Zell im Wiesental „Das ist eine spürbare Lücke“

Hans-Jürgen Hege

Zell: Barbara Ebi schließt nach 36 Jahren ihren Laden / Schulbuchverkauf noch ungewiss

„Ich hab das gerne gemacht“, versicherte Barbara Ebi und meinte damit nicht nur die Dienstleistungen, die sie über viele Jahre hinweg für die Stadt unter anderem im Zusammenhang mit Schulbuchbeschaffungen erbrachte.

Von Hans-Jürgen Hege

Zell. 36 Jahre lang verkaufte die gelernte Bibliothekarin im Laden in der Schönauer Straße Romane, Kinderliteratur, Reisedokumentationen, Zeitschriften, Schreibwaren, kleinere Spielzeuge oder Malutensilien. Sechs dieser 36 Jahre war Barbara Ebi „Posthalterin“. Und viele Jahre fühlte sie sich in ihrer Rolle als „Glücksfee“ der Lotto- und Toto-Gesellschaft nicht zuletzt deshalb wohl, weil sie ihren Kunden „mehrere Gewinne im sechsstelligen Bereich“ vermitteln konnte beziehungsweise durfte. Und mit all dem ist nun „ab 31.12.2021 um zwölf Uhr mittags“ Schluss. „Aus Altersgründen“, sagt die Geschäftsfrau, die den Schnitt in ihrem Leben in Etappen vorbereitet hat.

Vor Wochen schon wurde die Abteilung „Post“ in die Kirchstraße verlegt. Danach erfolgte der „Rausverkauf“ der Bücher und der übrigen Artikel. Die bis dahin gut gefüllten Regale und Auslagen leerten sich rasant. Und ihren Lottokunden verpasste Barbara Ebi nochmals Dauerscheine, die helfen, die Zeit zu überbrücken, die ins Land geht, bis die neue Lotto-Annahmestelle am Infostand in Schmidt’s Edeka-Markt in der Teichstraße voraussichtlich Mitte Januar vollends in Betrieb genommen werden kann.

Kein Zweifel: Barbara Ebi hinterlässt im Städtchen eine spürbare Lücke. Zunächst menschlich. Sie kennt die Zeller, und die Zeller kennen und schätzen sie als Ansprechpartnerin, mit der sie auch mal persönliche Dinge besprechen konnten. Dann aber auch wegen des nun fehlenden Sortiments an Waren, die manch einem aus der Verlegenheit halfen, „auf die Schnelle mal ein Geschenk für Freunde und Bekannte zu besorgen“, wie Bürgermeister Peter Palme beim offiziellen Abschied von einem „Kleinod“ in seiner Stadt betonte, das in ihm zahlreiche Erinnerungen an seine Kinder- und Jugendzeit wachrufe. „Es war toll, was Sie hier gemacht haben“, wandte sich Peter Palme an Barbara Ebi. „36 Jahre haben Sie sich richtig viel Mühe gegeben. Sie werden uns fehlen, nicht nur von der Institution her, sondern auch als Mensch.“

„Kein langer Leerstand“

Und Barbara Ebi bestätigte, dass ihr der „kleine Bub Peter, sein Vater und dessen Verbindungen zur Irisette“ im Gedächtnis haften geblieben seien.

Aber nicht nur ihm, auch der Stadt selbst fehle Barbara Ebi „als Großlieferant für die Bücher der Schule.“

Er hoffe, dass sich vor allem dazu Lösungswege auftun, wie das Schulbuch-Handling künftig geregelt werden kann.

„Ich möchte nämlich nicht, dass diese Beschaffungen künftig übers Internet abgewickelt werden müssen.“ Es sei seine große Sorge, dass nach Schließung des einzigen Bücherladens in der Stadt Internet-Händler Nutznießer dieses Umstandes werden könnten, versicherte Palme, der es als „besonders traurig“ ansah, dass die Nachfolgefrage nicht gelöst werden konnte und mit der Buchhandlung ein weiterer Laden mitten in der Stadt leer steht.

Er sei, so fügte Bürgermeister Peter Palme hinzu, aber auch der Meinung, dass dieser Zustand eben wegen der exponierten Lage nicht allzu lange dauern werde.

Die Bibliothekarin indes versichert, dass sie sich mit einem weinenden, aber auch mit einem lachenden Auge in den Ruhestand verabschiede. Fernreisen hat sie auf dem Zettel, wenn dann endlich mal mehr als zwei Wochen Urlaub im Jahr möglich sind. Und um ihren Garten will sie sich kümmern, sagt sie und verweist schließlich darauf, dass sie den Unruhestand langsam anzugehen gedenkt und ihren Kunden vorerst noch einige Stunden pro Woche in der Lotto-Annahmestelle des Edeka-Marktes zur Verfügung stehen wird.

Beim Lotto im Edeka

„Ich gehe in Altersteilzeit“, schmunzelt sie und glaubt, damit einem Großteil des Stresses zu entgehen, der sie seit dem Moment in Atem hielt, als sie sich vor 36 Jahren, als auch der frühere Bürgermeister Karlheinz Lais ins Städtle kam, zusammen mit ihrem damaligen Mann in der Schönauer Straße den Traum vom selbstständigen Geschäftsleben erfüllte.

Umfrage

Bargeld

Die FDP fordert Änderungen beim Bürgergeld. Unter anderem verlangt sie schärfere Sanktionen. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading