Hundertprozentigen Schutz gibt es nicht
Hundertprozentigen Schutz gegen Wolfsrisse gebe es nicht, so Huber-Eustachi, aber Herdenschutzmaßnahmen würden die Wahrscheinlichkeit eines Vorfalls deutlich reduzieren, so die bisherigen Erkenntnisse aus Deutschland und der Schweiz. Zu entsprechenden Maßnahmen gezwungen wird aktuell niemand, doch wer Geld vom Staat will, muss die entsprechenden Richtlinien einhalten.
Frank Lamprecht, Tierhalter und Mitarbeiter des Herdenschutzprojekts des Naturschutzbunds Baden-Württemberg und des Landesschafzuchtverbands, stellte Beispiele für sinnvolle Schutzzaunanlagen vor. Entgegen der landläufigen Meinung würden Wölfe eher selten springen, sondern meistens versuchen, unter dem Zaun durchzuschlüpfen, weshalb es insbesondere wichtig sei, die Elektrifizierung der Zäune auch von unten her sicherzustellen.
Zäune bringen Kosten und Aufwand mit sich
Weiterhin wichtig sei eine durchgehende Spannung von mindestens 4000 Volt und eine sichere Erdung. Zu empfehlen sei, die Zaunanlagen möglichst täglich zu kontrollieren.
Gerade auch in dem oft schwierigen Gelände im Südschwarzwald gelte es häufig, individuelle Lösungen zu finden, um für die Bereiche, in denen Nutztiere gehalten werden, rundum Sicherheit zu gewährleisten, erwiderte Lamprecht auf diverse Einwände aus dem Publikum mit dem Tenor, die Vorgaben seien nicht umsetzbar.
Volker Erb räumte ein, dass die vorgestellten Maßnahmen erhebliche Kosten für Tierhalter und Landwirte mit sich bringen würden. Allerdings biete das Land – neben hundertprozentiger Entschädigung für nachweislich von Wölfen gerissene Nutztiere – auch hohe Zuschüsse für wolfabweisende Zäune.
Erb berichtete von einem derartigen Projekt in Todtnau, das innerhalb von acht Wochen über die Bühne gebracht worden sei und sagte: „Wir bemühen uns, solche Vorhaben so unbürokratisch wie möglich abzuwickeln.“
Aufgeheizte Stimmung und höhnisches Gelächter
Trotz solcher Zusicherungen war die Stimmung im Zeller Ratssaal aufgeheizt und die Darlegungen der Experten wurden des öfteren mit Unmutsäußerungen oder höhnischem Gelächter aufgenommen.
Nach dem Vortragsteil entwickelte sich denn auch eine lebhafte Diskussion über die Folgen und Belastungen, die die prognostizierte Rückkehr des Wolfs mit sich bringen könnte.
Zur Zaunthematik wurde eine ganze Reihe von Einwänden vorgebracht, so etwa im Hinblick auf die Themenbereiche Jagd, Wildwechsel, Wanderwege, Skifahren und allgemeiner Tourismus, aber auch hinsichtlich des hohen Kosten- und Zeitaufwands derartiger Maßnahmen für die meist nur als Nebenerwerbslandwirte oder -tierhalter tätigen Betroffenen.
Die Probleme seien bekannt und würden ernst genommen, meinte Volker Erb zusammenfassend und sagte: „Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass der ganze Südschwarzwald mit wolfabweisenden Zäunen belegt wird.“
Großzügige Entschädigung von betroffenen Tierhaltern im Blick behalten
Auch deshalb gelte es, die „großzügige Entschädigung“ von betroffenen Tierhaltern im Blick zu behalten. Doch auch hier sind verschiedene Aspekte zu bedenken, wie die Diskussion deutlich machte. So stellte eine Tierhalterin klar, dass es ihr gar nicht ums Geld gehe, sondern dass sie schlicht Angst um ihre Schafe habe.
Ein Teilnehmer erhielt starken Beifall für seine klare Forderung, dass der Wolf reguliert werden müsse, denn sonst sterbe im Südschwarzwald die Weidetierhaltung und in der Folge der Tourismus. Die Auflagen, die derzeit bereits im Nordschwarzwald gelten, wo eine sogenannte Wolfskulisse ausgewiesen ist, könne man jedenfalls in der hiesigen Region nicht erfüllen.
"Der Wolf muss reguliert werden"
Ein weiterer Teilnehmer stellte die Frage in den Raum, weshalb Zäune von den Landwirte gebaut werden sollten und ob dies nicht vielmehr die Aufgabe der Wolfbefürworter sein müsse.
Die Behördenvertreter wiesen mehrmals darauf hin, dass die grundsätzliche Frage, wie mit dem Wolf umgegangen werden soll, politischer Natur ist. „Das ist ein gesamtgesellschaftliches Thema“, sagte Micha Herdtfelder von der FVA, „über das weiter diskutiert werden muss.“