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Weil am Rhein Würzburger hätte gerne noch stärker in Weil investiert

Weiler Zeitung
Wolfgang Würzburger setzt seit Jahrzehnten auf die Marschrichtung Kommando, Kontrolle und Korrektur.Foto: Marco Fraune Foto: Weiler Zeitung

Unternehmen: Unternehmens-Gruppe in Grenzach aktiv / Weiterer Immobilienkauf am Rebgartenweg und Investition an Hegenheimer Straße / Erhoffter Kauf des Lofo-Areals gescheitert

Die Würzburger-Gruppe hat in den zurückliegenden Wochen weitere Immobilien im Gesamtwert von mehreren Millionen Euro erworben. Zugleich trotzt das Unternehmen der Corona-Pandemie und kann die Erfolgsgeschichte fortsetzen, freut sich Chef Wolfgang Würzburger, der seit Jahrzehnten seinem inneren Wertekompass folgt und auf drei Ks bei der Führung setzt.

Von Marco Fraune

Weil am Rhein. Das bisherige Lutema-Domizil im Rebgartenweg 30 zählt ebenso zu den jüngsten Neuerwerbungen wie die Hegenheimer Straße 5, wo nun Fisher Clinical Services untergebracht sein wird. In Grenzach wurde außerdem eine große Gewerbeimmobilie gekauft. Hier sollen zum Teil Raumeinheiten auf- und umgebaut sowie auch teilweise Fremdvermietungen erfolgen (wir berichteten am Mittwoch auf der Seite Grenzach-Wyhlen). Hinzu kommt noch der Erwerb des Gasthauses „Sonne“ in Rümmingen (siehe Seite Kandertal).

Die Frage, warum ein erfolgreicher Unternehmer auch im Alter von 71 Jahren sich noch derart mit neuen Immobilien und deren Nutzung beschäftigt, nimmt Wolfgang Würzburger direkt zu Beginn eines gut zweistündigen Gesprächs selbst vorweg. „Ich bin Unternehmer in Weil am Rhein, Basel und Rheinweiler, der nach wie vor sehr motiviert ist zum Arbeiten und Mitarbeiter mitnehmen will.“ Seine Unternehmensgruppe mit mehr als 80 Mitarbeitern steht dabei als Familienbetrieb auf verschiedenen Standbeinen (siehe Info-Kasten). Unterm Strich stand zuletzt ein Jahresumsatz von 20 Millionen Euro. Und die „sehr guten Betriebsergebnisse“, hier nennt der Firmen-Chef keine exakten Zahlen, werden fortlaufend investiert. So besitzt die Würzburger Grundstücksverwaltung in Weil und Märkt rund 30 Gewerbeobjekte mit mehr als 100 Mietverträgen und einer vermieteten Fläche von insgesamt 68 000 Quadratmetern.

Wunsch und Schmuckstück

Nach der Lofo-Insolvenz hätte der in Alt-Weil aufgewachsene Würzburger auch gerne dieses Grundstück gekauft, da direkt angrenzend schon Ultralen in einer Würzburger-Immobilie beheimatet ist. Doch die Stadt verhängte eine Veränderungssperre und entwickelt selbst einen Gewerbepark. Die Überlegung des 71-Jährigen, einen schönen Bau zu realisieren und mit schon vorhandenen Interessierten zu nutzen, musste er ad acta legen.

Ein „Schmuckstück im Rebgarten“ hat Würzburger jedoch im Januar kaufen können. Dort, wo Lutema untergebracht war, erfolgte nach dem Erwerb innerhalb von drei Wochen ein kompletter Umbau. Der in Alt-Weil beheimatete Malerbetrieb Kult hat ein Drittel der Fläche gemietet, die restliche Fläche ist mehrfach angefragt, die Sondierungen laufen noch.

In der Hegenheimer Straße 5 ist neu Fisher Clinical Services beheimatet, wo Medikamente unter besonderen Lagerbedingungen untergebracht sind. Ein geringer Millionenbetrag an Investitionen ist ins Gebäude geflossen, um es in Wert zu setzen.

