Zell im Wiesental Natur wird sich selbst überlassen

Markgräfler Tagblatt
So oder so ähnlich könnten Bereiche aussehen, die als Waldrefugien ausgewiesen werden. Foto: Archiv Foto: Markgräfler Tagblatt

Gemeinderat: Bereich für Waldrefugien festgelegt /Räte segnen Zielsetzung für Forsteinrichtung ab

Zum Dschungel wird der Zeller Stadtwald kaum werden, doch der Gemeinderat war in seiner Sitzung am Montag angehalten, die Standorte für sogenannte Waldrefugien abzusegnen, in denen künftig kein Forstbetrieb mehr stattfinden wird. Gleichzeitig legte das Gremium im Zuge der Forsteinrichtung 2019 die Eigentümerzielsetzung fest.

Von Peter Schwendele

Zell. Sechs sinnvolle Standorte für Waldrefugien hatten Marco Sellenmerten, Leiter des Forstamts Todtnau, und Revierförster Winfried Herden im Vorfeld ausfindig gemacht. Es handelt sich um recht abgelegene, unwegsame Bereiche, die aufgrund ihrer Steillage schon bisher allerhöchstens eingeschränkt für eine forstwirtschaftliche Nutzung in Frage kamen. In diesen soll das sogenannte Alt- und Totholzkonzept verwirklicht werden, indem die Natur quasi sich selbst überlassen wird. „Das Konzept ist ähnlich wie bei den Bannwäldern, nur dass die Flächen deutlich kleiner sind und es sich um eine Selbstverpflichtnug handelt“, sagte der Forstbezirksleiter. Insgesamt handelt es sich um knapp sieben Hektar Wald; die Bereiche liegen im Gewann Nesselgraben an der Hohen Möhr, im Gewann Fliegeten an der Grenze zu Häg-Ehrsberg, oberhalb der Wiese bei Atzenbach, in zwei Fällen am Jeglesgraben und oberhalb der Liebeck an der Grenze zum Nachbarort Hausen.

Sellenmerten legte dar, dass die einzelnen Gebiete in den Ökopunktehandel eingebunden werden können, allerdings erst ab einer Größe von einem Hektar. Daraufhin legte der Gemeinderat fest, dass sämtliche in Frage kommenden Areale auf mindestens diese Größe zugeschnitten werden sollen.

Einar Decker (FW) sagte, dass die sechs Waldrefugien der Stadt und der Forstwirtschaft nicht weh tun würden. Allerdings wies er darauf hin, dass die Borkenkäfergefahr in Bereichen, die nicht mehr bewirtschaftet werden, steigen könnte. Förster Herden konnte aber Entwarnung geben; man habe bewusst nur Flächen ausgesucht, auf denen die hierfür anfällige Birke nicht vertreten sei.

Auch im Hinblick auf die Sicherheit sah Herden keine Probleme. Lediglich durch zwei Refugien würden kleine, alte Wege führen. Diese könne man schließen, so dass Spaziergänger im Zweifelsfall nicht von herabfallendem Holz tangiert würden.

Grundsätzlich gehe es bei der auf zehn Jahre festzuschreibenden Forsteinrichtung darum, die Ziele der bisherigen Forsteinrichtung fortzuschreiben, um Kontinuität im Stadtwald zu erreichen, erklärte Marco Sellenmerten den Räten. Sehr vieles sei auch bereits in den Vorgaben festgeschrieben (Stichwort: „Helsinki-Kriterien“). Im Vordergrund stehen sieben Zielbereiche: Walderhaltung, gesunde Waldökosysteme, Artenvielfalt, Schutzfunktion, Sozialfunktion, Produktionsfunktion und Haushaltsfunktion.

Auf Anregung von Einar Decker wurde kurz über die Einordnung der eigenen Waldarbeiter diskutiert. Der FW-Stadtrat wollte diesen eine größere Bedeutung zusprechen, doch das Gremium einigte sich darauf, aus „Realitätsgründen“ bei der Einordnung der drei Waldarbeiter in die mittlere Bedeutungskategorie zu bleiben.

Bei einer Gegenstimme (Klaus Wetzel, CDU) segnete das Gremium die Eigentümerzielsetzung sowie die Waldrefugien ab. Grundsätzlich ging der Tagesordnungspunkt relativ zügig über die Bühne, da der Gemeinderat bereits in seiner letzten Sitzung über die Forsteinrichtung gesprochen hatte. Dabei war die Waldflächenerfassung vorgestellt und der Themenkomplex Wald-/Weideabgrenzung erläutert worden. Allerdings kam letztere Thematik am Montag nochmals aufs Tapet, als ein Bürger in der Fragestunde die Abwicklung und Einordnung im Bereich Mambach kritisierte. Es gebe massive Unklarheiten, so seine Kritik. Bürgermeister Rudolf Rümmele wies darauf hin, dass die Angelegenheit in erster Linie in die Zuständigkeit der Ortsverwaltung falle.

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