Zell im Wiesental Begegnungstreff in Zell schaffen

Peter Schwendele
Vielfältige Beratungs- und Hilfsdienste bietet die Caritas in diesem Gebäude in der Bahnhofstraße in Zell an. Foto: Peter Schwendele

Gemeinderat: Caritas stellt umfangreiche Migrationsarbeit vor. Ehrenamtliche Tätigkeit unverzichtbar.

Zell - Einen Überblick über die Betreuungssituation von Migranten in Zell gaben Doris Leimeier und Reinhard Zahn von der Caritas in der Gemeinderatssitzung am Montag. Insgesamt laufe die Betreuung gut, so der Tenor. „Wir sind sehr zufrieden mit dem sozialen Frieden“ ergänzte Bürgermeister Peter Palme aus Sicht der Stadt.

Doris Leimeier, die bei der Caritas in Zell für Migrationsbelange zuständig ist und das Integrationsmanagement verantwortet, legte dar, dass in der Schwanenstadt derzeit 50 Erwachsene und 24 Kinder betreut werden (15 Familien, 13 Einzelpersonen). 65 Prozent der Flüchtlinge kommen aus Syrien, weitere Herkunftsländer sind Eritrea, Gambia, Afghanistan, Somalia, Irak, Iran und Senegal. 70 Prozent der Menschen sind in kommunalen Einrichtungen untergebracht, 30 Prozent nutzen privaten Wohnraum.

Aktuell sind laut Leimeier 45 Prozent der Migranten in einen verpflichtenden Sprachkurs oder Politikkurs eingebunden, zehn Prozent absolvieren eine Maßnahme des Jobcenters (etwa schulische Weiterbildung) und 15 Prozent haben bereits eine Arbeitsstelle. „Ohne deutsche Sprachkenntnisse geht hier gar nichts“, betonte die Integrationsmanagerin. Insofern werde sich im Hinblick auf Beschäftigungsverhältnisse sicher mehr tun, wenn die Migranten ihre Sprachkurse absolviert haben.

Den Menschen zeigen, was realistisch ist

Doris Leimeier verwies darauf, dass viele Migranten eine „unglaubliche Odyssee“ hinter sich haben. Viele würden mit realitätsfremden Erwartungen in Deutschland ankommen, viele seien auch traumatisiert von den Erlebnissen, die sie in ihrem Heimatland oder auf der Flucht gemacht haben. Die Arbeit der Caritas bestehe insofern zunächst einmal darin, den Menschen aufzuzeigen, welchen Weg sie hier gehen können, was für sie realistisch ist.

In der Praxis übernimmt die Caritas folgende Aufgaben: Asylverfahrensberatung, Informationsvermittlung zu Rechten und Pflichten, Beratung im Sozialrecht, Hilfe bei der Sprachvermittlung, Ausbildungs- und Arbeitsmarktintegration sowie Antragsausfüllung. „Es ist Wahnsinn, was man alles ausfüllen muss“, ließ die Caritas-Mitarbeiterin wissen, „damit wären sicher auch viele Einheimische überfordert.“

Die Caritas begleite des Weiteren Kinder bei der schulischen Entwicklung, helfe bei der Wohnraumbeschaffung, biete Konfliktlösungsgespräche und Krisenintervention an, unterstütze die Migranten in Gesundheitsfragen, suche ehrenamtliche Mitarbeiter und sei mit Dokumentationen und Berichtswesen beschäftigt.

Als positive Aspekte der Gesamtsituation in Sachen Flüchtlingsbetreuung legte Doris Leimeier dar, dass beim Erlernen der deutschen Sprache häufig eine hohe Motivation spürbar sei. In Wohngemeinschaften gebe es oft ein gutes Miteinander. Der Wunsch nach einem eigenen Einkommen sei stark spürbar und die Integration von Kindern gelinge in der Regel sehr gut.

Wohnungs- und Ärztemangel sind Probleme

Als Problemfelder nannte die Caritas-Mitarbeiterin den Wohnungsmangel sowie die Schwierigkeit für Migranten, eine ärztliche Betreuung zu finden und sie in Arbeitsverhältnisse zu vermitteln.

Bürgermeister Peter Palme verwies darauf, dass die Stadt „extrem viel“ unternommen habe, um Wohnraum für Flüchtlinge zu schaffen. Caritas-Fachbereichsleiter Reinhard Zahn lobte ebenfalls die „enormen Anstrengungen“ der Stadt Zell in dieser Hinsicht und bedankte sich für die sehr gute Zusammenarbeit.

Zahn und Leimeier informierten das Ratsgremium darüber, dass sie gerne einen zentralen Begegnungstreff in Zell schaffen würden, in dem generationenübergreifend das soziale Miteinander gepflegt werden könne. Für eine solche Einrichtung seien ab dem kommenden Jahr auch Gelder vom Land zu erwarten, so dass auch die Schaffung einer Personalstelle denkbar sei. SPD-Stadtrat Karl Argast, der auch bei der Arbeiterwohlfahrt (AWO) aktiv ist, sicherte hierbei Unterstützung zu.

Die Caritas-Vertreter betonten die große Bedeutung der ehrenamtlichen Tätigkeit für das Gelingen der Integrationsarbeit. In Zell hätten sich viele stark engagiert. „Das ist richtig super, sonst wäre das alles gar nicht zu schaffen“, sagte Doris Leimeier. Auch Luzia Philipp von der Stadtverwaltung bedankte sich bei allen ehrenamtlich Tätigen in der Flüchtlingshilfe, betonte aber gleichzeitig, dass das Engagement in der Breite nachgelassen habe.

Noch einen Schritt weiter ging der in der Flüchtlingsbetreuung stark engagierte Wolfgang Lindner. Das Netzwerk Asyl sei „de facto tot“, meinte er, und stellte die Frage in den Raum, ob und wie man diese Gruppierung wieder aktivieren könne.

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