Wieden Nächste Hürde genommen

Gerald Nill
So könnte das neue Gebäude auf dem Hirschen-Areal in Wieden aussehen. Foto: zVg/atelierAzwo

Der Bebauungsplan für das ehemalige Hirschen-Areal wurde geändert. Über die Höhe des geplanten Gebäudes gibt es vereinzelt noch Bedenken aus den Reihen des Gemeinderats.

Noch einmal haben sich die Wiedener Gemeinderäte vor nicht weniger als 50 Zuhörern in der Gemeindehalle die Köpfe heiß geredet über die Neugestaltung des Hirschen-Areals. Eine Zeitlang sah es aus, als könnte das seit vier Jahren geplante Bauvorhaben in der Ortsmitte noch einmal gekippt werden. Dann nahm der Satzungsbeschluss der Bebauungsplanung aber bei zwei Enthaltungen die nächste Hürde.

Bürger haben Einwende

Das erste Wort hatte – ungewöhnlich für eine Gemeinderatssitzung – der Bürger. Andreas Wiesler hatte 75 Unterschriften von Wiedener Bürgern gesammelt, die Einwendungen gegen das künftig ortsbestimmende Projekt haben. Dass er aus dem Rathaus keinerlei Rückmeldung zu seinen Unterschriften erhalten habe, sei der „traurige Höhepunkt des gesamten Prozederes“. Bürgermeister Michael Fischer erklärte dies anschließend mit einem Missverständnis.

Wiesler fuhr fort, dass er in Wieden eine „Rolladen-Siedlung“ befürchte, wenn Urlauber ihren Zweitwohnsitz in dem Gebäudekomplex einrichteten. Seine konkrete Kritik richtet sich gegen die immer wieder vorgebrachten Vorbehalte gegen die Höhe des Firsts, die Massigkeit des Baukörpers und die aus dem Boden ragende Tiefgarage. Wieslers Ausführungen erhielten Applaus von vielen Zuhörern.

Planer nimmt Stellung

Für die Stadtplaner fsp nahm Jürgen Schill Stellung zu den Plänen des Architekten wie auch zu den Kritikpunkten. Er stellte klar, dass er für den Bebauungsplan zuständig sei und nicht die Architektur zu verantworten habe. Der Bebauungsplan sei aber so gestrickt, dass die vorliegende Architektur umgesetzt werden könne. Der Flächennutzungsplan sehe auf dem Hirschen-Areal eine „Sonderbaufläche“ vor, die jetzt – richtigerweise – als Wohnfläche definiert werde.

Gelungene Architektur

Zur Kritik an Höhe und Massigkeit des geplanten neuen Baukörpers stellte Schill klar: „Das ist eine sehr gelungene Architektur, die zur Ortsmitte von Wieden auch in den Dimensionen passt.“ Der Planer weiter: „Die Architekten haben sich sehr viel Mühe gemacht.“ Weder die Architektur, noch die Traufhöhe seien übertrieben. Bei dem Projekt handele sich um einen „kräftigen Bau“, der sich aber stark gliedere und insgesamt stimmig sei.

Die Konzeption eines Geschosswohnungsbaus mit Café vorne und Einfamilienhäusern dahinter sei gelungen, warb der Planer. Um die Sorge vor einer Verschandelung zu nehmen, projizierte Schill die Gebäudehöhe des Hirschen auf die Pläne des neuen Areals und zeigte praktisch gleiche Ausmaße.

Streit um Firsthöhe

Für die CDU lobte Felix Schwörer, dass Wieden mehrere Gebäude von ähnlicher Höhe – knapp 17 Meter – habe. Der Baukörper gefalle ihm. Stephanie Klingele, CDU, widersprach sofort: „Uns ist immer gesagt worden, dass der First 14 Meter hoch ist.“ Günter Klingele, Freie Wähler, sprang bei: „14 Meter steht auch im Protokoll.“

Planer Schwill versuchte zu erklären, dass die 14 Meter nicht überschritten werden, aber das Gebäude stehe am Hang, weshalb es 17 Meter höher als die Straße sei. Bürgermeister Michael Fischer sprang bei und erklärte: „Ja, wir haben ähnlich hohe Gebäude im Dorf, aber keines ist so lang.“ Günter Klingele stellte für die Freien Wähler klar: „Wir brauchen den Neubau.“ Angesichts weggebrochener Übernachtungszahlen könne Wieden nicht darauf verzichten. „Das ist eine Chance für Wieden!“, rief er aus.

Investor droht abzubrechen

Thomas Walleser, Freie Wähler, bekräftigte, dass die Gebäudehöhe jedem von Anfang an bekannt gewesen sei. Der Hirschen sei genauso hoch gewesen. Deshalb könne er die Diskussion nicht verstehen. Schließlich stellte Planer Schwill klar, dass die Höhe des Gebäudes inzwischen gesetzt sei: „Wenn die Höhe verändert wird, müssen wir neu in das Verfahren rein.“ Dann müssten die Pläne auch noch mal in die Offenlegung. Thomas Walleser stellte schließlich klar: „Wenn heute nicht beschlossen wird, bricht der Investor ab.“ Und Klingele stellte klar: „Falls das Vorhaben scheitern könnte, stimme ich zu.“

Bebauungsplan genehmigt

Eine kurze informelle Zwischen-Abstimmung ergab, dass sich nur Bürgermeister Fischer und Stephanie Klingele an der Firsthöhe festbeißen. In der anschließenden Abstimmung über den Bebauungsplan Hirschen-Areal waren es Fischer und Klingele, die sich der Stimme enthielten. Die Satzung ist also mehrheitlich beschlossen und tritt mit Bekanntmachung in Kraft. Folgt noch das Bauantragsverfahren des Investors. Dann darf sich der Gemeinderat nochmal über Firsthöhe, Dimension und Tiefgarage die Köpfe heiß reden.

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