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Zell im Wiesental Hinter jedem Kind steckt ein Einzelschicksal

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Monfort-Realschule: Soziales Integrationsprojekt der Vorbereitungsklasse / Neuntklässler beteiligen sich

Seit 2015 gibt es an der Monfort-Realschule Zell (Morz) die sogenannte Vorbereitungsklasse (VKL) und damit einhergehend die Arbeit, Kinder, die nach Deutschland gekommen sind, in das Schulleben zu integrieren.

Zell. Es zeigt sich aber laut der Schule immer wieder, dass Kinder aus der VKL trotz der frühen Zuordnung zu einer sogenannten Stammklasse und der zeitweisen Teilnahme am Regelunterricht oftmals nicht integriert sind und häufig unter sich bleiben. Gleiches gilt umgekehrt auch für die deutschen Schülergruppen, die zwar von der Existenz der VKL-Klasse wissen, aber nicht wirklich Berührungspunkte im Schulalltag damit haben.

„Eine Schulkultur der Anerkennung von Kindern mit Migrationshintergrund bedeutet zunächst, die eigenen Wertvorstellungen, Verhaltens- und Kommunikationsmuster zu hinterfragen und gegebenenfalls auf den Prüfstand zu stellen. Dazu bedarf es der praktischen Zusammenarbeit und direkten gegenseitigen Konfrontation der Schüler untereinander, welche über die alltägliche Durchmischung auf dem Pausenhof hinausgeht“, so Kathrin Stutz, die die VKL- Klasse an der Morz leitet.

Kultur der Anerkennung

Aus diesem Grund habe man sich entschieden, einen Versuch zu wagen, durch eine gemeinsame Projektarbeit genau diese Situation herauszufordern, zumal es zu den ohnehin vorgegebenen Lerninhalten einer 9. Klasse in Englisch gehört, sich mit Themen wie Vorurteilen, Rassismus, Kommunikation und Respekt auseinanderzusetzen.

Kathrin Stutz, die auch Englischlehrerin der 9. Klasse ist, entwickelte das auf ungefähr vier Wochen angelegte Projekt ausgehend von der Englischklasse und den dort vorgeschriebenen Lerninhalten und fand in Wiebke Zäh eine engagierte VKL-Kollegin zur intensiven Betreuung des Projekts.

Bereits im Englischunterricht fand eine intensive Vorbereitung statt. Zunächst ging es darum, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, was überhaupt eine VKL-Klasse ist, wie diese Schüler an der Morz beschult werden und dass hinter jedem Kind ein Einzelschicksal steht. Vor allem letzteres ist entscheidend.

Ängste, Vorurteile und Barrieren wurden bereits deutlich, denen aber durch Aufklärung und intensive Gespräche begegnet werden konnte. Auch in der VKL- Klasse fand eine Vorbereitung statt. Hier war es vor allem wichtig, für die Kinder einen Rahmen zu schaffen, in dem sie sich wohlfühlen und öffnen konnten.

Mit großem kreativen Einsatz begannen die Gruppen dann ihre gemeinsame Arbeit, wobei es Corona geschuldet war, dass sich die einzelnen Kinder äußerst flexibel zeigen mussten, was die jeweiligen Gruppenzusammenstellungen anging, denn immer wieder kam es zu krankheitsbedingten Ausfällen.

So beschäftigten sich einzelne Gruppen mit „Immigrant stories“. Sie interviewten die VKL-Kinder bezüglich ihrer Herkunft, Fluchtursachen und ihres neuen Lebens in Deutschland. Ihren Mitschülern präsentierten sie ihre Aufarbeitung in Form von Plakaten oder auch einem Podcast.

Erfolg krönt den Abschluss

Eine andere Gruppe produzierte ein kleines Theaterprojekt, das sich mit Ausgrenzung und Mobbing beschäftigte, in dem die VKL-Schüler vorher selbstständig verfasste Sprechrollen übernahmen. Zu guter Letzt gestaltete eine Gruppe eine Kampagne gegen Rassismus und Diskriminierung. Ihren Fokus setzten sie dabei auf die Rechte der Frauen in den unterschiedlichen Herkunftsländern der VKL-Schüler.

Spielend gelang es den Schülern beider Klassen, sich immer wieder in neue Gruppen zu integrieren und Sprachbarrieren, von denen man im Vorfeld wusste und am meisten Respekt hatte, scheinbar mühelos zu überwinden. Sei es auf Englisch oder mit anderen Mitteln der Kommunikation, mit denen man sich im Vorfeld beschäftigt hatte.

Einen Abschluss fand das Projekt in der Vorstellung der gemeinsamen Erarbeitung. Hier zeigte sich bereits ein kleiner Erfolg: Saßen die VKL-Kinder und die Schülerinnen und Schüler der 9. Klasse anfangs noch getrennt in Gruppen, durchmischten sie sich bei der Präsentation. Mehr noch, das beiderseitige Feedback fiel durchweg positiv aus.

Man betrachte die VKL-Schüler und die Schüler aus anderen Ländern mit ganz anderen Augen, so die Schüler der 9. Klasse. Das Projekt sei eine willkommene Abwechslung gewesen, und es war spannend, sich so intensiv mit der Thematik zu beschäftigen, die im normalen Unterricht oft nur angerissen wird, heißt es in der Pressemitteilung der Schule.

„Einmal mehr ist bei diesem Projekt die Wichtigkeit offensichtlich geworden, dass Neugier, Offenheit und Verständnis für andere kulturelle Lebensformen innerhalb der Schülerschaft zu fördern sind, damit ein nachhaltiger Integrationsprozess in die Wege geleitet werden kann“, so Kathrin Stutz abschließend.

Eine Wiederholung des Projekts beziehungsweise eine generelle Integration in das Schulcurriculum ist in Planung.

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