Ein weiterer Ungunstfaktor ist die Physiologisch Äquivalente Temperatur (PET) mittags. Die PET beschreibt das thermische Empfinden des Menschen und ist abhängig von Lufttemperatur, Luftfeuchtigkeit, Windgeschwindigkeit, Strahlungsflüssen und der menschlichen Energiebilanz.
Empfinden unterschiedlich
Röckle ging zudem darauf ein, dass Hitze unterschiedlich empfunden wird: Hält sich eine Person in der Sonne auf Asphalt zwischen Häusern und Fahrzeugen auf, betrage bei einer Lufttemperatur von 25 Grad die gefühlte Temperatur 45 Grad. Befindet sich der Mensch auf einer Grünfläche mit Bäumen in einem nicht so dicht bebauten Bereich, liege die gefühlte Temperatur dagegen wie die gemessene bei 25 Grad.
Einen Gunstfaktor stellen Kaltluftabflüsse dar, abendliche und nächtliche Kaltluftströmungen, beispielsweise aus Richtung Tüllinger. Auch die Klimavielfalt ist ein Gunstfaktor. Gibt es viel Grün, auch privates, sei diese recht gut. Ebenfalls analysiert wurde die Erreichbarkeit von öffentlich zugänglichen Grün- und Freiflächen mit Erholungswert und Aufenthaltsqualität an heißen Sommertagen. Dabei fällt auf, dass einige Verkehrsflächen Barrieren bilden.
Die Stadtklimaanalyse mündet in einer Klimaanalysekarte sowie einer Planungshinweiskarte. Daraus ergeben sich zum einen die für die Durchlüftung besonders wichtigen, sprich freizuhaltenden Flächen und zum anderen die Flächen, auf denen Menschen besonders belastet sind – durch Hitzestress, aufgrund der Einwohnerdichte und sensibler Einrichtung wie Pflegeheimen, Schulen und Kindergärten – und wo also besonderer Handlungsbedarf besteht.
Grünoasen schaffen
Der nächste Schritt sei, über ein Klimaanpassungskonzept nachzudenken, meinte Röckle. Er empfahl, Grünoasen zu schaffen. Weil am Rhein benötige aus Klimasicht mehr Bäume. „Die heilige Kuh Auto hat immer noch viel Fläche für sich“, so der Meteorologe. Er warf auch die Idee auf, diese in Garagen unter der Erde zu verbannen.
Galerie kein neuer Hotspot
Axel Schiffmann sorgte sich, ob durch die „Dreiländergalerie“ überhaupt noch eine ausreichende Belüftung in Nord-Süd-Richtung möglich ist. „Gibt das einen neuen Hotspot?“ Es betreffe die unmittelbare Nachbarschaft, meinte Röckle. „Auswirkungen auf die Kernstadt gibt es keine, das ist nicht so dramatisch.“ Ohnehin handele es sich bei dem Gebiet um „keinen schönen Aufenthaltsbereich“.
Nachverdichtung sei ein Konzept, das erneut geprüft werden müsse, fand Johannes Foege (SPD). Grünflächen würden dabei vernichtet. Er wies auch auf die Vorgabe des Landes hin, möglichst viele Solarzellen zu bauen: „Die bescheren nicht mehr Kühle.“ Röckle gab zu, dass diese für das lokale Klima kontraproduktiv seien. „Die Panels heizen sich stark auf.“ Sie würden allerdings nachts auch schnell wieder abkühlen. „Da muss man abwägen.“ Gewerbegebiete würden sich für Solarzellen anbieten, aber da reiche oft die Statik der alten Hallen nicht aus.
Begrünung kontrollieren
Dachbegrünung sei immer sinnvoll – „die Auswirkungen auf den bodennahen Bereich sind allerdings gering“, stellte Röckle klar. Dachbegrünung sei Standard, wo es möglich ist, ergänzte Stadtbauamtsleiter Christian Renner. Thomas Bayer (Grüne) ärgerte sich, dass dies aber oft von Bauherren nicht umgesetzt und auch von der Stadt nicht kontrolliert werde. „So nützt es nichts.“