Zell im Wiesental Liebeserklärung ans Alemannische

Markgräfler Tagblatt
Uli Führe begeisterte die Senioren in Zell. Foto: Heiner Fabry Foto: Markgräfler Tagblatt

Musik: Uli Führe sorgt in der Begegnungsstätte Zell für einen gelungenen Nachmittag

Zell (hf). Zahlreiche Senioren hatten sich am Mittwoch in der Begegnungsstätte eingefunden, um beim Auftritt des Liedermachers Uli Führe dabei zu sein. Führe präsentierte eine mitreißende musikalische Liebeserklärung ans Alemannische, die die Zuhörer zum Mitsingen animierte und viele Erinnerungen aufleben ließ.

Im ersten Teil seines Programms griff Uli Führe Lieder von Johann Peter Hebel auf. Er begann mit dem Lied des „allzeit vergnügten Tabakrauchers“, in dem der Dichter das Tabakrauchen über die verschiedenen Jahreszeiten besingt. Nach diesem vergnüglichen Auftakt sprach er über das Alemannische, das in seinen verschiedenen Formen von über zehn Millionen Menschen gesprochen und gesungen wird.

„Jetzt singen wir gemeinsam ein Lied, das ihr alle kennt“, kündigte er „In Mueters Stübeli“ an, in das auch sofort die ganze Gemeinschaft einstimmte. Dabei machte Führe auch auf eine Unstimmigkeit im Text aufmerksam. In der gebräuchlichen Version heißt es „I steck der Speck in’n Sack un du der Ank“. „Das wird eine schöne Sauerei, wenn man die Butter in den Hosensack steckt“, kommentierte der Sänger. Anhand der schwäbischen Version des Liedes wird deutlich, dass nicht „der Ank“, die Butter, sondern „der Rank“, ein Stück Brot, gemeint ist. Das Lied ist ein sogenanntes Bettellied, wie es auch im Elsass überliefert ist und dort „Battellied“ heißt. Uli Führe stellte auch die vorarlbergische Version vor, die mit einem Jodler verziert ist. Der Sänger wunderte sich, dass auch diese Version von (fast) allen mitgesungen wurde.

Anhand mehrerer Beispiele veranschaulichte Uli Führe, dass in solchen Liedern immer nur von Müttern und ihren Töchtern die Rede ist, aber niemals von Söhnen und ihren Vätern. Im Elsässischen Lied „Gretel hätt g‘seit“ schilderte der Sänger eine elsässische Besonderheit von Liedern mit etwas zweideutigen Texten. Nach der einleitenden Bitte der Tochter „Mueter, i will a Ding“ wird im weiteren Verlauf klar, welches Ding denn wohl gemeint ist (Refrain „Mit dinem dingel-dengel do“): Die Tochter will einen Mann.

Im zweiten Teil setzte Führe – musikalisch umrahmt – seine Unterrichtsstunde im Alemannischen fort. Begeisterung löste sein Lied vom „megageilen selbst gemachten Stau auf der Autobahn“ aus. Im Lied „Mir hänns doch so gut g`meint“ schilderte er die Reaktion irritierter Eltern, die erleben müssen, dass trotz Bio-Obst und Demeter-Brei die Nachkommenschaft doch mit Hard-Rock und Ballerspielen aufwächst.

Dann bat Uli Führe seine Zuhörer um Beispiele von alemannischen Wörtern, die zu verschwinden drohen. In dem Lied „Mach’s Muul uf“ setzte er Wörtern wie Chratte, pfludere, Bög und Chlüdderi ein musikalisches Denkmal.

Mit dem Schweizer Lied vom „Buerebübli“ klang ein vergnüglicher Nachmittag aus. Als Uli Führe schon seine Gitarre eingepackt und den Dank von Leiterin Claudia Ciesléwicz entgegengenommen hatte, sang die fröhliche Seniorenschar noch gemeinsam weiter.

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