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Zell im Wiesental Motiv für die Bluttat war Geld

Peter Schwendele und Paul Berger
Im beschaulichen Bergdorf Riedichen kam es am späten Dienstagabend zu einem Tötungsdelikt. Die Tatverdächtigen flüchteten und wurden einen Tag später in Frankfurt von der Polizei gefasst. Foto: Paul Berger

Tötungsdelikt in Riedichen: Polizei fasst flüchtige Männer in Frankfurt am Main / Dorf steht unter Schock

Zell-Riedichen - Erleichterung machte sich in Riedichen breit, als die Polizei am frühen Donnerstagmorgen verkündete, dass die nach einer im Ort verübten Gewalttat flüchtigen Männer gefasst werden konnten. Dennoch ist man im Bergdorf nach wie vor geschockt über das tödliche Geschehen, das sich am Dienstag kurz vor Mitternacht abgespielt hat.

Am Donnerstagnachmittag teilten Staatsanwaltschaft und Polizei weitere Details zu dem schrecklichen Ereignis mit.

Brüderpaar wurde in Frankfurt gefasst

Die beiden aus Bulgarien stammenden Männer, die sich zu Arbeitszwecken im Land aufhielten und in einer Ferienwohnung in Riedichen untergebracht waren, konnten von der Polizei am Mittwochabend in Frankfurt am Main durch Kräfte der Polizeipräsidien Frankfurt festgenommen werden, wie die Staatsanwaltschaft Waldshut Tiengen und das Polizeipräsidium Freiburg in einer gemeinsamen Pressemitteilung informierten.

Vorausgegangenen seien „diverse operative Maßnahmen“, so die Behörden. Die Gefassten, ein 27 und 22 Jahre altes Brüderpaar, wurden wurden noch in der Nacht nach Baden-Württemberg gebracht und im Lauf des Donnerstags dem Haftrichter vorgeführt. Die Ermittlungen der SOKO „Baustelle“ dauern an. Nähere Einzelheiten zum gewählten Fluchtweg befinden sich noch in der Abklärung.

In der Pressemitteilung finden sich die bisherigen Erkenntnisse der Ermittlungsbehörden zum Tathergang, in dessen Verlauf ein 38-jähriger türkischer Staatsangehöriger getötet wurde. Die Festgenommenen gehören laut den Behörden zu einer sechsköpfigen Gruppe von Bauarbeitern derselben Firma, die in einer Unterkunft in Riedichen nächtigten und tagsüber Arbeiten in der Gegend durchführten.

Tatverdächtige flüchteten mit der Beute

Die beiden Verhafteten sind dringend verdächtig, in den späteren Abendstunden des Dienstags zunächst das Zimmer des ersten Opfers aufgesucht und dieses erschlagen zu haben, um bei ihm befindliches Bargeld zu erlangen. Aus dem gleichen Grund sollen sie dann auch eine zweite Person angegriffen haben.

Nachdem sie den überlebenden Geschädigten schwer verletzt hatten, sind sie mutmaßlich mit der Beute geflüchtet. Zur Höhe der Beute wurden keine Angaben gemacht. „Als Tatmittel diente ein Gegenstand beziehungsweise Gegenstände, die als Schlagwerkzeug benutzt, schwerste Kopfverletzungen bei beiden Geschädigten hervorgerufen haben“, heißt es in der Pressemitteilung.

Dorfbewohner unter Schock

Die Bluttat hat das kleine Dorf Riedichen mit seinen 200 Einwohnern unter Schock gesetzt. Diesen Eindruck gewinnt man zumindest, wenn man sich mit den Menschen in der Zeller Berggemeinde unterhält. Das Tötungsdelikt macht viele Einwohner sprachlos und betroffen. „So etwas hat es hier, so lange wir uns erinnern können, noch nie gegeben“, berichten ältere Dorfbewohner. Weder Eltern noch Großeltern hätten je von einem ähnlichen Vorgang erzählt.

Da kriminelle Vorkommnisse in dem Dörfchen am Fuß der Hohen Möhr bis dato so gut wie unbekannt waren, ist die Bestürzung über das, was sich jetzt ereignet hat, umso größer. Anwohner und Nachbarn versichern, von einem Streit oder einer lautstarken Auseinandersetzung nichts mitbekommen zu haben. Erst die Martinshörner von Polizei und Krankenwagen schreckten am Dienstag gegen 23 Uhr viele Dorfbewohner auf. Niemand konnte zu diesem Zeitpunkt ahnen, dass etwas derart Schlimmes passiert war.

Im Dorf kannte man die Arbeiter kaum

Als jedoch immer mehr Streifenwagen hinzukamen und die Polizisten begannen, das Dorf und die nähere Umgebung mit Suchscheinwerfern abzusuchen, wurde klar, dass etwas Ungewöhnliches geschehen sein muss. Gegen Mitternacht waren auch die Geräusche eines Suchhubschraubers zu vernehmen.

Gleichzeitig wurden die Bewohner gebeten, in ihren Wohnungen und Häusern zu bleiben. Manche Bürger erfuhren erst am nächsten Morgen von der schrecklichen Tat – und da nicht klar war, wohin die beiden Männer geflüchtet waren, konnten viele Riedicher erst einen Tag später wirklich aufatmen, als sie erfuhren, dass die Gesuchten festgenommen worden waren.

Auffällig geworden waren die Arbeiter, die erst seit kurzem in ihrem Domizil in Riedichen wohnten, zuvor nicht, heißt es im Dorf. Im Gegenteil, man kannte sie kaum. Gesehen wurden sie höchstens frühmorgens, wenn sie mit ihrem Kleintransporter zur Arbeit fuhren, oder abends, wenn sie wieder zurückgekehrten, berichtet ein Nachbar des Anwesens. Kontakte zwischen ihnen und der Dorfbevölkerung gab es so gut wie keine.

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