Auch 1919, der Krieg ist schon seit November 1918 vorbei, gibt es in Zell keine Fasnacht. Im Zeller Krankenhaus und in den Lazaretten werden zu diesem Zeitpunkt noch 300 Kriegsverwundete versorgt. Lazarette sind im Haus Schonlau (heute Flüchtlingsunterkunft beim Bahnhof) und in der ehemaligen Gewerbeschule (heute Teil des Kindergartens in der Bahnhofstraße) eingerichtet. Auch in den Wirtschaften Pfefferhütte, Schwanen, Ochsen und Kranz sind Verwundete und an Malaria- oder Diphtherie Erkrankte untergebracht.
Erst 1920 gibt es in Zell wieder eine, wenn auch spärliche Fasnacht. Die Fasnacht wird noch „wild“, also unorganisiert gemacht. Um die Zeller nach dem Krieg wieder an die Fasnacht heranzuführen, hat der damalige Ratsschreiber Böhler diese beschrieben. Hier ein paar Auszüge aus seinem Text von 1920: „Weil jetzt bald Fasnacht ist, möchte man wissen, was da im Städtli so alles los ist. Das sind so Feiertage, an denen man das Alltagsleben etwas abstreifen kann. Am Fasnachtssonntag nachmittags versammeln sich die jungen Burschen am Latschariplatz und warten auf vorbeikommende Mädchen, um zu versuchen sie zum Tanz einzuladen. Es ist nämlich abends in drei Wirtschaften Tanz, an dem man auch einzelne Fasnachtsnarren herumspringen sieht.
Am Fasnachtsmontag geht`s dann richtig los. Es ist Jahrmarkt, an dem man alles bekommt, was das Herz begehrt. Für die Jungen gibt es eine ´Rössliritti` und eine ´Buddi` (Schiffschaukel). Abends sitzt man in die Wirtschaft und trinkt seinen Schoppen. Dann kommen die Fasnachtsnarren ´un was für Figure!` und machen alles frech und grob drunter und drüber. Frauen machen teilweise unter der Maske auch Fasnacht. Sie gehen in die Wirtschaften, um nachzusehen, was ihre Männer so treiben. Ob sie gehörig einen saufen oder gar mit dem Serviermädchen ´ummeschmuße`. Manchmal machen sie sich selbst an den eigenen Mann ran. Wenn der wüsste, wer hinter der Maske steckt! Da würde er sich sicher mehr „zämme neh“. Es soll schon vorgekommen sein, dass es danach mitten in der Nacht und bei Sternenhimmel ein Donnerwetter gegeben hat.