Zell im Wiesental Zell könnte „südliches Tor“ werden

Markgräfler Tagblatt
Die Stadt Zell signalisiert ihre Bereitschaft, beim Biosphärengebiet mitzumachen. Foto: Archiv Foto: Markgräfler Tagblatt

Gemeinderat spricht sich einstimmig dafür aus, beim geplanten Biosphärengebiet weiter mitzumachen

Von Peter Schwendele

Zell. Die Stadt Zell ist beim weiteren Verfahren zur Gründung des Biosphärengebiets Schwarzwald dabei. Dieser Beschluss des Gemeinderats fiel am Montagabend einstimmig. An der Zonierung soll bis zur endgültigen Fixierung des Vorhabens Mitte 2015 nochmals intensiv gearbeitet werden. In der Diskussion wurde auch angeregt, ein Besucherzentrum in Zell zu installieren.

Fachbereichsleiter Michael Herr legte zu Beginn der Debatte die aktuellen Einschätzungen dar, die der Stadt vorliegen. Von den Ortschaften haben Atzenbach, Gresgen, Mambach und Riedichen dem Vorhaben zugestimmt, Adelsberg will unter gewissen Bedingungen im Hinblick auf die Zonierung den Beitritt absegnen und Pfaffenberg stellt sich gegen das Vorhaben. Ebenso lehnen der BLHV Zeller Bergland, der Landschaftspflegeverein und der Gewerbeverein einen Beitritt ab. Dagegen setzt sich der Tourismusverein stark für das Projekt ein. Insgesamt sei die Thematik in der Schwanenstadt „sehr intensiv und vielfältig“ beraten worden, so Herrs Einschätzung. Der finanzielle Beitrag der Stadt Zell belaufe sich nach den derzeitigen Berechnungen auf rund 16 000 Euro pro Jahr.

Die Gemeinderäte waren sich einig, im Verfahren zu bleiben und in weiteren Gesprächen, die auf dem bisher Festgelegten aufbauen sollen, vor allem nochmals sinnvoll an der Zonenaufteilung in Entwicklungs-, Pflege- und Kernzone zu arbeiten. Allerdings wurden auch skeptische Stimmen laut. So wies Hubert Sprich (CDU) auf die anhaltenden Widerstände aus der Landwirtschaft hin. „Wir müssen die Landwirte mit ins Boot holen, sonst funktioniert das Ganze nicht“, warnte Sprich, der auch seine Zweifel kundtat, ob hier in der Gegend mit der Direktvermarktung landwirtschaftlicher Erzeugnisse großer Staat zu machen sei. Ziel müsse auf jeden Fall sein, die Kernzone (in der keine Bewirtschaftung erlaubt sein wird) möglichst klein zu halten. Sprichs Ansicht nach ist der ökologische Gewinn aus dieser Maßnahme viel zu gering, als dass er eine größere Stilllegung rechtfertigt.

Auch sein Fraktionskollege Werner Ganter bekundete, dass er sich mit dem Projekt schwertue. Das Ganze sei bisher relativ „substanzfrei“; er befürchte indes, dass die Verordnung im Lauf der Jahre immer mehr ausgeweitet werde.

Einar Decker (FW) verwies darauf, dass die bisherige Arbeit an der Zonierung durchaus positive Reaktionen hervorgerufen habe. Gleichwohl müsse insbesondere die Kernzone im Wühreloch kompakter gestaltet werden. Seine Fraktionskollegin An-drea Friedrich meinte, die Freien Wähler stünden dem Vorhaben positiv gegenüber und wollten dem Neuen eine Chance geben. Insofern gedenke man, den eingeschlagenen Weg zunächst weiter zu gehen, „wohl wissend, dass wir jederzeit die Notbremse ziehen können, wenn sich die Entwicklung als negativ erweisen sollte“.

Optimistischer äußerte sich Thomas Kaiser (SPD). Seine Fraktion sehe sowohl für die Landwirtschaft als auch für den Tourismus große Chancen durch ein Biosphärengebiet. Ein Besuch im Biosphärengebiet Schwäbische Alb habe gezeigt, dass die Beteiligten von dem Projekt profitieren würden. Dies betreffe auch die Landwirtschaft.

Kaiser regte darüber hinaus an, zu prüfen, ob ein Biosphärengebiet-Besucherzentrum, wie es auf der Schwäbischen Alb etliche gebe, auch in Zell installiert werden könnte. „Das wäre unser Wunsch und unser Anliegen, denn das könnte ein Highlight für Zell werden“, meinte der SPD-Fraktionssprecher.

Ein Gedanke, mit dem sich Bürgermeister Rudolf Rümmele durchaus anfreunden könnte. Er verwies auf die bevorstehenden Veränderungen im Bahnhofsbereich, auf Überlegungen zur E-Mobilität und in diesem Zusammenhang insbesondere auf die hohe Frequenz an Verkehrsteilnehmern, die in Zell umsteigt. Daraus könne man durchaus den Schluss ziehen: „Zell ist das südliche Tor zum Biosphärengebiet“, was wiederum die Einrichtung eines Besucherzentrums durchaus rechtfertigen könnte.

Walter Krögner vom Regierungspräsidium Freiburg, der in der Sitzung anwesend war (siehe unten stehenden Bericht), meinte zu diesem Thema, dass die Entscheidungen darüber zwischen den beteiligten Kommunen in einem fairen Verfahren nach festgelegten Kriterien erfolgen sollen.

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