^ Zell im Wiesental: Fasnächtler von Kindesbeinen an - Zell im Wiesental - Verlagshaus Jaumann

Zell im Wiesental Fasnächtler von Kindesbeinen an

Uli Merkle
Zeller Fasnachtsregent: Hürus Marco de Oberschratt vo Atzebach.                                                                                                                                                          Foto: Gabi Decker

Brauchtum: Hürus Marco startet in die heiße Phase der Zeller Narretei / Erster Auftritt am 14. Januar

Einen fulminanten Empfang boten die Zeller ihrem neuen „Hürus Marco de Oberschratt vo Atzebach“ bei seinem Einmarsch am Ölfte Ölfte in der Zeller Stadthalle. Das war exakt jener Ort, wo bereits 1994 „Hürus Rainer vo Atzebach“ von den Zeller Fasnächtlern stürmisch begrüßt wurde.

Von Uli Merkle

Zell. Jetzt, 28 Jahre danach, ist mit Marco Waßmer der Sohn des damaligen Hürusses Rainer Waßmer der Regent der Zeller Fasnacht. Für ihn als Spross einer eingesessenen Fasnachtsfamilie beginnt in den nächsten Tagen die heiße Phase seiner Regentschaft.

Anruf während Sitzung

Dass er Hürus werden soll, hat Marco Waßmer erst wenige Wochen vor dem Ölfte Ölfte erahnt. Er nahm gerade als Mitglied der SPD-Fraktion an einer Gemeinderatsitzung teil, als plötzlich sein Mobiltelefon in der Jackentasche klingelte. Sofort drückte er das ankommende Gespräch weg, sah aber, wer der Anrufer war: der Präsident der Fastnachtsgesellschaft Peter Mauthe. Als Marco Waßmer danach spät nach Hause kam, sagte er seiner Frau Melissa, dass er einen Anruf vom FGZ-Präsidenten erhalten habe. Auf ihre Frage, was der denn wollte, antwortete er nur: „Was wird de Präsident vo mir um die Johreszit scho wölle?“ – Beiden war natürlich sofort klar, was sich dann beim Rückruf am nächsten Morgen bestätigte: Marco Waßmer soll der neue Hürus sein.

Den Samstag mit dem „Ölfte Ölfte“ ging der Hürus in spe dann aber an, wie er dies fast jeden Samstag tut: Am Nachmittag stand er als aktiver Ringer mit der zweiten Mannschaft der RG Hausen-Zell auf der Matte. Er kämpfte in Hornberg im Schwarzwald mit seinem Team gegen die Ringer vom AV-Germania Hornberg. Nur, dass jetzt sein künftiger Kanzler mit dabei war, der inständig hoffte, dass sich Marco Waßmer nicht verletzt. Dass dies nicht geschah, zeigte sich dann um Mitternacht beim Hüruseinmarsch.

Hürus Marco ist die Zeller Fasnacht sprichwörtlich in die Wiege gelegt worden. Sein Vater Rainer hatte immer Ämter im Präsidium der Fastnachtsgesellschaft inne, war unter anderem 22 Jahre Zeremonienmeister und im Jahr 1995 selbst Hürus. Mutter Marianne ist aktive Fasnächtlerin in der Fasnachtsgemeinde Mittelstadt. Damit war klar, dass Marco als Kind an Fasnacht immer mitgenommen wurde. Spätestens als er gehen konnte, war er bei seinem Vater dabei, im Kinderkostüm des Zeremonienmeisters, als Kinder-Schrätteli oder in einem anderen Kostüm.

Als Kind auf der Hürusburg

Wenn er am diesjährigen Fasnachtsumzug hoch oben auf der Hürusburg den Zeller Fasnächtlern zuwinkt, wird es für ihn bereits das zweite Mal sein, dass er auf der Hürusburg steht. Denn er durfte schon als Kind bei seinem Vater mit dabei sein, als dieser vor 28 Jahren von diesem erhobenen Platz aus die Huldigungen der Zeller entgegennahm. Jetzt mit 36 Jahren hat er selbst das höchste Amt der Zeller Fasnacht inne.

Hürus Marco lebt mit seiner Frau Melissa und seinem zweijährigen Sohn Micah in Atzenbach. Nach seinen fasnächtlichen Anfängen im Kindesalter war er ein Jahr aktiver Wellenmacher bei der Fasnachtsgemeinde Mittelstadt, um dann im Alter von 19 Jahren Schrätteli zu werden.

Nach mehreren Schrätteli-Jahren als „Chatz“ war er bis 2018 acht Jahre Oberschratt, um dann wieder aktiv bei der Fasnachtsgemeinde Mittelstadt einzusteigen.

Neben der Fasnacht bestimmt bei Hürus Marco ein weiteres Hobby das Leben: Die RG Hausen-Zell ist praktisch sein zweites Zuhause. Bereits im Alter von vier Jahren begann er mit dem Ringen bei der RG.

Seit 2017 steht er als Vorsitzender an der Spitze des Vereins und ringt zudem noch aktiv in der zweiten Mannschaft.

Eigentlich, so erzählt Marco Waßmer im Vertrauen, hätte er gerne eine Kochlehre absolviert. Dies war durch seine Laufbahn als Ringer allerdings nicht möglich, weil er praktisch jedes Wochenende irgendwo auf der Ringermatte stand, was mit den Arbeitszeiten eines Kochs nicht zu vereinbaren gewesen wäre.

So machte er eine Lehre zum technischen Produktzeichner und schloss eine Ausbildung zum Maschinenbautechniker an. Heute arbeitet er in einem Maschinenbauunternehmen in Schopfheim. Seit 2019 ist Marco Waßmer zudem Mitglied der Zeller SPD-Gemeinderatsfraktion und seit mehreren Jahren Ortschaftsrat sowie stellvertretender Ortsvorsteher von Atzenbach.

Jetzt steht allerdings seine Regentschaft als „Hürus Marco de Oberschratt vo Atzebach“ im Vordergrund. Die Vorbereitungen für die Fasnacht laufen auf Hochtouren, sein Hausorden ist gestaltet und dessen Produktion abgeschlossen.

Seinen ersten öffentlichen Auftritt wird Hürus Marco am 14. Januar in seinem Heimatort Atzenbach beim bunten Abend der Atzenbacher Narrenzunft haben.

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