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Weil am Rhein Zwei Bänkelsänger mit viel Herzblut

Siegfried Feuchter
Hans-Rudi Lienin (l.) und Peter Guggenbühler sind zwei versierte Schnitzelbanksänger und sorgen seit Jahrzehnten als „Dr Schnurefridli un si Chnecht“ für gute Laune. Foto: /Siegfried Feuchter

Seit 44 Jahren touren „D’Schnurefridli un si Knecht“ mit zündenden Versen durch die Beizen.

Mit 66 Jahren ist noch lange nicht Schluss. Das gilt für Peter Guggenbühler und Hans-Rudi Lienin. Als ideenreiche und versierte Schnitzelbanksänger, die seit Langem auch auf der Narrenbühne am 11.11. und bei den Zunftabenden ein eingespieltes Team sind, haben sie sich einen Namen gemacht. 29 erfolgreiche Auftritte in neun Gasthäusern liegen nach der zu Ende gegangenen Kampagne hinter dem selbstständigen Schreinermeister und dem selbstständigen Techniker für konstruktiven Ingenieurbau. Zwar können die beiden Vollblutfasnächtler, die seit 44 Jahren Schnitzelbängg darbieten, närrisches Jubiläum feiern, doch als Duo treten sie „erst“ seit 1989 gemeinsam auf.

Inspiration aus dem Umfeld

Peter Guggenbühler holte sich 1978 vor allem bei Horst Hohmann und Albert Kummer von der Friedlinger „Alti Fabriknäscht Cligge“ das Rüstzeug für das Schnitzelbanksingen. Hans-Rudi Lienin, der 1974 zu den Rhy-Waggis kam, ließ sich von Herbert Stahl und Reinhard Schmid inspirieren. Und vor allem sein Vater Karl-Frieder „Charlie“ Lienin, Mitbegründer der Narrenzunft, hatte ihn später entscheidend ermuntert, sich mit Guggenbühler zusammenzutun.

Peter Guggenbühler, Verseschmied und Akteur, war zunächst als Solist in die von ihm kreierte Rolle als „Schnurefridli“ geschlüpft, doch ihm fehlte die musikalische Begleitung. In Hans-Rudi Lienin mit seinem Handörgeli, einer närrischen Ulknudel mit viel Witz, fand er schnell einen passenden, wie auf den Leib geschriebenen Partner, zumal sie schon als Jugendliche beim CVJM zusammen Theater gespielt haben. In all den vielen Jahren erwuchs eine Freundschaft zwischen den beiden. Jeder weiß, wie der andere tickt. Und jeder kann sich auf den anderen verlassen. Kurz: Sie ergänzen sich bestens.

Knollennase und Neugierde

Die beiden Moritatensänger treten stets in der Zunftjacke auf, jedoch nicht in Blau wie die Zunftmeister, sondern in Grün. Die Masken haben sie sich in Basel als Unikat besorgt, „dr Schnurefridli“ als Bauer mit einer Knollennase, „dr Knecht“ mit einer langen Nase, die auch Neugierde ausdrückt.

Als 1990 die IG Schnitzelbank gegründet wurde, war das kreative Duo von Anfang an dabei. Und heute, da sie die Schnitzelbanktradition seit 44 Jahren, zuerst solo, dann gemeinsam, mit viel Leidenschaft und Herzblut pflegen, sind sie die Bänkelsänger, die am längsten aktiv sind.

Ihre Auftritte, für die sie in diesem Jahr wieder viel Beifall bekommen haben, leben auch von der Interaktion. Während Hans-Rudi Lienin auf seinem Örgeli eine Melodie spielt, bietet Peter Guggenbühler die Verse dar, wobei ihn „dr Knecht“ immer wieder unterbricht und Bonmots zum Besten gibt. Das Zusammenspiel mit nachdenklichen und zuweilen bissigen Texten einerseits sowie mit witzigen Einlagen und Sprüchen andererseits kommt bei den Zuhörern an.

Dabei nehmen sich „D’Schnurefridli un si Knecht“ mitunter auch selbst auf die Schippe. 14 bis 16 Verse bieten die beiden Bänkelsänger pro Abend dar. Die vielfältigen Themen werden gemeinsam das ganze Jahr über auf Zetteln gesammelt, und die Verse dann meist auf den letzten Drücker geschmiedet, wobei der hohe Anspruch, den sie an eine Schnitzelbank legen, nicht darunter leidet.

Überraschende Pointen

Was zeichnet eine gute Schnitzelbank aus? „Möglichst lange soll die Pointe offengehalten werden“, erklären die beiden Moritatensänger. Deshalb werden die Zuhörer zunächst auf eine „andere Spur“ geführt, bevor die Bänkelsänger mit einer überraschenden Pointe aufwarten.

Und die von Guggenbühler im Stil Mordillos gemalten Helgen nehmen das jeweilige Thema bildlich auf. „Man muss Spannung erzeugen“, sagt Hans-Rudi Lienin, während Peter Guggenbühler nicht verhehlt, dass er zu Beginn des ersten Auftritts trotz seiner langjährigen Erfahrung noch Lampenfieber hat. Doch dies legt sich spätestens nach dem ersten Vers und dem Beifall des Publikums.

Eines ist beiden gemeinsam: Das Schnitzelbanksingen macht ihnen nach wie vor viel Spaß. Zudem schätzen sie die Nähe zum Publikum. „Das ist das Tolle“, sagen sie unisono. Deshalb denken die beiden auch mit 66 Jahren noch nicht ans Aufhören: Aber: „Vo jetz a verlängere mir dr Schnitzelbangg-Vertrag mit Euch immer numme um ei Jöhrli. Un we me uffhöre, sage mr Bscheid!“ So sangen Hans-Rudi Lienin und Peter Guggenbühler zum Schluss ihrer Schnitzelbank und erhielten für diese Aussage in Vorfreude auf das nächste Jahr besonders viel Applaus.

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