„Die Stadt ist nicht schlecht gefahren“
Viele Dinge habe man eine Nummer kleiner und günstiger realisiert als sie manchem vorschwebten, blickt Rümmele, der sich als Realist sieht, zurück: „Damit ist die Stadt nicht schlecht gefahren.“
Verändert hat sich in Rudolf Rümmeles Amtszeit auch die Wahrnehmung der Stadt Zell im Umland und in Lörrach, Basel und Freiburg, auch bei übergeordneten Behörden. Für ihn sei es wichtig gewesen, dass Zell auch überregional wieder anders gesehen wird, meint der Noch-Bürgermeister zu seinen Bemühungen etwa beim Thema Agglomerationsprogamm Basel. Auch hier gelte: Statt großspurigem Auftreten lieber beharrlich mit kleinen Schritten in die richtige Richtung marschieren.
In diesem Zug sei vielleicht die Erfolgspräsentation bisweilen zu kurz gekommen, räumt der scheidende Bürgermeister im Rückblick ein: „Kann sein, dass ich in der Außendarstellung manchmal zu zurückhaltend war.“ Dies könnte auch auf andere Bereiche zutreffen, sah sich Rümmele doch bisweilen dem Vorwurf ausgesetzt, er sei nicht wirklich vereinsfreundlich oder auch nicht wirklich fasnachtsfreundlich. Dies allerdings weist der Noch-Bürgermeister weit von sich, vielmehr habe er, „statt in jeder Versammlung zu sitzen“, oft hinter den Kulissen gekämpft, um etwas für andere zu erreichen.
Auf diesen Feldern, die, zumal in einer Kleinstadt, auch nicht selten in den persönlichen Bereich hineinspielen, haben die vergangenen 16 Jahre natürlich ihre Spuren hinterlassen. „Da hat man auch Freunde verloren“, räumt Rümmele ein. Wobei er hier den Lerneffekt in den Vordergrund stellt, das Erkennen, „wer ist ein wirklicher Freund und wer tut nur so“.
Ganz besonders lehrreich war in diesem Zusammenhang für den 58-Jährigen der zweite Wahlkampf um den Bürgermeisterposten im Jahr 2009, der mit harten Bandagen geführt wurde. Damals habe er erkannt, so Rümmele, dass sich nicht alles auf Harmonie aufbauen lasse. Eine Erfahrung, auf die er allerdings gerne verzichtet hätte, war die Tatsache, dass er die Familie nicht gänzlich aus dem aggressiven Wahlkampf heraushalten konnte. „Vielleicht habe ich auch deshalb gesagt: Einen Wahlkampf mache ich nicht mehr“, sinniert der Noch-Bürgermeister über seinen Verzicht bei der diesjährigen Wahl.
„Ich lege erst mal eine Ruhepause ein“
Alternativ habe er kurzzeitig mit dem Posten eines Beigeordneten in einer anderen Stadt geliebäugelt, berichtet Rümmele, sich dann aber doch für einen gänzlich anderen Weg entschieden. „Ich brauche jetzt nichts, ich lege eine Ruhepause ein“, sagt der 58-Jährige. In dieser soll die Familie, die in den vergangenen 16 Jahren auf viel verzichten musste, wieder mehr im Vordergrund stehen. Auch andere Dinge sollen zu ihrem Recht kommen, etwa der Wunsch, Musik zu machen. Und Rümmele absolviert derzeit einen Kurs zum Tagesvater.
Seine aktuelle Zukunftsgestaltung sei insofern ein Experiment, räumt Rümmele ein, eines, das durchaus Optionen birgt: „Ich möchte in keine Institution mehr rein, kann mir aber vorstellen, in Projekte einzusteigen.“ Insbesondere im Bereich Sozialsysteme, von jeher ein Steckenpferd des scheidenden Zeller Rathauschefs.
Die offizielle Verabschiedung von Bürgermeister Rudolf Rümmele findet am Mittwoch, 29. November, um 19 Uhr in der Stadthalle statt.