Weil am Rhein Wo Bretter und Messer der Renner sind

Beatrice Ehrlich
Immer da mit Brettchen und Messern: Reiner Wäldele (r.) mit Jorge Gonzalez Foto: Beatrice Ehrlich

Begegnungen auf dem Jahrmarkt

„Endlich richtiges Jahrmarktwetter!“ – wie diese Marktbesucherin denken am Freitag wohl mehrere in Weil. Über die Mittagszeit sind die Stände im mittleren Teil der für den Autoverkehr gesperrten Hauptstraße gut besucht. Der Duft von Bratwurst und Raclette liegt über dem Gelände, besonderen Zulauf haben die Stände mit klassischen Jahrmarkt-Süßigkeiten wie Zuckerwatte und gebrannten Mandeln. Im Karussell sitzen Kinder. Daran war bei der Frühjahrsausgabe dieses zweimal im Jahr in Weil gastierenden Markts gar nicht zu denken, denn da war es war stürmisch und kalt.

Im Karussell sitzen Kinder. Foto: Beatrice Ehrlich

Schon nachgefüllt

Die Händler machen zufriedene Gesichter: Michael Schinkopf hat die vielen kleinen Fächer seines Gewürzstands schon nachfüllen müssen. „Besonders gut kommt das Schafskäsegewürz an“, empfiehlt er. In Weil blieben die Käuferinnen aber überwiegend bei Bewährtem: Paprika, Curry und Pfeffer. „Und die italienische Gewürzmischung“, ergänzt eine Kundin, die gleich drei Tüten mitnimmt. Schinkopf betreibt seinen Gewürzstand „Josef Müller“ seit 40 Jahren. Wie viele der Markthändler kommt er aus der Ortenau, aus Oberkirch. Früher sei er mehr unterwegs gewesen, aber jetzt, mit 60, habe er seinen Radius eingeschränkt auf maximal zwei Stunden Fahrtzeit. Nach der Corona-Zeit habe er sich kurz Sorgen gemacht, ob die Zeit der Märkte wie diesem nicht endgültig vorbei sei. Manche Städte hätten sie lieber heute als morgen los, hat er hier und da beobachtet. Die Auflagen würden immer strenger, die Bedingungen härter. Dennoch ist er weiter da: „Wir sind eine Nische, wir sind Überlebenskünstler“.

Überlebenskünstler: Michael Schinkopf Foto: Beatrice Ehrlich

„Mein Renner sind Messer“

Ein paar Stände weiter halten zwei Markthändler ein Schwätzchen bei einem Kaffee hinter kunstvoll verzierten Frühstücksbrettchen und Salatbesteck aus Olivenholz. „Weil ist wunderbar, hier gibt es die besten Kunden“, ruft Reiner Wäldele fröhlich und Jorge Gonzalez bestätigt scherzend: „Wir kommen nach Weil, weil Weil gut ist“. Die beiden lachen. Wäldele lenkt die Aufmerksamkeit von den Brettchen und Kochlöffeln hin zu seinen eigentlichen Verkaufsschlagern: „Mein Renner sind Messer“, erklärt er.

Sein Renner sind Messer. Foto: Beatrice Ehrlich

Mit der Hand weist er auf die Verkaufsfläche: Dort gibt es Messer aus der Schweiz und aus Solingen, mit Holz- oder Plastikgriffen in vielen Farben liegen sorgfältig sortiert in kleinen Fächern, gleich daneben geht es weiter mit Scheren: Scheren für Stoff und Papier, Haarschneidescheren, Nagelscheren, Nagelzwicker und -knipser, aber auch Arztbestecke wie kleine Spiegel oder chirurgische Zangen. Da es kaum mehr Fachgeschäfte dafür gebe, wie es früher der Fall gewesen sei, suchten viele Kunden seinen Stand immer wieder ganz bewusst deshalb auf.

60 Stände aufgebaut

„Wir sind mehr als zufrieden“, sagt Thomas Kleiner, der den Markt für die Stadt ausrichtet. „Auch von den Besuchern her – alles passt!“ 60 Anbieter seien dabei, so viele wie lange nicht. Zusammen mit Marktmeister Karlheinz Baur zieht er von Stand zu Stand, um mit den Standinhabern zu plaudern, aber auch, um Gebühren von Nachrückern einzuziehen. „Nachrücker gibt es bei jedem Markt“, erklärt Kleiner. Das sind Händler, die bei der ursprünglichen Vergabe außen vor blieben, und jetzt die Plätze derer einnehmen dürfen, die trotz Anmeldung nicht erschienen sind. Runde 20 Stände seien das heute, berichtet Kleiner, der seinerseits mit Baur darauf achtet, dass die Nachrücker an Orten platziert werden, wo sie mit ihrem Angebot auch hinpassen.

Dauerbrenner: Zuckerwatte Foto: Beatrice Ehrlich

Dabei wird nichts dem Zufall überlassen. So wird etwa der Wäschestand, der sich dieses Jahr auch aufgrund eines ausgefallenen Nachbarn etwas breiter aufstellen darf, niemals neben einer Wurstbude zu stehen kommen. Schmerzlich vermisst wird von Marktbesuchern Nicole Supplie mit ihren „Striebele“ – frisch frittierten und in Puderzucker gewendeten Teignestern. Sie habe sich für dieses Mal frühzeitig entschuldigt, begründet Marktmeister Baur ihre Abwesenheit. Das nächste Mal sei sie aber bestimmt wieder dabei.

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