Weil am Rhein Wo Lehmbau auf Hightech trifft

Kathryn Babeck
Gleich dürfen alle rein: Oberbürgermeister Wolfgang Dietz und Geschäftsführer Peter Krause durchschneiden das Band. Foto: Kathryn Babeck

Acht Unternehmen sind in die Südhalle des Kesselhauses eingezogen. Der Blick hinter die Kulissen überrascht, und lässt staunen.

Zur Eröffnung der Kesselhaus-Südhalle waren einige Interessierte gekommen. Derzeit haben acht Unternehmen mit circa 25 Mitarbeitern die Shedhalle des einstigen Textilbetriebs als ihren Standort auserkoren: Namen wie „Studiotools“, „Das Studio am Kesselhaus“, „Askari-Architekten“, „Notarin Luers“, „School of Observation“, „Harmstorf und Petz“, „ADTV Tanzschule Schmidt Cyranek“ sowie „Lehmhuus 3D Ceramics“ stehen auf den Briefkästen am Eingang.

Eine Prämisse war die Risikostreuung

„In der 100-jährigen Geschichte erfahrt die Südhalle zum vierten Mal eine neue Nutzung“, sagte Oberbürgermeister Wolfgang Dietz zur Begrüßung. Die bisherige Verwendung sei nicht mehr möglich gewesen und schon gar nicht als Verwaltungsgebäude. Peter Krause, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung in Weil am Rhein, habe die Aufgabe gehabt, ein Nutzungskonzept zu erstellen. Eine Prämisse sei dabei die Risikostreuung gewesen. Mehrere Mieter solle es geben, falls einer insolvent gehe, fügte Dietz hinzu.

Die Stadt Weil übernahm den den Grundausbau des Gebäudes, die Mieter sind für die Ausgestaltung der Räume verantwortlich. Neugründungen und Ausgründungen sind darunter. Zur Hightech-Produktion zählt „Lehmhuus 3 D Ceramics“, Dienstleister wie Notarin Johanna Luers und Unternehmen aus der Kreativwirtschaft wie Architekten und Fotografen sind ebenfalls zu finden. Katja Jellinghaus wird im April das Restaurant im Kesselhaus übernehmen. Die Kosten für den Umbau belaufen sich auf 3, 6 Millionen Euro. Die größten Posten sind dabei die Elektrik und der Brandschutz. Die baulichen Eingriffe 20 Jahre nach der Sanierung der Halle seien ihm „wahnsinnig schwer gefallen“, sagte Krause bei der Eröffnung. Alle denkbaren Elemente hätten sie deshalb in der Nordhalle eingebaut und eingelagert. Das Denkmalamt habe dem Umbau wegen der Herstellung der ursprünglichen Hallenstruktur gerne zugestimmt.

Acht Unternehmen zeigen, was sie machen

Ganz in der Gepflogenheit sei jetzt mit „Das Studio am Kesselhaus“ wieder ein Fotograf in der Nordhalle untergebrachte, sagt Krause. Das Unternehmen „Studiotools“ verkauft Büroausstattungen für „agile Projektteams“. Die „School of Observation“ des Künstler-Designer-Ehepaars Amanda Haas und Giacomo Santiago Rogado setzt auf multidisziplinäre Forschungs- und Verlagspraxis. Das Architekturbüro „Askari Architekten“ sei der erste Mieter gewesen und habe das Hotel-Restaurant „Krone“ in Alt-Weil umgebaut, fügt er hinzu. Notarin Luers habe ihre Räumlichkeiten besonders gestaltet. Axel Harmsdorf und Andreas Petz erstellen mit Art Déco-Möbel Einrichtungskonzepte. Mit ihrem Unternehmen „Lehmhuus 3D Ceramics2 haben sie sich einem alten Handwerk verschrieben und setzen auf modernste Technik. Die Tanzschule Cyranek-Schmidt sei der längste Mieter im Kesselhaus und Aussteller bei der Basler Messe.

„Das Gebäude hat einen besonders kreativen Charme“, sagt Notarin Johanna Luers und lächelt. Beim Erstellen von Urkunden müsse sie genauso kreativ sein wie ein Künstler. Eine jede sei ein Einzelstück. In der Nähe von Müchnen ist Luers geboren, in Potsdam hat sie studiert und den Anwärterdienst für das Amt des Notars in Mainz absolviert.

Weil am Rhein sei ein prosperierender Standort, gerade wegen der Nähe zur Schweiz. Hier gebe es weltweit tätige Unternehmen und viele vermögende Personen, ergänzt sie.

Räume sind zum Teil mit Lehm verputzt

Ihre großzügigen Räume sind zum Teil mit Lehm verputzt und verfügen über eine Wandheizung. Die Strahlungswärme sei für den Körper angenehmer und das Naturmaterial absorbiere Giftstoffe, erläutert sie.

Fabian Schmid, Diplomdesigner und Gründer von „Lehmhuus 3 D Ceramics“ ist auf digitale Fertigungsverfahren spezialisiert. Er lässt Ton mit einem 3D-Drucker schichtweise auftragen, sodass neue Strukturen und Formen entstehen.

Er wolle mit diesem Material andere Wege gehen und diese in seinem Studio ausprobieren, so spricht er von Kunst am Bau. Daniel Achermann, ebenfalls Gründer von „Lehmhuus 3 D Ceramics“ und Töpfer berichtet, dass es mittlerweile Versuche gibt, Häuser in Slums etwa in Arizona, USA, mit 3D-Druck aus Lehm herzustellen.

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