„Ich denke, das ist der richtige Weg für die Zukunft“, sagt der Jungwinzer, sowohl aus Umweltgesichtspunkten als auch um Erfahrungen zu sammeln, da der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln ohnehin immer stärker eingeschränkt werde.
Ein leichtes Jahr für den Einstieg in den ökologischen Weinanbau war das verregnete 2021 freilich nicht, wie Ernst auf Nachfrage bestätigt. So waren nicht nur die Pflanzenschutzmittel andere, oft konnten sie wegen dem vielen Regen und der schlammigen Wege erst gar nicht ausgebracht werden. Das Ergebnis war ein von der Menge her unterdurchschnittliches Jahr.
Dennoch zweifeln Vater und Sohn nicht daran, den richtigen Weg eingeschlagen zu haben. Auf diese Art könne man sich auch von Großbetrieben abheben, sagen sie. Und die Kunden würden nachhaltig angebaute Lebensmittel nachfragen. Um unabhängiger von Pflanzenschutzmitteln zu werden, experimentiert der Wittlinger Betrieb wie viele andere auch mit resistenteren Sorten.
Die Corona-Pandemie hat das Geschäft mit dem Wein nicht leichter gemacht. Nur ein einziges Mal, bei der Gartenmesse in Beuggen, konnte sich das Weingut in der ganzen Zeit öffentlich präsentieren. Ärgerlich war das auch deshalb, weil viel Planungsarbeit aufgrund von kurzfristigen Absagen umsonst angefallen ist.
Stammkunden halfen durch die schwierige Zeit
Doch immerhin: Auf ihre Stammkunden konnte sich das Weingut verlassen. Sie kamen auch noch, wenn Getränkehändler und Restaurants Bestellungen absagen oder reduzieren mussten.
Vielleicht liegt das zum Teil an den ungewöhnlichen Weinen im Sortiment. So baut das Weingut beispielsweise die Scheurebe an – eine Kreuzung aus Riesling und der Bukettrebe. „Die haben wir gemeinsam auf einem Weinfest in Oberrottweil entdeckt“, erklären Vater und Sohn. Sie sprechen von einer sehr aromatischen Sorte mit Cassis-Note, die in anderen Gegenden getrunken werde „wie bei uns der Gutedel“.
Mit dem „Mußler“ indes besinnt sich das Weingut auf eine alte Wollbacher Tradition. Der „Rotling“, eine Cuvée aus roten und weißen Trauben, ist jenem „Mußler“ nachempfunden, den die Wollbacher einer Ortschronik zufolge zu Beginn des vorherigen Jahrhunderts viel getrunken haben müssen, wobei „mußlig“ für „nicht ganz klar und schillernd“ steht. Viel mehr ließ sich über das beliebte Getränk nicht in Erfahrung bringen. Das Weingut Ernst hat ihn als leichten Sommerwein wieder auferstehen lassen.
„Neues auszuprobieren, das macht auch den Reiz aus“, sagen die Winzer. Wichtig sei aber auch eine funktionierende Basis. „Denn wenn es den Kunden nicht schmeckt, fängt man von vorne an.“ Einmal im Jahr so viel wie möglich richtig zu machen, damit der Betrieb nicht leidet, das sei schon eine wahnsinnig große Verantwortung, sagt der junge Kellermeister.
Neben den Weinen, von denen einige beachtliche Auszeichnungen erhalten haben, bietet das Weingut Brände an, auch solche mit denen Abfälle wie Trester und Hefe veredelt werden.
Die 4,5 Hektar Rebfläche des Weinguts befinden sich größtenteils auf Wollbacher Gemarkung.