Zell im Wiesental Schüler halten den Dialekt lebendig

Hans-Jürgen Hege

Mundart: Preisträger des Gerhard-Jung-Wettbewerbs gekürt / Kathrin Ruesch überzeugt die Jury

„Bleibt gesund und bleibt Jung mit großem J“, gab der Zeller Bürgermeister Peter Palme schweißtriefenden Zuschauern und Preisträgern des siebten Gerhard-Jung-Wettbewerbs, der nach pandemiebedingtem Ausfall 2021 am Freitag im neu renovierten, „(un-)gemütlich warmen“ Pfarrsaal mit Verspätung stattfinden konnte, mit auf den Heimweg. Zuvor sahnten die aus den Vorjahren üblichen, hochtalentierten „Verdächtigen“ wie Catharina Müller oder die Schwestern Kathrin und Ingrid Ruesch die Preise ab.

Von Hans-Jürgen Hege

Zell. Aber erfreulicherweise setzten sich bei diesem Wettbewerb gleich mehrere Schulklassen mit teils eigenwilligen, teils sehr originellen Mundart-Dichtungen und sprachlichen Spielereien oder – wie etwa die Grundschulklasse 2A der Gerhard-Jung-Schule – mit einer tollen musikalisch-alemannischen „Fahrt durchs Städtli“ à la „schwäbische Eisenbahn“ bei der Jury überzeugend durch.

Nein, die Mitglieder der Jury hatten es auch in diesem Jahr nicht einfach. Markus Manfred Jung (Lyrik), Heidi Zöllner (Prosa) und Timo Weber-Blaser als Lehrer der Montfort-Realschule Zell und Vertreter der Stadt hatten unter sehr vielen, qualitativ hochwertigen Einsendungen die berühmte Qual der Wahl. Aber sie mussten da durch, wenn sie den Wunsch des Ehrenbürgers, Heimatdichters, Liedermachers und Autors von aufsehenerregenden Stücken wie dem „Tag im April“ erfüllen wollten, die Mundart hochzuhalten und den Nachwuchs ins Bemühen um den Erhalt der Muttersprache nachhaltig einzubinden.

Trachtengruppe würdigt den Heimatdichter

Mehr als 50 Jahre war der überaus heimatverbundene Gerhard Jung als „stolzer Trachtler“ Mitglied der Trachtengruppe Zell. Trachtengruppenchef Christoph Greiner würdigte ausführlich Jungs Verdienste um die Muttersprache. Noch immer sei seine Organisation „stolz, einen eigenen und sehr erfolgreichen und beliebten Mundartdichter“ in ihren Reihen gehabt zu haben. Das habe dem Verein viele sonst verschlossene Türen geöffnet und Auftritte der Tanzgruppen weit über Zells Grenzen hinaus erlaubt. Nicht zuletzt deshalb sei er „froh und dankbar über diesen Wettbewerb“, dessen regelmäßige Organisation die Stadt „ganz in unserem Sinn“ übernimmt.

Die Preisträger in den verschiedenen Kategorien

Nun aber zu den Preisträgern, die ein Jahr länger als üblich auf die Prämierung ihrer Arbeiten warten mussten. Den dritten Platz in der Sparte Prosa ergatterte Catharina Müller mit ihrer bewegenden „Summer“(Sommer)-Geschichte. Mit einem „Anerkennungspreis“ lief sich die Hebelschule Schliengen quasi schon mal „warm“, denn nach der Klasse 6B („erweiterte Hebelgedichte“) erhielten die Klassen 7B mit „Gedichten und Geschichten“ noch einen zweiten und die Klasse 7A mit einem „Kalender“-Lied schließlich einen der begehrten ersten Preise in der Sparte Schule. Einen solchen gewann am Ende auch eine quicklebendige Rasselbande (Klasse 2A) der Zeller Gerhard-Jung-Schule mit einer herzerfrischenden Fahrt begeisterter Reisender „durchs Städtli“.

Von der Stadt Zell, der Muettersprochgesellschaft, Banken und Sparkassen gesponserte Einzelpreise gingen an Kathrin Ruesch (zweiter Platz Sparte Prosa für „Lumbesammler un Nagedeerer“), Catharina Müller (zweiter Platz Lyrik für „Mi Herz“) und an Ingrid Ruesch (zweiter Platz Lyrik für ihre Geschichte „nomol“). Einen Einzelpreis in der Sparte Prosa erhielt (in Abwesenheit) Valo Christiansen, welche die Jury mit ihrer nostalgischen Geschichte „nooch dere ganze Zit“ überzeugte. Am Ende setzte sich auf einem ersten Platz noch einmal Kathrin Ruesch mit Texten über „Glehwürmle im September“ und mit „Zukunftserinnerungen“ durch.

Peter Palme blieb nach den beeindruckenden Lesungen und Vorträgen das Schlusswort vorbehalten. Der Wettbewerb habe „die Lebendigkeit der alemannischen Mundart sehr gut dargestellt“, fand der Bürgermeister und versprach: „Gerne wollen wir diese inzwischen zur Tradition gewordene Veranstaltung wieder im normalen Rhythmus in drei Jahren fortführen.“ Anschließend lud der Rathauschef die Preisträger, die Jury und die Besucher zu Häppchen und Getränken „an die Fensterfront des Pfarrsaals“ ein.

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