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Zell im Wiesental Neuer Jugendraum – neue Impulse

Peter Schwendele

Offene Jugendarbeit: Ergänzung fürs Zeller Jugendzentrum / Streetworker Heipel bietet Projekte an

Neuer Impuls für die offene Jugendarbeit in Zell: Seit gut vier Wochen steht im Jugendzentrum ein weiterer Raum zur freien Nutzung für Jugendliche zur Verfügung. Gleichzeitig bietet dort Sozialarbeiter Norman Heipel, der auch als Streetworker im oberen Wiesental unterwegs ist, mehrere konkrete Projekte an.

Von Peter Schwendele

Zell/Oberes Wiesental. Ergänzt wird somit das Angebot, das Jugendreferent Zlatko Talic schon seit einigen Jahren in Räumen der früheren Johann-Faller-Schule im Zeller Schulzentrum insbesondere für jüngere Kinder erfolgreich durchführt. „Der neue Raum ist für alle da, auch für die, die bisher schon ins Juz gekommen sind“, stellt Heipel klar. Der Sozialarbeiter hofft allerdings, dass mit der Zeit immer mehr Jugendliche den Weg ins Juz finden, die bisher noch nicht in die offene Jugendarbeit eingebunden werden konnten.

Ansprechend eingerichtet ist der neue Raum schon einmal. Neben gemütlichen Sitzgelegenheiten findet sich dort auch ein Billardtisch und ein Schlagzeug. Letzteres will Norman Heipel, der selbst in seiner Jugend musikalische Erfahrungen gesammelt hat, nutzen, um ein Schlagzeugprojekt (donnerstags von 15 bis 16 Uhr) anzubieten. Geplant ist auch ein Tauchprojekt (donnerstags von 19 bis 20 Uhr), das ebenfalls auf persönlichen Erfahrungen des sozialarbeiterischen Quereinsteigers aufbaut, denn Heipel hat früher jahrzehntelang als Tauchlehrer gearbeitet. Ein weiteres konkretes Projekt, das Heipel hofft aufgleisen zu können, nennt sich „Youth News“ (freitags von 17 bis 19 Uhr). Ziel sei es, für das, was Jugendliche bewegt, was sie ihrem Umfeld und der Welt mitteilen möchten, eine Plattform zu bieten, und zwar erst einmal unabhängig davon, ob dies in digitaler Form etwa über einen Blog oder in traditioneller Weise über eine Art Zeitung passiert. „Da ist alles möglich, das wollen wir zusammen entwickeln“, sagt Norman Heipel.

Zusätzlich dient der neue Jugendraum als Treffpunkt für eine reine Mädchengruppe (donnerstags von 16 bis 19 Uhr), die von Heipels Caritas-Kollegin Celia Vetters geleitet wird. „Wir sind überzeugt, dass reine Mädchenarbeit wichtig ist, auch wenn das für manche Jungs erst mal nur schwer zu verstehen ist“, stellt Heipel klar.

Kontinuität ist in der Jugendarbeit wichtig

Konflikte dieser Art müsse man auch in einem Jugendzentrum aushalten, ist der 55-Jährige überzeugt. „Wir sind hier keine heile Familie, es wird immer Streitpunkte geben, und die muss man dann eben klären“, legt er seine Sichtweise dar. Voraussetzung für ein funktionierendes Jugendzentrum ist allerdings in seinen Augen, dass alle grundsätzlich an einem Strang ziehen wollen.

Für extrem wichtig in der offenen Jugendarbeit hält Norman Heipel den Aspekt der Kontinuität: „Man muss Jugendzentren regelmäßig öffnen, sonst trocknet das ganz schnell aus.“ Das hat der gebürtige Bremer Ende letzten Jahres in Bezug auf das Jugendzentrum in Todtnau, das er ebenfalls betreut, schmerzhaft erfahren. Als er vier Wochen lang im Urlaub war, brach dort schnell alles weg, auch weil das Prinzip der Selbstverwaltung unter den Jugendlichen nicht funktionierte.

Seit Mai 2021 ist Heipel überwiegend als Streetworker im oberen Wiesental zwischen Zell und Todtnau tätig und dort regelmäßig zu bestimmten Zeiten an bestimmten Orten anzutreffen. Bisher stößt das niederschwellige Angebot noch nicht auf allzu breite Resonanz, auch wenn der Sozialarbeiter bereits einzelnen Jugendlichen mit massiven Problemen über sein fachliches Netzwerk Hilfe zukommen lassen konnte. „Ich bin da, wenn es Probleme mit Schule, Eltern, Behörden, Drogen oder sonstwelcher Art gibt, es bringt aber nichts, die Jugendlichen zu bedrängen“, weiß Heipel. Geduld sei hier vonnöten, um etwas aufzubauen, dies umso mehr, als zuvor noch nie ein Streetworker im oberen Wiesental unterwegs war.

Beim Kontakt mit Jugendlichen, die in wenig gefestigten Verhältnissen klarkommen müssen, kommt dem Streetworker in Sachen Glaubwürdigkeit sicher zugute, dass auch sein eigenes Leben nicht ohne Brüche verlaufen ist. Der gebürtige Bremer verbrachte seine Kindheit in Namibia, kehrte mit zwölf Jahren nach Deutschland zurück, lebte einige Jahre in der Punk-Szene und holte erst mit 20 Jahren seine Schulabschlüsse nach. Nachdem er jahrzehntelang als Tauchlehrer gearbeitet hatte, absolvierte er vor fünf Jahren ein Fernstudium im Studiengang Soziale Arbeit und orientierte sich damit noch mal ganz neu. Wobei er betont, dass die Umorientierung für ihn viel Sinn macht: „Das Soziale war schon immer auch mein Thema.“

Der neue Jugendraum in Zell hat jeden Donnerstag und Freitag von 15 bis 20 Uhr geöffnet. Streetworker Norman Heipel ist jeden Tag von 14 bis 15 Uhr am Bahnhof in Zell und von 15 bis 16 Uhr beim Spielplatz am Buchenbrändle in Schönau anzutreffen. Außerdem ist er telefonisch unter 016095194903 zu erreichen.

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