Wieden Junge Familien im Ort behalten

Gerald Nill
Viel Glas und viel Holz, so sieht der Gestaltungsentwurf des Architekturbüros „Azwo“ für die neue Ortsmitte Wieden aus.     Foto: /Gerald Nill

Kurz vor dem großen Wurf steht Wieden mit der Entwicklung einer neuen Ortsmitte auf dem Areal der ehemaligen Hotelgaststätte „Hirschen“. Auch wenn der Gemeinderat den Plänen des Investors zustimmte, gibt es durchaus auch Kritik.

Nachdem der Gemeinderat Wieden mehrheitlich die Pläne zur neuen Ortsmitte des Investors abgesegnet hat, liegen die Entwürfe aktuell öffentlich aus.

Abbruch läuft

Annette Franz, Bürgermeisterin in Wieden, spricht von „einer einmaligen Chance für Wieden“. Und weiter: „Sie wird nicht noch einmal kommen.“ Bereits seit Ostern ist der Investor, der nicht aus der Region kommt, mit Abbrucharbeiten des ehemaligen Komplexes – dem historischen Gasthaus „Hirschen“ – beschäftigt. Die Abbrucharbeiten verlaufen zur Zufriedenheit der Gemeinde: „Mir ist bislang keine einzige Klage der Einwohner zu Ohren gekommen“, bestätigt Franz.

Vom Gasthaus Hirschen ist nicht mehr zu sehen: Der Abbruchbagger hat ganze Arbeit geleistet. /Gerald Nill

Investor hat Großes vor

Die Bürgermeisterin ruft in Erinnerung, dass es sich bei dem Hirschen-Areal um ein „Riesengebäude mit Schwimmbad, Sauna und Kegelbahn“ gehandelt habe. Ein Anwesen, an dem der Zahn der Zeit genagt hatte, eine Bausubstanz, die offenbar nicht mehr zu erhalten war und eine Immobilie, die im Jahr 2017 an den Investor ging, der damit Großes vor hat, so Franz. Die Gemeinde hat freilich ein gesteigertes Interesse, das Gelände im Ortskern in herausragender Lage und unmittelbar gegenüber von Schule, Kindergarten und Rathaus ansprechend zu entwickeln. Mit dem Investor „plant die Gemeinde, das Areal städtebaulich neu zu ordnen“, heißt es in der Vorlage, die zur Abstimmung stand.

Kritik an Gebäudehöhe

Am Ende gingen in der Gemeinderatssitzung vom 10. Juli sieben Mal die Finger bei „Ja“ hoch. Einmal gab es ein „Nein“ sowie eine Enthaltung. Kritik erhob sich vor allem an den Dimensionen des neuen Komplexes. Er weist eine Firsthöhe von 18 Metern auf, das sei höher als die kleine Ortskirche unterhalb und rund fünf Meter höher als die bisherige Bebauung. Kritik gab es auch an einer Tiefgarage, die nicht ganz ebenerdig abschließt und 1,30 Meter aus dem Boden ragt.

Die Befürworter, zu denen Annette Franz zählt, loben die gelungene Architektur, die sich hervorragend in den vorhandenen Schwarzwaldstil einfüge. Die Vorentwürfe zeigen Gebäude, die durch die Verwendung von viel Glas und Holz leicht und geschmackvoll daher kommen.

Viel neuer Wohnraum

Vor allem soll aber viel neuer Wohnraum entstehen. Wohnraum, den Wieden dringend für die Weiterentwicklung benötige. In der Begründung für den Bebauungsplan ist vom „erhöhten Bedarf für Wohnraum“, außerdem von der „hohen Aufenthaltsqualität“ sowie der „Belebung der Mitte“ die Rede. Zwei „markante Hauptgebäude“ werden mehrstöckigen Geschosswohnungsbau vorhalten, im Erdgeschoss sei außerdem ein Café geplant, um die gastronomische Lücke etwas zu schließen. Eine Erweiterung durch einen Dorfladen sei planerisch vorgesehen.

Nördlich an das Areal schließt sich das alte Wiedener Gästehaus an, das aktuell saniert wird und ebenfalls Wohnraum beherbergen werde.

Damit nicht genug. An der bestehenden Stichstraße Geldenweg sollen fünf Einfamilienhäuser entstehen. Die Bürgermeisterin findet, dass der geplante Komplex nur Vorteile für Wieden bringt. „Die fünf Bauplätze sind alle so gut wie reserviert“, führt Franz ins Feld. Was gut für Wieden sei: Bei den Bauinteressenten handle es sich um junge Familien, die so eine Chance im Ort erhalten und nicht wegziehen. Das wiederum sei auch eine Chance für die Schule, die jüngst saniert wurde.

Baubeginn 2024

Der Investor wolle noch in diesem Jahr mit Erschließungsarbeiten anfangen, wenn planrechtlich grünes Licht bestehe, kündigt Annette Franz an. Im nächsten Jahr könnte dann der Baubeginn für die neue Ortsmitte erfolgen. „Die Bauplatzerwerber drängen und wir sind guter Dinge, dass es zügig weitergeht“, sagt die Bürgermeisterin.

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