Zum allgemeinen Umgang mit der Situation meint man bei Interbros, dass Deutschland derzeit sehr vieles richtig mache. Mit Blick voraus sagt Schneider: „Wir sollten noch etwas abwarten und dann gezielte und clevere Entscheidungen treffen. Aus unserer Sicht kann ein zu frühes ´Hochfahren` eine noch schlimmere Situation mit sich bringen.“ Grundsätzlich benötige man beim Wiederhochfahren der Wirtschaft besonnene und intelligente Strategien.
Weiter vorauszublicken, gleiche indes dem Lesen in der Glaskugel, so Schneider. Interbros hänge wie alle Unternehmen mit einem großen Exportanteil am Weltmarkt, „so dass für uns jeder Tag eine dramatische Wendung bedeuten kann“. Gleichwohl hofft man bei Interbros, dass in der Krise auch eine Chance steckt. Global sourcing – insbesondere für kritische Produkte wie Pharmawirkstoffe – und die damit verbundene Abhängigkeit von einzelnen Ländern oder Lieferanten werde sicherlich überdacht werden müssen, so die Meinung Michael Schneiders.
Hella
Der Großkonzern Hella, der ein Werk in Wembach und eine Zweigstelle in Atzenbach unterhält, habe sehr früh auf die Krise reagiert, heißt es beim Mutterkonzern in Lippstadt. So habe man bereits im Januar, als die Pandemie in Asien ausgebrochen ist, einen globalen Krisenstab sowie eine „Task Force“ zur Absicherung globaler Lieferketten eingerichtet, berichtet Unternehmenssprecher Markus Richter, und so sei es bisher „gut gelungen, das Unternehmen durch die Krise zu steuern“.
Um die Ausbreitung des Virus zu unterbinden, seien zahlreiche Maßnahmen eingeleitet worden, etwa das Verbot von Dienstreisen, die Schließung von Betriebsrestaurants, häufigeres Mobile Working oder die vorsorgliche häusliche Quarantäne von Rückkehrern aus Risikogebieten.
Nichtsdestotrotz wirke sich die Krise natürlich auch wirtschaftlich auf Hella aus, lässt Richter wissen. Der weltweite Einbruch des Automobilmarkts habe auch massive Auswirkungen auf die Nachfrage nach den Licht- und Elektronikprodukten von Hella. Die Folge: Über alle deutschen Standorte hinweg sind aktuell rund 80 Prozent der Belegschaft in Kurzarbeit, die bis Ende April, möglicherweise auch noch länger gehen werde. In China hingegen fahre das Geschäft gerade wieder hoch. Aktuell sei man dort bei einer Auslastung von etwa 60 Prozent, berichtet Richter. Derzeit bleibe nichts anderes übrig, als von Woche zu Woche zu schauen, wie sich die Situation entwickle.
Richter betont: „Wir haben es aktuell mit einer beispiellosen, weltweiten Krise zu tun, zu deren Bewältigung es keine Blaupause gibt.“ Momentan könne deshalb auch niemand vorhersehen, wie lang diese Krise andauern wird und wie tief die Spuren sein werden, die sie hinterlässt. So schlimm diese Krise auch sei, zugleich setze sie ungeahnte Energien frei, meint Markus Richter. Insbesondere was Themen wie Digitalisierung, Flexibilisierung oder Arbeiten von Zuhause aus angeht, erlebe man gerade einen zusätzlichen Schub. Bei Hella geht man zudem nicht davon aus, dass die globale Vernetzung künftig deutlich zurückgehen wird, denn diese biete vielfältige Vorteile und stelle auch die Wettbewerbsfähigkeit sicher.
Individuelle Mobilität werde weiter ein großes Thema bleiben. Insofern sei man bei Hella mittel- und langfristig gut aufgestellt. Das gelte insbesondere auch für Standorte wie Wembach und Atzenbach, wo innovative Innenbeleuchtungskonzepte für das Fahrzeug von Morgen entwickelt und herstellt werden, meint Markus Richter.
Zellaerosol
Das Zeller Unternehmen, das kosmetische Produkte, Pharmazeutika, Medizinprodukte und technische Produkte herstellt, arbeitet derzeit trotz der Corona-Krise noch „recht störungsarm“, wie Geschäftsführer Thilo Fessmann mitteilt. Dies gelte sowohl in Bezug auf die Auftragslage, für die Anwesenheit der Mitarbeiter, als auch für die Versorgung mit Verpackungsmaterialien und Rohstoffen. Wenn sich die Konjunktur allerdings weiter abschwächt, werde auch Zellaerosol die Folgen deutlich zu spüren bekommen und entsprechend reagieren müssen, weiß Fessmann.
Zum jetzigen Zeitpunkt könne man noch nicht sagen, wie sich die aktuelle Krise mittel- und langfristig auf das Unternehmen, das sich in einem wirtschaftlichen Nischensegment bewegt, auswirken wird, so der Zellaerosol-Geschäftsführer. Zu vermuten sei indes, dass es eine Ausdünnung in der Branche geben und die Abhängigkeiten zunehmen werden – einerseits, weil Kunden, andererseits weil alternative Bezugsquellen für die Beschaffung von Rohstoffen und Packmaterialien verschwinden könnten.
Fessmann sieht durchaus, dass in der derzeitigen Krise auch eine Chance steckt, gewisse Dinge zu verändern: „Die wirtschaftliche Zukunft gehört unter anderem denjenigen, die die Zeichen der Zeit rechtzeitig erkennen und handlungsfähig genug sind, sich den neuen Gegebenheiten anzupassen.“
(Weitere Einschätzungen von Unternehmen lesen Sie in unserer nächsten Ausgabe.)