Zell Lieder, die das Leben schreibt

Ines Bode
Gute Laune auf der Bühne beim Konzert von „Harlem Lake“ im Zeller Spassi. Foto: /Ines Bode

Die niederländische Blues-Band „Harlem Lake“ begeistert im Zeller „Spassi“ und klingt wie aus den Sümpfen Louisianas. 2022 gewann die Band den European Blues Challenge. Bei ihrem Auftritt macht sich Tanzlust breit.

Hochemotionale Botschaften sandte die Frontfrau Janne Timmer von „Harlem Lake“ ans Publikum. Aber vor allem zeigte sie beim Gastspiel am Freitag im Freizeitpark die tonalen Tiefen ihrer Musikerseele. Binnen kürzester Zeit gelang ihr der Wechsel von der gelassenen Privatperson zur gefühlsbetonten und ausdrucksstarken Künstlerin. Deutlich sichtbar fühlte sie körperlich jede Note.

Reifer Gitarrenblues

Schmerz und Klage wurden hörbar, gepaart mit oktavenreicher Stimmgewalt. So geschehen beim dritten Song, „A Fool’s Paradise“, ein Acht-Minuten-Stück, das von einem durchgezogenen Leitmotiv umgeben wird. Alter Bluesrock war da zu hören. Noch muss man sie wohl vorstellen, die Band, die den Blues im holländischen Delta schaffe, aber wie aus den Sümpfen Louisiana klinge, wie ein Kenner es treffend formulierte.

2022 gewannen sie die European Blues Challenge, im Vorfeld sorgten sie für Fassungslosigkeit - im positiven Sinne. Die Nummern triefen vor reifem Gitarrenblues und sind mit dem epischen Sound der Hammondorgel vergangener Zeiten ummantelt. Zwei CDs sind auf dem Markt. Im „Spassi“ kamen Stücke beider Scheiben zu Gehör, wie die Sängerin mitteilt. Fast scheint es, als hätte sie eine mädchenhafte Sprechstimme und eine zweite für den Beruf am Mikro. Erstere zeigte sich bei ihren Ansagen und etwa bei „Guide me Home“, ein sanftes Lied. Timmer zur Seite standen vier Männer: Schlagzeuger Benjamin, Basser Kjelt, Gitarrist Sonny und Tastenmann Dave Warmerdam. Letzterer, so geht die Kunde, habe in Memphis im Halbfinale der International Blues Challenge alle verblüfft.

Der Blues macht sich breit

Wie sich das anhört, verdeutlichte sich bei zahlreichen Soli und speziell beim Battle mit dem Drummer: „Deaf and blind“ - taub und blind. Auf gut Deutsch: Lieder, die das Leben schreibt. Vor allem Metaphern haben es der Band angetan. „Please watch my Bag“ klingt ganz danach. Oder „The River“, ein schleppender Song so geräumig wie ein Flussbett, in dem sich der Blues breit macht. Da sah man ihn im Geiste wackeln, den Thron von Alannah Myles. Viele melodische Wechsel sorgen für immer neue Klänge. „I’ve got a feeling“ zum Beispiel, eine ruhige Nummer, bei dem Warmerdam gesanglich mithält. Und immer wieder das vokale Spiel Timmers mit der großartigen Artikulation: „It’s a sin when you love somebody“, ein Cover des 30-jährigen Joe Cocker, gitarrenfrei interpretiert, nur mit Keyboardklang. Ein Glanzstückchen. Oder „Fooled again“, Ein schönes Stück“, wie der Niederländer in seiner Sprache sagte. Da machte sich Tanzlust breit im „Spassi“.

Qualität ist entscheidend

Als Veranstalter trat der Verein „ExBluesive“ auf. Zum zweiten Mal sei man mit der Reihe “Blues im Wiesental” im Zeller Spaßtempel zu Gast. Sprecher Manfred Bockey und Ulrich Köhler oblag das Einchecken des Publikums.

An Bands mit einem Award sei man gewöhnt, so Bockey, denn Qualität ist das A und O im Verein.

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