Aus der Praxis berichteten beim Pressegespräch auch Miriam Lünsmann-Stiegeler vom Kindergarten Schopfheim-Eichen und Birgit Agostini vom Kindergarten Zell. Zentrale Erkenntnis für beide: Die meisten Kinder vermissen die Betreuungseinrichtungen und wollen gerne wieder in den Kindergarten kommen. In der Befragung wünschten sich 45 Kinder von ihrer Kita, dass alles so ist wie vorher.
Das würden viele Einrichtungen jetzt, nachdem der Regelbetrieb in den Kitas in Baden-Württemberg in diesen Tagen langsam wieder aufgebaut wird, gerne gewährleisten. Huber-Kramer betont allerdings, dass das Leben nicht mehr so ist, wie es vor Corona war, da Einschränkungen weiter spürbar bleiben. „Wir müssen mit den Kindern über das Thema reden, immer positiv, aber realistisch“, meint die erfahrene Erzieherin und plädiert dafür, dass Erwachsene durchaus ihre eigene Bedrückung durch die ungewohnte Situation zeigen sollen.
Ohnehin ist für die Fachkräfte, die das Tagesgeschäft bewältigen müssen, die große Frage, wie es konkret in den Kinderbetreuungseinrichtungen weitergehen soll. Aktuell dürfen Kindergärten bis zu 50 Prozent der Kinder wieder aufnehmen, ab Juli sollen wieder alle Kinder in die Einrichtungen zurückkehren können. Gleichzeitig geht Kultusministerin Susanne Eisenmann aber von einem aktuellen Fachkräftemangel von 30 Prozent aus. Noch ist unklar, wie diese Lücke geschlossen werden soll.
Schreiben an Ministerin Susanne Eisenmann
Das IKS hat sich deshalb jetzt mit einem Schreiben an die Ministerin gewandt. In diesem wird dargelegt, dass die Zeller Einrichtung in den vergangenen Monaten gerade auch bei der Gewinnung weiterer pädagogischer Fachkräfte für Kitas mit neu gestalteten Onlineangeboten sehr gute Erfahrungen gemacht hat. Die entwickelten Konzepte für diese Zusatzausbildung könne man zeitnah landesweit zur Verfügung stellen, bietet das IKS der Ministerin an. Gleichzeitig wird in dem Schreiben gefordert, den Personalschlüssel in den Kitas heraufzusetzen, damit die Teams in den Einrichtungen den gestiegenen Anforderungen an die Kinderbetreuung gerecht werden können.
Die Politik habe zu lange geschlafen, kritisiert Barbara Huber-Kramer, eine 2019 angelaufene Fachkräfteoffensive sei viel zu spät gestartet worden. „Es muss dringend die Attraktivität des Berufs gesteigert werden, um die Rechte der Kinder zu stärken und zu wahren“, heißt es demzufolge in dem Schreiben an Ministerin Eisenmann. Ob die Erkenntnisse aus der Corona-Krise für ein grundsätzliches Umdenken in Politik und Gesellschaft bei diesem Thema sorgen werden?