Zell im Wiesental Vorfahrtsänderung: Zell wehrt sich

Markgräfler Tagblatt
Bisher gilt an der „Löwen“-Kreuzung im Zeller Stadtkern Rechts vor Links. Das Landratsamt will künftig der L 140 von und zur Kirchstraße Vorfahrt einräumen – ein Ansinnen, für das Gemeinderat und Stadtverwaltung überhaupt kein Verständnis aufbringen. Foto: Peter Schwendele Foto: Markgräfler Tagblatt

Landratsamt will Rechts-vor-Links an der „Löwen“-Kreuzung abschaffen

Streitpunkt „Löwen“-Kreuzung“: Die Stadt Zell wird beim Regierungspräsidium Freiburg Widerspruch gegen die Entscheidung des Landratsamts Lörrach einlegen, die Vorfahrtsregelung zu ändern. Dass künftig an dieser zentralen Stelle in Zell nicht mehr rechts vor links gelten soll, sondern der L 140 Vorfahrt eingeräumt wird, sorgte am Montag im Gemeinderat für großes Unverständnis.

Von Peter Schwendele

Zell. Die anvisierte Veränderung resultiert aus einer Verkehrsschau mit dem Landratsamt Lörrach und dem Polizeipräsidium Freiburg, die im Juli stattgefunden hatte. „Ich bin fast vom Stuhl gefallen, als ich das gehört habe“, sagte Bürgermeister Peter Palme in der Sitzung am Montag, „das hätte doch zur Folge, dass man von Adelsberg her kommend runter über die Kreuzung brettern kann.“

Er habe sofort im Landratsamt beim zuständigen Mitarbeiter angerufen, in aller Form gegen das Vorhaben protestiert und die Argumente der Stadt dargelegt – erfolglos. Der Sachbearbeiter habe ihm dargelegt, dass es sich bei der „Löwen“-Kreuzung um einen Unfallschwerpunkt handle und dass die Stadt keine Chance habe, ihr Festhalten an der bisherigen rechts-vor-links-Regelung durchzusetzen. Palme berichtete weiter, dass das Landratsamt auch auf seinen Kompromissvorschlag, dann doch wenigstens Tempo 30 in diesem Bereich einzuführen, nicht eingegangen sei.

Matthias Uihlein vom Bürgerbüro der Stadt erklärte, dass an der Kreuzung seit 2015 etwa zwei bis drei Unfälle pro Jahr registriert worden waren; in aller Regel habe es sich um Blechschäden gehandelt, nur einmal sei eine leicht verletzte Person zu verzeichnen gewesen. Nach verwaltungstechnischen Maßstäben gelte die Kreuzung denn mittlerweile auch nicht mehr als Unfallschwerpunkt.

Zu rechnen sei damit, dass durch die ins Visier gefasste Neuregelung die Autofahrer auf der L 140 künftig sehr viel schneller unterwegs sein werden, warnte der Bürgermeister. .„Wir befürchten in Zukunft mehr Verletzte“, so Palme. Insbesondere werde es für Fußgänger gefährlicher. Besonders bedenklich sei auch, dass in diesem Bereich der Schülerverkehr und die Pendlerroute für Fahrradfahrer entlangführt. Damit nicht genug, müsse man weiter davon ausgehen, dass aufgrund der höheren Geschwindigkeit auch die Lärmbelastung steigen wird.

Im Ratsrund wurde das künftige Szenario durchweg ähnlich kritisch gesehen. „Wir sehen in der zu erwartenden Geschwindigkeit ein großes Problem“, meinte SPD-Fraktionssprecher Thomas Kaiser. Die Gefahr, dass es zu mehr Unfällen komme, sei nicht von der Hand zu weisen. „Wir können das Ansinnen der Verwaltung nur unterstützen“, sagte Thomas Schmidt für die CDU-Fraktion. Und Andrea Kummle (FW) regte eine Verkehrszählung an, die einer Vorfahrtsänderung vorausgehen müsse. Diese würde womöglich zeigen, dass vor allem in Stoßzeiten die Linie Schönauer Straße/Bahnhofstraße stärker frequentiert werde als die L 140.

Deutlich gegen die geplante Neuerung sprach sich auch Beate Riemer-Thoma (SPD) aus. Jetzt würden alle Verkehrsteilnehmer mit reduziertem Tempo auf die „Löwen“-Kreuzung zufahren, dies wäre bei einer Vorfahrtsänderung sicher nicht mehr der Fall. „Uns wird etwas auferlegt, das absolut sinnlos ist, wir sollten alles tun, was möglich ist, um das zu verhindern“, meinte die Stadträtin.

Einstimmig beauftragte der Gemeinderat im Anschluss an die Diskussion die Verwaltung, Widerspruch gegen die geplante Vorfahrtsänderung einzulegen.

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