Grenzach statt Weil

Wolfgang Würzburger hätte darüber hinaus gerne noch mehr in Weil am Rhein investiert, doch es fehle einfach an Flächen und Immobilien, bedauert er. „Es gibt keine Grundstücke, die zu kaufen sind, und da sind wir nach Grenzach gegangen.“ Heißt: Für einen Betrag im mittleren einstelligen Millionenbereich hat die neu gegründete Würzburger Grenzach Immobiliengesellschaft mit Sitz in Grenzach insgesamt knapp 22 000 Quadratmeter Land erworben, auf der eine 6144 Quadratmeter große Halle und Büroflächen von 1136 Quadratmetern sind. Die mit Krananlagen ausgestattete Produktionshalle wird zum Teil durch die Würzburger-Gruppe zum Auf- und Umbau von Raumeinheiten und teilweise durch Fremdvermietung genutzt. „Es ist die Rückkehr zu meinem Geburtsort“, erklärt Würzburger, der direkt Gefallen an dem Objekt gefunden hatte – auch wenn ihm ein solches in Weil besser gefallen hätte („Mein Herz schlägt für Weil“). Seine Tochter Carina Schwandt- Würzburger und Frank Würzburger fungieren hier mit Wolfgang Würzburger als Geschäftsführer.

Angesichts von Würzburger-Vermietungspreisen, die der Chef auf 30 Prozent unterhalb des üblichen Mietspiegels taxiert, kann der Weiler durchweg auf treue Mieter setzen. „Unsere Mieter ziehen nicht aus, die bleiben.“ Fünf Euro pro Hallenquadratmeter und 7,50 Euro pro Büro-Quadratmeter müssen diese im Schnitt zahlen.

Eine Umsatzverschiebung

Die Hälfte des Umsatzes erzielt die Würzburger-Gruppe mit den nach individuell gestalteten Wünschen gelieferten Raumeinheiten in Deutschland. Und hier macht auch die Corona-Krise keinen Strich durch die Rechnung. Zwar wurden zuletzt keine Würzburger-Container für das Basel Tattoo, die Swiss Indoors oder Palazzo Colombino im Event-Bereich benötigt. Und auch die Raumeinheiten für Flüchtlinge auf dem Messeplatz oder für Gemeinschaftsschüler in Weil am Rhein und Mitarbeiter der Diakoniestation am Neubaugebiet entfallen. Doch: „Es gibt eine Umsatzverschiebung, aber keinen Umsatzrückgang.“ Neuaufträge aus der Industrie, die nun auf andere Lagerkonzepte setzen, treten als zusätzliche Kunden ebenso auf wie Behörden oder Corona-Teststationen an die Stelle. Der Eindruck, dass viele Container am Rheinweiler Standort ungenutzt herumstehen, trügt. Denn zehn Prozent der mehr als 6500 Raumeinheiten befinden sich wegen der laufenden Rücknahme vor der Weitergabe auf Lager. „Der Großteil ist dann schon für den nächsten Einsatz eingeplant“, so Würzburger.

Noch einige Jahre Chef

Wie lange er selbst dabei noch im Einsatz ist? Vier bis fünf Jahre will der 71-Jährige noch aktiv tätig sein. „Ich mache es, solange es mir richtig Spaß macht“ – und er Menschen und Mitarbeiter mitnehmen sowie seinen Beitrag zum unternehmerischen Erfolg leisten könne.

Mit einer liberalen Wirtschaftseinstellung, als gläubiger und sozialer Mensch („Ich bin aber kein Gutmensch“) will Wolfgang Würzburger zugleich stets helfen, wo die Möglichkeit besteht. Seine Bewertung anderer Personen hänge auch nicht von deren Herkunft ab. „Zuerst kommt der Mensch und die Einstellung. Ich bin liberal und offen.“ Unternehmerisch pflege er aber in gewisser Weise einen autoritären Führungsstil, der sich bewährt habe. Über die Jahrzehnte hinweg orientierte sich der Weiler an den drei Ks: Kommando, Kontrolle und Korrektur. Zugleich bleibe er bei dem, was er kann und will die Gruppe nicht weiter diversifizieren. „Ich mache nicht Sachen, die ich nicht verstehe.“ Raumeinheiten sei eine einfache Sache und ehrliche Handwerks-Arbeit. „Einfache Sachen kontrolliert machen: Das ist unser Erfolgsrezept.“

Zur Würzburger Gruppe zählen die Würzburger Raumeinheiten AG in Birsfelden, in der Carina Schwandt-Würzburger mit Jochen Schwandt die Schweizer Geschäfte leitet (30 Prozent der Gruppen-Umsätze). Für die Raumeinheiten in Deutschland verantwortlich ist die Würzburger GmbH in Rheinweiler (50 Prozent der Umsätze) mit Bernhard Würzburger, Thomas Möschlin und Frank Würzburger. Hinzu kommt noch die Würzburger Grundstücksverwaltung mit Wolfgang Würzburger und seiner Frau Susanne (20 Prozent). Wolfgang Würzburger ist Gründer und Verwaltungsratsvorsitzender der Würzburger Gruppe.

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