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Weil am Rhein Zähflüssig und anders als sonst

Marco Fraune
Dieser Landtagswahlkampf fand unter besonderen Rahmenbedingungen statt. Foto: sba

Landtagswahl: Parteien mit wenig Wahlkampfständen / Internet als Ausweichort / Corona dominiert

Weil am Rhein - Ein außergewöhnlicher Wahlkampf befindet sich für die Weiler Parteivorsitzenden auf der Zielgeraden. Wenig Stände, dafür mehr Internet-Aktionen standen an. Es gab Licht und Schatten, wie Grüne, CDU, SPD und FDP vor Ort erfahren haben.

Diese im Weiler Gemeinderat und im Stuttgarter Landtag vertretenen Parteien berichten in einer Umfrage unserer Zeitung, ziehen Bilanz und blicken auch voraus.

Als „unheimlich zähflüssig“ beschreibt Grünen-Ortsverbandschef Thomas Bayer den Wahlkampf, da Begegnungen mit den Wählern auf der Straße kaum möglich waren. An den vergangenen drei Wochenenden wurden jedoch Wahlkampfstände in Haltingen und außerdem auch noch vor der Volksbank in der Weiler Innenstadt aufgebaut.

Durch die Bank habe es positive Rückmeldungen gegeben, dass man nicht das Wahlkampfstand-Feld der AfD überlasse, schildert Bayer. Trotz Maske und Distanz seien auch gute Gespräche geführt worden – „allerdings waren wenige Bürger fußläufig unterwegs“. Das Thema Corona in den verschiedenen Facetten habe dominiert.

Im Internet waren die Grünen deutlich stärker als üblich aktiv. Instagram und Facebook wurden als Kanäle genutzt. Bayer ist hier zwar auch aktiv, doch: „Mir fehlt der Kontakt direkt zum Bürger.“ Mit den Online-Stammtischen mit zuletzt zwölf Personen habe man neue Mitglieder erreichen können. Daher soll dies auch fortgeführt werden. Und der Online-Wahlkampf werde künftig weiter betrieben, wobei der persönliche Kontakt wieder forciert werden soll.

„Der Wahlkampf lief so gut er laufen konnte in Corona-Zeiten“, weiß der Weiler CDU-Parteichef Günter Dußmann um die Ausnahmesituation und die Erfordernis, neue Wege zu gehen, um Wähler anzusprechen. Ein Wahlkampfstand im Februar und einer am kommenden Wochenende, beide an der Stadt-Apotheke und mit dem Spitzenkandidaten-Duo, stehen unterm Strich.

Auf eine Präsenz in Haltingen sei wegen der erwarteten geringen Frequenz verzichtet worden. Beim ersten Termin in Weil seien gute Gespräche geführt worden und auch zahlreiche. Ansonsten läuft der Wahlkampf bei den Christdemokraten verstärkt digital, von Podcasts bis zu Online-Vorstellungen. Hinzu kämen Plakatierungen oder auch Werbe-Flyer.

Das Steckenpferd der CDU, die öffentliche Sicherheit, hat laut Dußmann keine Rolle gespielt, sondern fast nur die Corona-Debatte – von Schulschließungen über Impftermine bis zur Öffnung der Geschäfte. Für die Zukunft steht für Dußmann fest, dass der Wahlkampf weiter präsenzbezogen ausgerichtet wird. „Es gilt, die Menschen abzuholen.“

Obwohl es für SPD-Chef Markus Langhans der erste Landtagswahlkampf an der Spitze des Ortsvereins war, weiß er um die Ausnahmestellung dieser Corona-Zeit. „Der Wahlkampf wird zuhause und nicht auf der Straße entschieden“, verweist er auf enorm viele Briefwähler.

Einmal an einem Donnerstag auf dem Berliner Platz und einmal am Wochenende auf dem Rathausplatz seien Wahlkampfstände aufgebaut worden. Mit Abstand und Maske verteilten die Genossen und ihr Spitzenkandidat Tulpen sowie Infos und Flyer. „Das war anders als sonst.“ So seien auch deutlich weniger Personen unterwegs gewesen. Ansonsten gab es viele Online-Aktivitäten, wie Kamingespräche oder sonstige Platzierungen in den „Sozialen Medien“.

Dennoch hofft auch Langhans, dass bei den nächsten Wahlkämpfen wieder vor Ort mehr möglich ist und es lebhafter zugeht, wie bei Veranstaltungen, bei denen immer ein Thema zur Diskussion gestellt werde. „Davon lebt die Demokratie“, unterstreicht der Sozialdemokrat.

Die Weiler FDP mit ihrem neuen Ortsvorsitzenden Taylan Kahraman hat bewusst auf eigene Wahlkampfstände verzichtet, es hingegen der Kreis-FDP und auch ihrem Spitzenkandidaten überlassen, selbst in Weil zu werben, was letzterer auch am Samstag vor der Stadt-Apotheke nochmals tun will. „Ich hätte mir ein bisschen mehr Fingerspitzengefühl für die Situation von allen Parteien gewünscht.“

Wenn alle verzichtet hätten, wäre keiner Partei ein Nachteil entstanden, findet Kahraman. Stattdessen haben die Weiler Liberalen rund 4000 Flyer in der Stadt persönlich verteilt. Bei Gesprächen dominierte dann vor allem Corona.

Als neuer Vorsitzender sei es sehr schwierig gewesen, unter den Corona-Bedingungen einen Wahlkampf auf die Beine zustellen. So hätte es beispielsweise lange Unklarheiten gegeben, wie ein Wahlkampfstand wo überhaupt möglich ist. Dafür habe auch die FDP im Internet einiges mit dem Kandidaten umgesetzt. Die bunten Plakate seiner Partei bezeichnet Kahraman als „Geschmackssache“. Wichtig seien vielmehr transportierte Inhalte.

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