Zell im Wiesental Schule als Lebensraum gestaltet

Markgräfler Tagblatt

Gerhard-Jung-Schule: Rektorin Renate Maier offiziell in den Ruhestand verabschiedet

Eine Schule, die sich in allererster Linie an den Kindern und ihren Bedürfnissen orientiert und die Freiraum lässt zur persönlichen Entwicklung – so könnte man das Leitmotiv umschreiben, dem Renate Maier in ihrem Berufsleben als Lehrerin gefolgt ist. Gestern wurde die Rektorin der Gerhard-Jung-Schule Zell, die auch viele Jahre in Gresgen als Schulleiterin gewirkt hat, in den Ruhestand verabschiedet.

Von Peter Schwendele

Zell. So passte es durchaus, dass die Feierstunde im Gresger Bürgerzentrum stattfand – coronabedingt allerdings in einem kleineren Rahmen als sich die scheidende Rektorin, die in ihren vier Jahrzehnten an Zeller Schulen viele Kontakte geknüpft hat, gewünscht hätte. Zu ihrem Leidwesen konnten auch keine Schüler dabei sein, wobei Renate Maier ihre Gäste wissen ließ, dass sie in den Tagen zuvor persönlich von jeder Klasse an den Grundschulen in Zell, Gresgen und Atzenbach Abschied genommen hat.

Bürgermeister Peter Palme skizzierte in seiner Verabschiedungsrede den Werdegang Maiers nach. Bemerkenswert dabei: Renate Maiers Berufsweg begann 1981 in Zell und endet dort auch in wenigen Tagen. Dazwischen lag eine 19-jährige Phase in Gresgen, die für beide Seiten, sowohl für die damals noch eigenständige Schule im Bergdorf als auch für die Pädagogin selbst, sehr bereichernd war.

Palme erinnerte auch an das kommunalpolitische Engagement Maiers in der Friedensgruppe Zell, als Gründungsmitglied des Eine-Welt-Ladens, als Vorsitzende der Zeller Grünen und nicht zuletzt von 1995 bis 1999 als „Eine-Frau-Fraktion“ der Grünen im Gemeinderat.

Der Bürgermeister dankte der scheidenden Rektorin für ihre nicht immer einfache Arbeit und „für all das, was Sie für viele Schülergenerationen in Zell, Atzenbach und Gresgen geleistet haben“.

Regina Höfler, stellvertretende Leiterin des Staatlichen Schulamts in Lörrach, hatte die Entlassurkunde für Renate Maier dabei und zitierte aus der Akte der Pädagogin, die nicht zuletzt durch viele Fortbildungsteilnahmen ihre positive Berufseinstellung unterstrichen habe. „Äußerst engagiert“, „überragende fachliche Kenntnisse“ und „in hohem Maße belastbar“ waren einige Beschreibungen, die Höfler wiedergab.

Die Schulamtsvertreterin lobte Renate Maier für ihren Mut, den sie vor einigen Jahren gezeigt habe. Denn obwohl ihr die Schule in Gresgen „sehr ans Herz gewachsen war“, stellte sie sich der Verantwortung, als die Behörde sie für die Übernahme der vakanten Schulleiterstelle an der Gerhard-Jung-Schule in Zell auswählte. „Es war keine leichte Entscheidung, aber Sie haben Ihr Herz in die Hand genommen und sich der großen Herausforderung gestellt“, sagte Regina Höfler. Für diese Bereitschaft und das vor allem in den letzten Jahren gezeigte Engagement gebühre Renate Maier allergrößte Anerkennung.

Höfler: „Ihr Beruf war auch Ihre Berufung“

Gleichzeitig sei Maier in ihren 40 Jahren als Lehrerin und den 25 Jahren als Schulleiterin immer vor allem für die Kinder da gewesen. Höfler: „Ihr Beruf war auch Ihre Berufung, das hat man immer gespürt.“

Gedankt wurde Maier auch von ihrer Stellvertreterin Kristina Musolt und von allen Lehrerkollegen, die für die scheidende Rektorin Geschenke, aber auch jeweils ganz individuelle Ruhestandswünsche im Gepäck hatten, sowie vom Betreuerteam der Ganztagsgrundschule, für das Klaus Berger Abschiedsworte fand. Originell beschenkt wurde Renate Maier vom Elternbeirat, für den Diana Agostini ein liebevoll gestaltetes „Gutscheinhaus“ überreichte.

Von diesem Zuspruch nach eigenem Bekunden sehr berührt, gab Renate Maier dann einen sehr persönlichen Einblick in ihren Werdegang und ihr Befinden. Sie erzählte, dass sie schon als Jugendliche Lehrerin werden wollte und dass sie später „am liebsten ohne Schulbuch unterrichtet hat“. Bis zum Jahr 1996 habe sie nie daran gedacht, eine Schule zu leiten, aber in Gresgen habe sich dies ganz natürlich ergeben. Dort habe sie gefunden, was zu ihr passte: „Schule als Lebensraum, in dem selbstständiges Lernen möglich war.“

Maier erinnerte aber auch an schwierige Zeiten, als die Kassen der Stadt Zell so leer waren, dass man über die Schließung der Gresger Schule diskutierte. Zeiten, in denen das ganze Dorf sich für die Einrichtung engagierte, um den Erhalt zu sichern.

„Freiheit ist Einsicht in die Notwendigkeit“ – mit diesem Aphorismus von Rudolf Steiner umriss Maier den letzten Wendepunkt ihres Berufslebens im Jahr 2015, „als das Schulamt bestimmte, dass ich Rektorin in Zell werden muss“. Das Kollegium sei damals einerseits froh gewesen, dass jemand die vakante Position ausfüllen wird, andererseits jedoch skeptisch gewesen, ob die im beschaulichen Gresgen wirkende „Neue“ der Aufgabe gewachsen ist. Zudem sei sie auf eine sich massiv verändernde Schullandschaft getroffen, rekapitulierte Renate Maier und nannte unter anderem die Abwicklung der Werkrealschule und den Aufbau der Ganztagsschule.

„Ich habe mein Bestes gegeben“, sagte Maier. Nicht alles sei geglückt, aber für ihre persönliche Weiterentwicklung seien die letzten Jahre sehr förderlich gewesen.

Die scheidende Rektorin bedauerte, dass ihre Position noch nicht wieder besetzt werden konnte, zeigte sich aber überzeugt, dass Konrektorin Kristina Musolt das Schulschiff in den nächsten Monaten gut steuern wird. Bevor sie ihre Gäste an ein reichhaltiges Buffet einlud, legte sie ihre Hoffnung dar, dass der Geist vieler freier Schulen auch an den staatlichen Schulen Einzug halten möge: „Ich wünsche mir Schulen mit dem Schulfach Glück.“

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