in den vergangenen Wochen besonders getroffen hat, sind die geringen Gästezahlen. Dabei hat der „Krone“-Pächter bislang davon abgesehen, seine Preise zu erhöhen. Und auch bei der Qualität der Produkte mache er keine Abstriche, versichert Perini. Trotzdem sind in jüngster Zeit weniger Leute ins Restaurant gekommen. Der Gastronom glaubt, dass dies mit der allgemeinen wirtschaftlichen Lage zusammenhängt. Denn bei jedem einzelnen machen sich die Inflation und die gestiegenen Energiekosten im Geldbeutel bemerkbar.

Diesen Eindruck bestätigt auch Andreas Ott. „Die Gastronomie ist die Branche, bei der als erstes gespart wird“, so sein Eindruck. Die Leute versuchen eher, den Jahresurlaub auch in der aktuellen Lage noch zu finanzieren und gehen dafür womöglich weniger ins Restaurant. Auch Ott sagt: „Die Lage ist kritisch.“ Zu den hohen Energiepreisen komme unter anderem hinzu, dass in vielen Sparten nach wie vor vermehrt im Home Office und über Online-Kanäle gearbeitet wird, was sich wiederum negativ auf die Hotelbuchungen durch Geschäftsreisende auswirkt. Auch die Absage der Baselworld 2022 sei für ihn ein herber Schlag gewesen. Für seinen Betrieb sei erschwerend hinzugekommen, dass man unmittelbar vor der Tür über längere Zeit die Baustelle der Dreiländergalerie hatte, was die potenziellen Gäste teils verschreckt habe.

Nicht normal, aber besser

Daniel Ohl, Pressesprecher Landesgeschäftsstelle des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga), spricht ebenfalls von einer Ausnahmesituation für die Gastronomie. „Wir sind von der Normalität weit weg“, sagt er mit Blick auf die landesweiten Entwicklungen. Allerdings betont er auch, dass es im Allgemeinen wieder aufwärts gehe – sowohl hinsichtlich des Personals als auch des Umsatzes. Zugleich aber relativiert er: Denn die Steigerungen sind vor dem Hintergrund der vorangegangenen Corona-Krise zu sehen. Diese habe die Gastronomen hart getroffen: Mehr als elf Prozent der Betriebe haben landesweit bereits im ersten Corona-Jahr die Pforten schließen müssen.

Was das Gewerbe in der aktuellen Situation besonders trifft, seien laut Ohl die Kostensteigerungen. Zugleich müssen Hotels und Restaurants als Arbeitgeber attraktiv und konkurrenzfähig bleiben, was in der Konsequenz bedeutet, dass Öffnungszeiten in vielen Fällen verringert werden mussten. Bilder von gut gefüllten Gasträumen und Terrassen müssen auch vor diesem Hintergrund gesehen werden, betont er.

Verband unterstützt

Der Verband bietet den Gastronomen unter anderem durch verschiedene Beratungsangebote Hilfestellung an. Daneben versucht er, seinen Einfluss politisch geltend zu machen. Genau dieser Punkt werde in den kommenden Monaten von großer Bedeutung sein, blickt Ohl voraus. Denn die Reduzierung der Mehrwertsteuer im Gastronomie-Bereich von 19 auf sieben Prozent droht mit Ende des Jahres auszulaufen. „Das wäre ein herber Schlag.“ Denn ein Wiederanheben der Steuer käme für die Gastronomen zu Unzeiten und sei ein Schritt in die völlig falsche Richtung.

Während der Verband das politische Geschehen im Fokus hat, richtet sich der Blick der Weiler Gastronomen sprichwörtlich vor die eigene Haustür. Denn Andreas Ott setzt seine Hoffungen unter anderem darauf, dass die benachbarte Baustelle inzwischen Geschichte und wieder Ruhe eingekehrt ist. Und Eugenio Perini hofft nun auf einen guten Sommer. Die Biergarten-Garnituren hat er schon bereit gemacht.

Umfrage

Bundeswehr

Braucht Deutschland wieder die allgemeine Wehrpflicht?

Ergebnis anzeigen
loading