Geradezu professionalisiert gehen da beispielsweise die Vogtei Paradies und die Narrenzunft Gresgen vor. Beide haben im Obergeschoss ihres Wagenbauschopfs beziehungsweise Weideschuppens eine bestens ausgestattete Näherei. In den Wochen vor Fasnacht sind hier allabendlich durchschnittlich jeweils bis zu acht Damen beschäftigt. Gela Steidinger und Elvira Senn-Klöcker entwerfen für die Paradiesler zuerst einen Prototyp, dann beginnt die Produktion von bis zu 100 gleichen Kostümen. Ähnlich handhaben dies auch die Gresger Narren. Dort sind es Christel Lehmann und Beate Wassmer, die sich um den Schnitt, das Material und die Ausführung der Kostüme kümmern.
Andere Vogteien gehen teilweise individueller vor, so dass praktisch jeder Teilnehmer zwischen verschiedenen Rollen wählen und dementsprechend sein Kostüm ausgestalten kann. Aber auch dies setzt eine gewisse Organisation voraus, denn zum Umzug muss alles ja wieder optisch zusammenpassen und dem Thema gerecht werden. So werden etwa bei der Vogtei Sunneland verschiedene Rollen am Umzug definiert. Dadurch entstehen verschiedene Kleingruppen, deren Mitwirkende jeweils das gleiche Kostüm tragen. Diese werden auch innerhalb jeder dieser Gruppen eigenverantwortlich entworfen und realisiert. Dabei werden die Näharbeiten in aller Regel an heimischen Nähmaschinen vorgenommen. Wer dazu keine Möglichkeit hat, kann sich, ausgestattet mit Schnittmuster und Stoffen, Hilfe innerhalb der Vogtei oder bei einer externen Schneiderei holen. Je nachdem kann diese Hilfe an Fasnacht mit einem Achteli und einem Schmutz abgegolten oder die Rechnung der Schneiderei muss direkt beglichen werden. Ganz egal, wie die Kostüme schlussendlich entstehen, bei allen Zusammenkünften und Arbeiten kommt die Geselligkeit nirgends zu kurz und schweißt die einzelnen Gruppen zusammen.
Sehr unterschiedlich fallen die Kosten für Kostüme aus. Die Vogtei Paradies und die Narrenzunft Gresgen subventionieren die Kostüme für ihre Mitwirkenden. Zwischen zehn bis 20 Euro muss ein Umzugsteilnehmer für ein maßgeschneidertes Kostüm berappen. In anderen Vogteien kann dies schon mal erheblich teurer werden. Bei einem individuellen Kostüm können da auch mal mehrere hundert Euro anfallen. Zumal zum fertigen Outfit ja nicht nur ein Kostüm, sondern auch Schuhe und irgendwelche Requisiten gehören, die selbst fabriziert oder beschafft werden müssen.
So entstehen jedes Jahr viele hunderte von Fasnachtskostümen, die in aller Regel nur zwei Tage getragen werden. Das heißt, Speicher und Schränke von Zeller Fasnächtlern sind vollgestopft mit Kostümen und Requisiten der vergangenen Jahre. In diesem Jahr surren keine Nähmaschinen in Zell. In den Nähereien der Vogteien, in privaten Haushalten oder den Schneidereien entstehen keine neuen Kostüme. Sollte aber, allen Unkenrufen zum Trotz, ganz plötzlich eine Fasnacht möglich sein, dann könnte sich jeder blitzschnell aus seinem eigenen Fundus hervorragend ausstatten. Fürs Fasnachtmachen sind Zeller allzeit bereit.