Im Jahr 1927 wurde die Fastnachtsgesellschaft Zell gegründet, die sich fortan um die Organisation kümmerte und diese ununterbrochen bis 1939 durchzog. Im Dezember 1939, also vier Monate nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs, stellte die Fastnachtsgesellschaft beim Verband der Oberrheinischen Narrenzünfte (VON) den Antrag, im Februar 1940 ein großes Narrentreffen ausrichten zu dürfen. Daraus wurde nichts.
Denn Tage später kam ein Schreiben des VON, dass sich alle Mitgliedszünfte „während des Krieges jeder öffentlichen karnevalistischen Veranstaltung enthalten sollen“. Es folgte also die zweite langjährige Unterbrechung aller fasnächtlichen Aktivitäten. Einzig am 4. Februar 1940 veranstaltete die Fastnachtsgesellschaft im Gemeinschaftsraum der Weberei ein „Wunschkonzert zugunsten unserer Frontsoldaten“.
Die Zwangspause dauerte dieses Mal neun Jahre. 1948 fand, wenn auch verbotenerweise, eine Fasnacht in Zell statt. Zell befand sich damals unter französischer Besatzung. Diese verbot jede Art von Menschenansammlungen oder Veranstaltungen und drohte mit harten Strafmaßnahmen bei Zuwiderhandlung.
Grönländer veranstalten illegalen Umzug
Dennoch rumorte es im Zeller Ortsteil Grönland. Dort wurde heimlich an Umzugswagen gebaut und Kostüme wurden genäht oder „organisiert“. Am Fasnachtssonntag wagten sich die Grönländer auf die Straßen und veranstalteten einen illegalen Umzug im Grönland. Gepackt von einer Hochstimmung, getrauten sie sich im Laufe des Nachmittags mit ihrem Umzug bis ins Zeller Städtli. Eine brenzlige Situation entstand direkt am Latschariplatz. Denn im Gasthaus „Kranz“ war die französische Kommandantur untergebracht, deren bewaffnete Soldaten das Treiben beobachteten, allerdings nichts unternahmen. So kamen alle Fasnächtler an dieser verbotenen Fasnacht ungeschoren davon. Wer weiß, was passiert wäre, wenn das französische Militär eingegriffen hätte?
Ab 1949 konnte die Zeller Fasnacht wieder ganz offiziell stattfinden. Bis ins Jahr 1991 sollte es dauern, bis wieder einmal alle Fasnachtsveranstaltungen abgesagt wurden. Am 17. Januar 1991 brach der Golfkrieg aus, und es gab in Deutschland eine allgemeine antifasnächtliche Stimmung. Nachdem die Karnevalshochburgen Köln, Mainz und Düsseldorf ihre Veranstaltungen abgesagt hatten, empfahl auch der VON seinen Mitgliedszünften, auf Fasnachtsveranstaltungen zu verzichten.
Entscheidung von 1991 wird als Fehler gesehen
Nach langen Diskussionen fügte man sich in Zell widerwillig dieser Empfehlung. Im Nachhinein war man sowohl beim VON als auch in Zell der Meinung, dass dies falsch war. Denn irgendwo auf der Welt herrscht immer Krieg und Elend. Als Fasnächtler kann man das nicht beeinflussen. Aber mit der Fasnacht kann man anderen und auch sich selbst eine Freude machen.
In diesem Jahr ist die Situation gänzlich eine andere. Wie der Präsident der Zeller Fastnachtsgesellschaft, Peter Mauthe, betont: „Fasnacht wird sein, auch wenn es keine öffentlichen Veranstaltungen geben wird. Es war auch Weihnachten, obwohl keine Weihnachtsmärkte stattgefunden haben. Die Rücksicht auf die Gesundheit der Mitwirkenden und Besucher verbietet dieses Jahr allerdings eine Fasnacht, wie wir sie üblicherweise gewohnt sind.“
An den Fasnachtstagen selbst soll man in Zell in diesem Jahr auch ohne die üblichen Veranstaltungen merken, dass Fasnacht ist. Es gibt beispielsweise eine Fasnachtsplakette, die schon seit dieser Woche verkauft wird. Der Verkauf der Plaketten hilft, die laufenden Kosten, die trotzdem anfallen, zu decken. Jede Plakette nimmt nach der Fasnacht automatisch an einer Verlosung teil, bei der eine massiv silberne und goldene Plakette zu gewinnen sein werden. Außerdem zeigt man mit dem Tragen der Fasnachtsplakette seine Solidarität mit der Zeller Fasnacht, getreu dem Motto 2021: „Trotz dem ganze Gruus, mir mache ‘s Beschti drus.“