Weiter kritisierte die Stadträtin, dass ihr die Einsicht in die Netzentgeltberechnung – ein weiterer wichtiger Punkt in der Bewertung – unter Hinweis auf Betriebsgeheimnisse verweigert worden sei. In dieselbe Kerbe hieb auch FW-Fraktionssprecherin Andrea Friedrich. Es sei ein gravierendes Manko des gesamten Verfahrens, dass kein Gemeinderat Einblick in die Netzentgeltberechnung erhalten habe. „Das ist Geheimniskrämerei“, sagte Friedrich. Zumindest hätte man jedoch die Netzentgeltberechnung von einem zweiten Fachmann gegenprüfen lassen sollen, kritisierte Friedrich den auch von Dolzer angesprochenen Verzicht auf das sogenannte Vier-Augen-Prinzip.
Grundsätzlich würden die Freien Wähler die vorgenommene Bewertung für nicht korrekt halten. So sei die Beurteilung der Firma ED bei der Netzsicherheit viel zu positiv ausgefallen. Friedrich führte Stromausfälle im Versorgungsgebiet von ED an, sprach von „Untätigkeit“ und wertete den Versorgungszustand als „nicht sehr vertrauenerweckend“. Des Weiteren konstatierte sie einen „Investitionsstau“ bei der Firma ED.
Bürgermeister weist Vorwurf zurück
Daraufhin sah sich Klaus Wetzel (CDU) genötigt, eine Lanze für den bisherigen und zukünftigen Energieversorger zu brechen. ED habe möglicherweise in den vergangenen Jahren zu wenig in die Stromnetze investiert, dafür aber erhebliche Mittel in die Kraftwerke gesteckt. Man könne davon ausgehen, dass sich dies in der Zukunft wieder ausgleiche.
Bürgermeister Rudolf Rümmele wies den Vorwurf der Geheimniskrämerei zurück. Der Verfahrensweg sei mit dem Landratsamt abgestimmt. Außerdem habe kaum ein Gemeinderat von seinem Einsichtsrecht in die Unterlagen Gebrauch gemacht, gab der Rathauschef zu bedenken.
Rechtsanwalt Berger verwies auf das von seiner Kanzlei erarbeitete 75-seitige Gutachten. „Ich glaube nicht, dass man zu einem anderen Ergebnis kommen kann“, meinte der Jurist. Es gebe in derartigen Fragen immer einen Interessenkonflikt zwischen Transparenz und Bieterschutz. Man sei auf einem schmalen Grat gewandert und habe den Räten so weit wie möglich Einblick in die Unterlagen gewährt.