^ Zell: Die „Wiese“ soll ein Gasthaus bleiben - Zell im Wiesental - Verlagshaus Jaumann

Zell Die „Wiese“ soll ein Gasthaus bleiben

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Die neue Eigentümerin wünscht sich einen beständigen Pächter für die „Wiese“. Foto: /Manuel Hunn

Noch steht es leer, das Gasthaus, in dem sonst Zeller, Auswärtige, Zugreisende, Schüler und auch die Narren sich jahrzehntelang gerne getroffen haben. Was die neue Eigentümerin der „Wiese“ plant, erzählt sie im Gespräch mit unserer Zeitung.

Es ist ein historisches und für die Stadt und seine Bürger bedeutendes Gebäude: Das Gasthaus „Wiese“ gegenüber vom Zeller Bahnhof.

Doch was ist hier los? Was passiert hier und wie sieht die Zukunft aus? Können bald wieder Gäste hier ein- und auskehren und in geselligen Runden zusammensitzen? Alles Fragen, die den Zellern auf den Nägeln brennen mögen.

Leute stehen vor der Tür

Denn das Interesse an dem Haus ist groß: Immer wieder – so erzählt die neue Eigentümerin aus Österreich – ständen viele Zeller vor ihrer Tür oder in der Gartenwirtschaft, wollten am liebsten gleich etwas bestellen oder würden fragen: „Wann öffnen Sie wieder?“

Die Österreicherin und ihr Mann, der aus dem Wiesental stammt, haben das Gebäude im vergangenen Sommer gekauft und möchten anonym bleiben. Der bisherige Eigentümer Domenica Orsino ist nach Informationen unserer Zeitung untergetaucht und war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Er hatte das Gebäude in den 1980er-Jahren gekauft und bis kurz vor der Coronazeit eine stets gut besuchte Pizzeria betrieben.

Wieder Leben einkehren

Die neue Eigentümerin betont, dass auch sie sich wünscht, dass hier wieder Leben einkehrt und es ein Gasthaus bleiben soll. Vor Kurzem fand hier sogar schon eine Tauffeier statt, wozu die Räumlichkeiten vermietet wurden, gewirtet werden durfte aber nicht.

80 Bewerber für die Pacht

Sie ist derzeit auf der Suche nach einem Pächter für die Gastronomie. Und während dieser Suche habe sie einen regelrechten Andrang erlebt: 80 Bewerber aus 15 Nationen hätten sich bereits bei ihr beworben, erzählt sie.

Wunsch nach Beständigkeit

Und dennoch: So einfach wie es klingt, ist die Suche nach einem Betreiber gar nicht. Denn die Eigentümerin will eine stabile Zukunft für das Gasthaus. „Ich suche einen erfahrenen, gut organisierten Pächter, das muss Hand und Fuß haben, da bin ich pingelig“, betont sie. Sie habe bereits einige der „Kandidaten“ genauer unter die Lupe genommen, doch es sei noch keiner dabei gewesen, der sie so richtig überzeugt hat. Auch müssen die künftigen Pächter ihr ein Konzept liefern. Und noch eine weitere Bedingung stellt sie: Es dürfen keine Patenschaften sein, also etwa Kumpels, die das Restaurant zusammen leiten möchten. Denn sie sei sicher, dass dies wegen des Geldes über kurz oder lang zu Streit führe. Denn sie möchte einen beständigen Pächter, keiner, der nach kurzer Zeit wieder aufgibt. Alles Kriterien, die die Suche nicht leichter machen, aber womöglich zu einem besseren Ergebnis führen mögen. „Ich weiß nicht, ob ein Schnellschuss gut gegangen wäre“, sagt sie. Dass das Restaurant weiterhin erfolgreich geführt werden könne, davon ist sie überzeugt: „Das ist eine Goldgrube“, schwärmt sie und auch von der sehr tollen Lage gegenüber vom Bahnhof und nahe der Schulen zeigt sie sich im Gespräch begeistert.

Übrigens: Im Haus befinden sich vier Wohnungen, zwei davon sind bereits vermietet, wie die Österreicherin im Gespräch mit unserer Zeitung erzählt. Die Eigentümer-Familie habe bereits viel ins das Gebäude investiert, saniert es aktuell und lässt neue Fenster einbauen. Auch wurde eine neue Heizung installiert und das Gebäude an das Nahwärmenetz angeschlossen. Irgendwann wolle das Paar selbst in das Gebäude ziehen, in die Nähe der Familie des Mannes, es quasi als Alterssitz nutzen.

Der Wunsch der Stadt

Auch die Stadt weiß von der Bedeutung des Hauses. Bürgermeister Peter Palme sagt zu der Immobilie: „Ich wünsche mir, dass hier etwas reinkommt, was zur Belebung der Innstadt beiträgt. Es ist ein schönes historisches Gebäude mit schönem Garten. Ich fände es schade, wenn es mittelfristig nicht gastronomisch genutzt wird und wünsche mir, dass hier das bestehende Angebot der Innenstadt ergänzt wird.“

Wer Interesse an der Pacht hat, kann sich bei der Eigentümerin melden, die aktuell in Österreich wohnt. Die Kontaktdaten stehen an der Tür des Gasthauses angeschrieben.

Die Geschichte des Gasthauses „Wiese“, dem ehemaligen Bahnhofshotel

Bauzeit unbekannt:
Wann das Gebäude gebaut wurde, kann zeitlich nur eingrenzt werden. Es war nach 1876, als die Bahnlinie Basel-Zell eingeweiht wurde und vor 1888. Denn in diesem Jahr ist das damalige „Bahnhofshotel“ erstmals auf einer Stadtansicht zu sehen. Zum Bahnhofshotel gibt es im Gegensatz zu allen anderen Zeller Wirtschaften keine Unterlagen zu Konzessionserteilungen oder Umbaumaßnahmen. Ein Grund dafür könnte sein, dass das Bahnhofshotel von der Reichsbahn gebaut wurde und diese Pächter eingesetzt hat. Somit wären beispielsweise Konzessionsgenehmigungen dort archiviert, wo damals die Reichsbahn ihren Sitz hatte. In das Bahnhofshotel war die Bahnhofswirtschaft integriert.

Das Bahnpersonal:
Bis in die 1970-er Jahre hatte das Personal der Bundesbahn reservierte Zimmer im Bahnhofshotel: Zumindest der Lokführer und der Schaffner des letzten Zuges, der abends in Zell ankam, übernachteten dort, um am anderen Tag mit dem ersten Zug wieder nach Basel zu fahren. Der Zug blieb über Nacht in Zell stehen.

Die Narren:
Die Vogtei Paradies nutzte die Bahnhofswirtschaft ab den frühen 1930-er Jahren als ihr „Rathaus“ und veranstaltete dort bis 1959 ihre alljährlichen „Chappeobe“.

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