Der Titel des unterhaltsamen Konzerts mit frühen Liedern – leichte Gesellschaftsmusik, gesetzt zur Gitarrenbegleitung – war einem Werk Carl Maria von Webers entliehen: „Bach, Echo und Kuss“. Im Programm wurden romantische Gefühle wach, werden junge Mädchen von Jägern wachgeküsst. Entstanden sind die Lieder zu „vorgerückter, geselliger, weinseliger Stunde“ (Knoblich), komponiert oft aus dem Stegreif mit meist volkstümlichem Charakter.
Die Farbe der Romantik ist blau, erinnerte Knoblich an die „Blaue Blume“ der Romantik, mit einem Seitenblick auf das himmelblaue Abendkleid der Sängerin. Aus Berlin extra für diesen Auftritt angereist waren die Sopranistin Andrea Chudak und ihre ukrainische Duopartnerin Lidiya Naumova, die vor zehn Jahren diese Sammlung gitarrenbegleiteter Lieder auf CD herausgebracht haben.
Wie man hören konnte, ist die Sopranistin zur Weber-Interpretin prädestiniert. So mühelos wie ihr Gesang in allen 24 Liedern plus zwei Zugaben wirkt, trifft Chudak den Ton zwischen frühromantischer Volkstümlichkeit und bürgerlicher Unterhaltung. Ihr Gesang hat Leichtigkeit und Esprit, aber auch die nötige Schlichtheit in den Gesten und Verzierungen. Ihre Stimme ist glockenrein und gut geführt mit strahlender Höhe.
Den Liederreigen beginnt sie mit „Meine Lieder, meine Gesänge“ aus dem frühen Opus 13 und verfällt nicht in den naheliegenden intellektuellen Fehler, aus Webers schlichten Weisen schon Kunstlieder à la Schubert zu machen. Die versierte Sängerin, auch eine Meyerbeer-Spezialistin und Operettendiva, hat schon mal in Webers „Freischütz“ das Ännchen gesungen.
In den Weber-Liedern versprüht sie so viel Vitalität, Frische und ehrliches Interesse an dieser Vokalmusik, dass auch das Publikum im Saal nicht nur neugierig zuhörte, sondern von der wunderschönen Stimmung der liebenswürdigen Lieder, Romanzen, Canzonetten, aber auch den durchaus frecheren wie dem „Bettlerlied“ (mit dem Refrain „bayerisch muss sein“) wie beflügelt wurde.
„Gut durchgehalten“, wie die Sängerin sich das wünschte, haben die Zuhörer im „Abendsegen“ aus Opus 64 – wegen der eingängigen Melodien auch Volksliedzyklus genannt –, dem Lied mit den meisten Strophen des Abends: neun an der Zahl. Als die Sopranistin in schönstem hauchzartem Pianissimo „Lasst mich schlummern“ sang, waren die flackernden Kerzen im Leuchter schon etwas heruntergebrannt, und als sie sich mit „Herzchen, mein Schätzchen“ verabschiedete, war die Freude groß über diese Entdeckungen, die man noch heute bei Carl Maria von Weber machen kann.
Werkdienlich begleitete die Gitarristin Lidiya Naumova diese mal schlichten, mal kapriziösen, teils schwärmerischen und humoristischen Vortragslieder im Volksliedston. Nach jedem Lied spendeten die Zuhörer ausgiebigen Beifall für die schönen Lieder.