Zell im Wiesental 50 Jahre Zeller Fasnachtsgeschichte

Markgräfler Tagblatt

Jubiläum: Ein halbes Jahrhundert Hürus wird in Zell groß gefeiert / Kleiner Umzug Mitten im Juni

Ein Fasnachtsumzug, wenn auch ein ganz kleiner, durch die Straßen der Schwanenstadt und eine stattliche Anzahl gestandener Mannsbilder, die mitten im Juni hinter Musikern zum Festzelt marschierten und fleißig in die Menge winkten. Wo gibt’s denn so etwas? Im Städtli.

Zell (hjh). Die Fasnachtsgesellschaft Zell (FGZ) und ganz speziell die Hürusse, die zusammen 50 Jahre Zeller Fasnachtsgeschichte symbolisierten, hatten das Unmögliche möglich gemacht. Die Herren, angeführt von Hans I. vo Zell alias Hans Greiner, dem ersten Hürus, hatten zu ihrem Geburtstagsfest eingeladen.

Die Edlen von Altenstein

Die 43 „Edlen von Altenstein“, die selbstverständlich nicht vergaßen, die sieben vom Tod in ihre Reihen gerissenen Lücken zu betrauern, machten gleich zu Beginn des Festwochenendes ein riesiges Fass auf, das sie zusammen mit den Fans der FGZ schon vor, aber vor allem nach dem kurzen Marsch durch die Gassen unverzüglich zu leeren begannen. Musikalisch begleitet wurden sie dabei von der Hürusmusik, vom Fanfarenzug, von den Latschari-Sängern und nicht zuletzt von Christoph Köpfer, der die Gäste im überfüllten Festzelt mit seinen Liedern aus Zell begeisterte.

Hinter den Kulissen

Unter dem Jubel der Gäste wurden die Herren von Kanzler Thorsten Weinstein einzeln vorgestellt. Dabei fragte man sich unwillkürlich das, worauf Präsidiumsmitglied Uli Merkle in einem launischen Ausflug hinter die Kulissen der fünften Jahreszeit die Antwort eigentlich schuldig blieb, obwohl er 2003 selbst einer der Herren war, der eine Amtszeit lang im grellen Licht närrischer Scheinwerfer gestanden hatte. „Was goht in some Mensche vor, wo gfrogt wird, ob er Hürus werde will?“

Der heute 73-jährige Hans Greiner kam im Alter von 23 Lenzen zu Hürus-Ehren. Zu verdanken hatte er das einer Entscheidung von Hans Fräulin und Gerhard Jung, die 1967 beschlossen, den Faschingsprinzen abzuschaffen und dafür eine Gestalt zu installieren, die über 700 Jahre lang in Zell das Sagen hatte: den Hürus, den „großen starken Mann“, einen Adligen, deren Titel „Hürus“ an männliche Nachkommen vererbt wurde. Die ersten waren laut Merkle „die Herre vo Stei, die ihri Burg obe uf em Altestein cha hän. Von 1345 bis 1806 hatten dann die Herren von Schönau als Hürusse von Zell die Grundherrschaft. Wo aber sind die echten Hürusse geblieben? Ihre närrischen Nachfahren hatten recherchiert und waren fündig geworden: „Aktueller Hürus ist Leopold Freiherr vo Schönau-Wehr, also ein lebendiger Nachfahre der Herren von Schönau.“ Gerne wäre der zum Fest gekommen, zeitlich aber hat das nicht gepasst. Aber der Besuch werde nachgeholt, versicherte Uli Merkle.

Zum Gedenken

Zuvor hatte FGZ-Präsident Peter Mauthe die „hochwohllöbliche Herre vo Altestei“ begrüßt. Acht Jahre alt sei er gewesen, als Hans Greiner die Bürde auf sich genommen habe, die Zeller für den neuen Regenten zu begeistern. Damals habe es für ihn wichtigere Dinge gegeben als sich darüber Gedanken zu machen, ob es in Zell einen Fasnachtsprinzen oder einen Hürus gebe. Heute aber sei er stolz, „auf 50 sehr erfolgreiche Jahre Zeller Hürusse zurückzublicken.“ Die Jahre bedeuten, dass sich 50 gestandene Männer daran machten, an das anzuknüpfen, was Hans I. vo Zell 1967 begonnen hatte, nämlich „ein ehrenvoller rechter Zeller Hürus zu sein.“ Dafür ziehe er vor jedem einzelnen heute den Hut, bekannte Mauthe, „dafür sage ich jedem einzelnen von euch ein herzliches Vergelt’s Gott.“ Und er betonte: „An der Stelle darf aber auch daran erinnert werden, dass nicht mehr alle Hürusse das 50-jährige Bestehen feiern können. Das Fest heute soll auch in ihrem Gedenken stattfinden. Und ich bin überzeugt, von da, wo sie jetzt sind, schauen sie mit großem Stolz und großer Freude auf die Zeller Fasnacht und auf ihre Hürusse.“

Peter Mauthe versäumte es nicht, dem Mann einen dankbaren Nachruf zu widmen, der sich mit seiner Idee zielstrebig und so überzeugend, wie man ihn kannte, durchsetzen konnte: „Unser unvergessener Ehrenpräsident Hans Fräulin“, sagte Mauthe vor zahlreichen Vertretern befreundeter Zünfte und den Statthaltern aus Schopfheim, die später Zeugen eines denkwürdigen Auftritts von (Thomas) Kaisers Vereli-Versli-Schnitzelbanksängern wurden, die Gruppe „Saite, Blech un Taschte“ um Hürus Kai genießen durften und zumindest vom Hörensagen erleben durften, dass das Untergeschoss des „Escopazzo“ nach der Enthüllung eines Wappens an der Kellerwand das „La Grotta“ offiziell zum „Hüruskeller“ ernannt wurde. Ein Glanzlicht, das versucht wurde zu toppen mit der Aufforderung „Schnapp dir einen Hürus und pose mit ihm als Gaukler oder Page“ vor der Linse der Kamera eines Fotografen.

Umfrage

Bargeld

Die FDP fordert Änderungen beim Bürgergeld. Unter anderem verlangt sie schärfere Sanktionen. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading